Munitionssicherheit
Die Munitionssicherheit ist ein zentrales Thema beim Umgang mit Munition. Aufgrund der Gefahren, die mit der Handhabung und Nutzung der Munition einhergeht, wird grundsätzlich ein redundantes Sicherheitssystem genutzt. Neben organisatorischen Maßnahmen wie der regelmäßigen Prüfung und Bewachung sind spezielle Gebäude zum Schutz der Munition und für Umweltmaßnahmen erforderlich.
Ein wesentlicher Sicherheitsfaktor ist jedoch die technische Sicherheit. Die Sicherheit der Munition muss von der Produktion bis zum Verbrauch oder der Entsorgung gewährleistet sein. Unter Umständen ist der scharfe Schuss oder die Zündung der einzige sinnvolle Weg der Entsorgung. Die Handhabungssicherheit der Munition schließt zum Beispiel bestimmte Stoffe wie verbotene Phthalate von der Verwendung in Munition aus.
Munitionszulassung
BearbeitenDie Zulassung von Munition erfolgt in Deutschland durch Prüfung der Beschussämter für Munitionslose (Produktionschargen) bis maximal 3000 Patronen.[1]
Sicherheitssysteme
BearbeitenMunitionstechnische Sicherheit
BearbeitenMunitionstechnische Sicherheit ist die Sachlage, bei der an einem gegebenen Ort unter üblichen Betriebsbedingungen und Anwendung sicherheitstechnischer Maßnahmen beim Umgang mit Munition Schäden durch ungewollte munitionsspezifische Wirkung auszuschließen oder vertretbar gering sind.[2]
Das Sicherungssystem ist die Gesamtheit der in einer Munition enthaltenen Sicherungsvorrichtungen. Sicherungsvorrichtungen sind die Funktionseinheit, die eine Munitionskomponente gegen ungewollte Auslösung sichert und zum gewünschten Zeitpunkt entsichert.
Konstruktionssicherheit
BearbeitenKonstruktionssicherheit der Munition ist der durch konstruktive Maßnahmen erreichte Zustand der Munition, der die Wahrscheinlichkeit eines unvorhergesehenen Ereignisses mit Munition bei festgelegten Umgangsbedingungen unter einen Grenzwert legt.
Detonatorsicherheit
BearbeitenDetonatorsicherheit ist ein Zündermerkmal, das sicherstellt, dass bei ungewollter Auslösung des Detonators ein nachfolgendes Zündkettenelement oder die Wirkladung nicht ausgelöst werden kann.
Detonatorsicherheit wird erreicht durch konstruktiv vorgesehene Zündkettenunterbrechung, wie beispielsweise
- das Ausschwenken des Detonatorträgers mit Detonator aus der Funktionslinie oder
- das Sperren des Zündkanals hinter dem Detonator (Sperrschieber).
Flugstreckensicherheit
BearbeitenFlugstreckensicherheit ist die konstruktionsbedingte Sicherheit von Granaten, Geschossen, Bomben, Raketen, Lenkflugkörpern und ähnlich eingesetzter Munition sowie von Submunition gegen Auslösung ihrer Wirkladung zwischen dem Abgangspunkt und einem bestimmten Flugstreckenpunkt. Die Flugstreckensicherheit umfasst
- Vorrohrsicherheit (bei rohrwaffengebundener Munition),
- Vorfeldsicherheit (bei Raketen und Lenkflugkörpern),
- Fallstreckensicherheit (bei Bomben).
Handhabungssicherheit
BearbeitenHandhabungssicherheit von Munition ist die Sicherheit der Munition gegen ungewollte Wirkung ihrer „gefährlichen Stoffe“ bei ordnungsgemäßer Handhabung unter Berücksichtigung der handhabungsbedingten Einwirkungen. Der Begriff Handhabungssicherheit umfasst auch die Sicherheit gegen ungewollte Wirkung durch Verwechseln der Einbau- oder Drehrichtung während der Handhabung.[3]
Transportsicherheit
BearbeitenTransportsicherheit von Munition ist die Sicherheit der Munition gegen ungewollte Wirkung ihrer gefährlichen Stoffe bei ordnungsgemäßem Transport und Umschlag unter Berücksichtigung der transportbedingten Beanspruchungen und Einflüsse.[4][3]
Nutzungssicherheit
BearbeitenNutzungssicherheit von Munition ist der durch sicherheitstechnische Maßnahmen erreichte Zustand, bei dem die Wahrscheinlichkeit eines unvorhergesehenen Ereignisses mit Munition bei bestimmungsgemäßer Nutzung der Munition unter einem Grenzwert liegt.
Funktionsauslösung
BearbeitenDie Funktionsauslösung stellt die Wirkung der Munition in der vorgesehenen Weise und zum gewählten Zeitpunkt sicher.
Als Beispiel wird die Funktion eines Artilleriezünders beschrieben: Der Artilleriezünder ist ein Kopfzünder, der erst beim Aufschlag auf ein Ziel zünden soll. Bis dahin soll er jedoch handhabungs- und transportsicher sein. Auch beim Fall vom LKW, bei einem Hammerschlag oder Brand soll der Zünder nicht auslösen. Dies wird erreicht, indem der Detonator erst in den Zündkanal eingeschwenkt wird, wenn das Geschoss durch den Abschuss beschleunigt wird und durch den Geschossdrall ein Sperrschieber am Schlagbolzen gelöst wird. Der Sperrschieber löst sich jedoch erst nach einer bestimmten Anzahl von Umdrehungen, somit wird sichergestellt, dass der Zünder nicht durch einen Vogel oder anderen Gegenstand im Bereich der Rohrmündung auslöst und die Bedienmannschaft des Geschützes gefährdet. Am Ziel wird der Schlagbolzen im Zünder durch den Aufschlag ausgelöst. Löst der Zünder nicht durch den Schlag aus, wird, wenn das Geschoss nicht mehr rotiert, der Sperrschieber so zurückgenommen, dass der Detonator trotzdem ausgelöst wird. Zum einen wird so die Wirkung im Ziel sichergestellt, zum anderen werden Blindgänger vermieden.
Entsorgung
BearbeitenEntsorgung von Munition ist der Oberbegriff für das Bergen, Zwischenlagern, Verwerten, Vernichten, Ungefährlich- und Unbrauchbarmachen von Munition einschließlich der hierfür erforderlichen Tätigkeiten, wie das Aufspüren, Freilegen, Identifizieren, Dekontaminieren, Entschärfen, Öffnen und Zerlegen der Munition oder der Munitionskomponenten. Ziel der Entsorgung ist die endgültige Beseitigung der Munition.
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Harry Hampton: Facts about Sporting Ammunition Munition Fires, SAAMI (online-PDF 1,59 MB)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Beschussamt Ulm: MUNITIONSZULASSUNG (PDF, 82,5 kB) ( vom 16. April 2018 im Internet Archive), eingesehen am 17. April 2018.
- ↑ "Zentrale Dienstvorschrift der Bundeswehr - ZDv 30/41 "Begriffe der Logistik und Rüstung" Stand 04/2013.
- ↑ a b Bernie Halls: Insensitive Munitions State of the Art, MSIAC (MUNITIONS SAFETY INFORMATION ANALYSIS CENTER), 2008 (PDF, 1,1 MB) ( vom 12. Januar 2014 im Internet Archive) siehe: MSIAC.
- ↑ OSZE-Dokument: PRAXISLEITFADEN „MUNITIONSTRANSPORT“ (PDF, 82,5 kB) ( vom 2. August 2013 im Internet Archive), eingesehen am 17. April 2018.