Muna El-Kurd

palästinensische Journalistin und Aktivistin

Muna El-Kurd (arabisch منى الكرد, DMG Munā al-Kurd, geboren 15. Mai 1998 in Sheikh Jarrah, Jerusalem) ist eine palästinensische Journalistin und Aktivistin. 2021 wählte die Zeitschrift Time sie in die Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten des Jahres.

Muna El-Kurd

Beruflicher Werdegang

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Im Juli 2021 schloss Muna El-Kurd ihr Journalismusstudium an der Birzeit-Universität in Ramallah ab.[1]

Rolle als politische Aktivistin

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Gemäß einem Urteil eines israelischen Bezirksgerichts von Anfang 2021 gehört das Grundstück, auf dem sie mit ihrem Zwillingsbruder Mohammed El-Kurd und anderen Familienmitgliedern in Sheikh Jarrah in Ostjerusalem lebt, der israelischen Siedlerorganisation Nahalat Shimon.[2][3] Auch drei Nachbarfamilien sind betroffen.[3] Über soziale Medien brachten die Geschwister ihren Fall an die Öffentlichkeit.[2] Muna El-Kurd wurde zu einer der Galionsfiguren der palästinensischen Protestbewegung.[4] Ihr arabischsprachiger Account hatte im August 2021 1,6 Millionen Follower.[4] Auch bei Demonstrationen im Viertel wurde ihre führende Rolle deutlich.[3] Die britische Tageszeitung The Times bezeichnete die Aktivistin als „Social Media Star“ und „weltberühmt“.[1]

Die Betroffenen legten gegen die Entscheidung des Bezirksgerichts Einspruch beim Obersten Gericht Israels ein.[2] Mehrmals wurde die Anhörung dazu vertagt, was mit der angespannten politischen Situation in Zusammenhang gebracht wird: Die möglicherweise nach einer Entscheidung anstehenden Räumungen hatten bereits im Vorfeld wochenlange Proteste zur Folge gehabt und werden als einer der Auslöser für den 11-tägigen Konflikt zwischen Hamas und Israel in Gaza im Mai 2021 gesehen. Wiederholt hatte das US-Außenministerium sich angesichts der Pläne besorgt gezeigt.[3]

Die Richter schlugen einen Kompromiss vor: Die palästinensischen Familien sollten gegen eine niedrige Miete die Garantie erhalten, mindestens 15 Jahre in den Gebäuden wohnen bleiben zu können.[5], Im Gegenzug sollten sie den Eigentumsanspruch der israelischen Siedler anerkennen. Der Vorschlag wurde von den betroffenen Familien mit der Begründung abgelehnt, es handle sich um „den Kolonialismus von Siedlern“.[4][5] Im März 2022 hob der Oberste Gerichtshof Israels die Ausweisungsbefehle in Sheikh Jarrah auf. Die Überprüfung der Eigentumsrechte wurden auf ein zukünftiges Verfahren verschoben,[6]

Am 6. Juni 2021 wurde Muna El-Kurd von den israelischen Sicherheitsbehörden vorübergehend festgenommen, befragt und später wieder freigelassen.[1] Ihr wurde vorgeworfen, an Aufständen teilgenommen zu haben.[2] Laut Reuters äußerte El-Kurd nach ihrer Freilassung auf Instagram, ihre Festnahme sei Teil der israelischen Einschüchterungspolitik.[7]

Auszeichnungen

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Muna El-Kurd wurde vom Time Magazine zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Mohammed El-Kurd als eine der hundert einflussreichsten Persönlichkeiten des Jahres 2021 ausgewählt und auf die Liste Time100 gesetzt.[8] Die Jury würdigte damit die Online-Posts und Medienauftritte des Geschwisterpaars, die der Welt einen Einblick in den Besatzungsalltag von Ostjerusalem gewährten. Die Rhetorik in Bezug auf Israel und Palästina erfuhr dadurch auf internationaler Ebene eine Wandlung. Als bekannteste Stimme der Menschen, die vom Verlust ihrer Häuser in Sheikh Jarrah bedroht waren, inspirierten sie mit ihren Graswurzelaktionen die palästinensische Diaspora weltweit zu Protesten.[9]

Literatur

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  • Mareike Graepel, Jan Hendrik Ax: Change is female. Frauen, die heute schon Geschichte schreiben. Knesebeck, München 2023, ISBN 978-3-95728-632-1, S. 74–79.
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Einzelnachweise

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  1. a b c Charlotte Edwardes: The Gen Z activist twins of Sheikh Jarrah, Jerusalem. In: thetimes.co.uk. 16. Juli 2021, abgerufen am 26. Dezember 2021 (englisch).
  2. a b c d Israel arrests Palestinian activist Muna el-Kurd in East Jerusalem. In: BBC News. 6. Juni 2021 (bbc.com [abgerufen am 26. Dezember 2021]).
  3. a b c d Tania Krämer: Drohende Zwangsräumung in Ostjerusalem. In: dw.com. 1. August 2021, abgerufen am 26. Dezember 2021.
  4. a b c Paul Middelhoff: Mohammed el-Kurd: Der Feind im Haus. In Ostjerusalem verdrängen israelische Siedler palästinensische Bewohner. Der Student Mohammed el-Kurd wurde zur Führungsfigur des Widerstands. DIE ZEIT, 4. August 2021, abgerufen am 26. Dezember 2021.
  5. a b tagesschau.de: Ost-Jerusalem: Palästinenser-Familien lehnen Kompromiss zu Häusern ab. Abgerufen am 26. Dezember 2021.
  6. Rabea Eghbariah, Maria Khoury: Interview with Muna El-Kurd: “As Palestinians, We All Have the Same Struggle, the Same History”. In: Journal of Palestine Studies. Band 51, 2022 - Ausgabe 3, 3. Juli 2022, ISSN 0377-919X, doi:10.1080/0377919x.2022.2099722 (tandfonline.com [abgerufen am 13. Dezember 2024]).
  7. Zainah El-Haroun: Israeli police detain Palestinian activist twins from East Jerusalem. In: Reuters. 6. Juni 2021 (reuters.com [abgerufen am 26. Dezember 2021]).
  8. The 100 Most Influential People of 2021. Abgerufen am 26. Dezember 2021 (englisch).
  9. Muna and Mohammed El-Kurd: The 100 Most Influential People of 2021. 15. September 2021, abgerufen am 12. Dezember 2024 (englisch).