Museo dell’Altro e dell’Altrove di Metropoliz

Museum auf dem Gelände einer ehemaligen Fabrik in Rom

Das Museo dell’Altro e dell’Altrove di Metropoliz (abgekürzt MAAM; anhören/?; übersetzt etwa „Museum des Anderen und des Anderswo in Metropoliz“) ist ein Museum auf dem Gelände einer früheren Wurstfabrik, Via Prenestina 913 in Tor Sapienza. Der Gebäudekomplex an der östlichen Peripherie von Rom wurde 2009 besetzt und anschließend von den Besetzenden „Metropoliz“ genannt. Das Metropoliz gilt als erste Hausbesetzung, in deren Rahmen Roma mit anderen ethnischen Gruppen zusammenleben. 2012 eröffnete auf dem Gelände von Metropoliz das MAAM, das sich zu einem anerkannten Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst entwickelte.

Museo dell’Altro e dell’Altrove di Metropoliz

Das Metropoliz/Museo dell’Altro e dell’Altrove di Metropoliz (MAAM), Außenansicht 202
Daten
Ort Rom Welt-IconKoordinaten: 41° 53′ 39,5″ N, 12° 35′ 43,8″ O
Eröffnung 2012

Geschichte

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Ausstellungsgebäude auf dem Gelände des MAAM, 2024

Die besetzte Wurstfabrik wird zu Metropoliz

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Die 1978 stillgelegte[1] Wurstfabrik Fiorucci an der Via Prenestina 913[2] im römischen Außenbezirk Tor Sapienza wurde 2003 für 6,85 Millionen Euro an die Unternehmensgruppe Salini Impregilo verkauft. Auf dem Gelände sollte ein ehrgeiziger Neubebauungsplan verwirklicht werden. Diese Neubebauung wurde von der römischen Stadtverwaltung jedoch jahrelang nicht genehmigt.[3]

Angeführt von den Hilfsorganisationen „Blocchi Precari Metropolitani“ (BPM, „Prekäre städtische Blöcke“) und „Popica Onlus“[4] besetzte 2009 eine ca. hundertköpfige Gruppe das Gelände.[1] Die Menschen stammten hauptsächlich aus Südamerika, dem Maghreb und dem Sudan, außerdem waren Habescha sowie rumänische Roma dabei.[3] Die besetzte Fiorucci-Wurstfabrik gilt als erstes besetztes Haus, in dessen Gemeinschaft Roma-Familien integriert wurden.[5] Bewohner und Aktivisten ließen sich gemeinsam den Namen „Metropoliz“ für das besetzte Gelände einfallen: Eine Anspielung auf den Film Metropolis von Fritz Lang und den städtischen Raum, in dem sich das „Metropoliz“ befindet.[6]

Das Metropoliz wird zum MAAM

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2012 drehten der Kurator, Anthropologe, Fotograf und Filmemacher Giorgio de Finis und Videofilmer Fabrizio Boni eine Dokufiktion[7] mit fantastischen Elementen, Space Metropoliz. Die Bewohnerinnen und Bewohner des Metropoliz waren an dem von Silvia Litardi[8] kuratierten Film beteiligt. Sie bauten, ausgehend von einer Idee de Finis’, aus herumliegendem Schrott eine Mondrakete und passende Kulissen. Der Künstler Gian Maria Tosatti[9] steuerte eine Teleskop-Skulptur bei. Der Film erzählt, wie die Metropoliz-Bewohner zum Mond fliegen wollen, um dort frei von den Anfeindungen auf der Erde ein neues Leben zu beginnen. Astrophysiker und Intellektuelle sowie der ehemalige Astronaut Umberto Guidoni kommen in dem Film zu Wort und tragen mit Ideen und Gedanken bei.[10] Nach den Dreharbeiten schlug de Finis vor, mit den Filmkulissen den Grundstein für ein Museum auf dem Gelände zu legen.[7]

Das Museum wurde unter dem Namen „Museo dell’Altro e dell’Altrove di Metropoliz (MAAM)“ 2012 eröffnet. Jeden Samstag können Besucherinnen und Besucher an Führungen teilnehmen – wer die Gruppen durchs MAAM führt, entscheidet das Bewohnerkollektiv. Es finden öffentliche Performances, Konzerte und Lesungen statt, außerdem politische Versammlungen zu den Themenschwerpunkten Immobilienspekulation und Stadtsanierung. Mit Fußballturnieren, Hip-Hop-Workshops und Filmvorführungen werden die Kinder und Jugendlichen unter den Metropoliz-Bewohnern gefördert. Das antirassistische italienische Fußballturnier „Mediterraneo Antirazzista“ (Antirassistisches Mittelmeer)[11] fand zeitweise im MAAM statt, und internationale Forschungsgruppen nutzen das Museum als Tagungsort.[10] Nach und nach wurden große Teile des Areals von Streetartists wie z. B. Michelangelo Pistoletto,[12] Alice Pasquini[13] und Lucamaleonte[14] in Kunst verwandelt. Stand 2024 haben mehr als 450 Kunstschaffende aus aller Welt zum MAAM beigetragen.[15] Auch die Kunstwerke wurden in Abstimmung mit den MAAM-Bewohnern geschaffen, die entschieden, welches Werk wo entstehen durfte.[16] Die Kunst war jedoch nicht nur dazu da, das Metropoliz zu verschönern. Seine neue Funktion als Ausstellungsort zeitgenössischer Kunst und als Kulturstätte schützte das besetzte Gelände nun vor der Räumung.[17]

Im Jahr 2017 zählte The Guardian ca. 200 Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, die im Gebäudekomplex lebten.[18] Nach Verhandlungen mit der römischen Stadtregierung wurde allen Metropoliz-Bewohnern das Recht auf Sozialwohnungen zugestanden, falls das Gelände geräumt werden sollte. Dieses Recht war besonders für die Roma unter ihnen neu.[5]

Umwandlung in Sozialwohnungen mit Museum

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Illustration des Neubauprojekts in der Kantine des MAAM (2024)

In einem Urteil aus dem Jahr 2023 wurde der italienische Staat zu mehr als 35 Millionen Euro Strafe[19] wegen der nicht erfolgten Räumung des ehemaligen Fabrikgeländes verurteilt. Die Summe ist an die Eigentümergesellschaft der Immobilie zu zahlen, weitere Zahlungen werden bis zur endgültigen Räumung fällig. Um diesen Zustand zu beenden, soll – Stand 2024 – das MAAM legalisiert und saniert werden. Auf dem Gelände sollen Sozialwohnungen statt der bisherigen selbst ausgebauten Wohnstätten errichtet werden. Bei der Wohnungsvergabe sollen die jetzigen Bewohner vorrangig berücksichtigt und das MAAM in der Form eines Museums der Stadt Rom[17] erhalten werden.[19]

Die Bewohnerinnen und Bewohner versprechen sich von den Baumaßnahmen eine Verbesserung ihrer prekären Wohnsituation. Bei der Planung der Bauten wurden sie bisher jedoch noch nicht einbezogen.[15] Deswegen fanden 2024 in Kooperation zwischen MAAM, dem Goethe-Institut, der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo und der Architekturdesign-Zeitschrift Arch+ eine Reihe von Workshops und eine Ausstellung statt. Zusammen mit den Bewohnern des Metropoliz wurden Lösungsansätze und Mitgestaltungsmöglichkeiten für das neue Bauprojekt entwickelt und der Öffentlichkeit vorgeschlagen.[17]

Literatur

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  • Fabrizio Boni, Giorgio de Finis (Hrsg.): Space Metropoliz. L'era delle migrazioni esoplanetarie. Bordeaux edizioni, Rom 2016, ISBN 978-88-97236-87-0.
  • Giorgio de Finis (Hrsg.): MAAM Museo dell’ Altro e dell’ Altrovedi Metropoliz_città meticcia. Bordeaux edizioni, Rom 2017, ISBN 978-88-99641-26-9.
  • Margherita Grazioli: Housing, Urban Commons and the Right to the City in Post-Crisis Rome. Metropoliz, The Squatted Città Meticcia. Palgrave MacMillan 2021, ISBN 978-3-030-70848-1.
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Commons: Metropoliz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Giulia Giaume: Il possibile sgombero del Metropoliz. In: Artribune. 11. Mai 2023, abgerufen am 1. Dezember 2024 (italienisch).
  2. Ylenia Sina: Occupazioni, dai bambini di Metropoliz la campagna per salvare la "città meticcia" dallo sgombero. In: RomaToday. 1. September 2020, abgerufen am 1. Dezember 2024 (italienisch).
  3. a b Margherita Grazioli: Chapter 5: Occupy Metropoliz. In: Housing, Urban Commons and the Right to the City in Post-Crisis Rome. Metropoliz, The Squatted Città Meticcia. Palgrave Macmillan / Springer Nature Switzerland, Cham 2021, ISBN 978-3-03070848-1, S. 79 ff., doi:10.1007/978-3-030-70849-8_5.
  4. Monica Rossi, Roberto De Angelis: Roma Inclusion in Italy: National education and employment strategies and actions Roma Education Fund Draft Research Report 2012. In: Roma Education Fund. 2012, abgerufen am 5. Dezember 2024 (englisch).
  5. a b Gaja Maestri: Temporary Camps, Enduring Segregation. The Contentious Politics of Roma and Migrant Housing. Palgrave Macmillan, Cham 2019, ISBN 978-3-03003736-9, S. 226–229.
  6. Francesca Caterina Bragaglia, Karl Krähmer: 'Art Barricades’ and ‘Poetic Legitimation’ for squatted spaces: Metropoliz, Rome and Cavallerizza Reale, Turin. In: Archivio Istituzionale della Ricerca. Sapienza Università di Roma, abgerufen am 5. Dezember 2024 (englisch).
  7. a b c Andrea Aureli, Pierpaolo Mudu: Squatting: reappropriating democracy from the state. In: Interface: a journal for and about social movements. Band 9, 2017, S. 497 – 521 (interfacejournal.net [PDF]).
  8. Space Metropoliz, tra sogno e fantascienzail film girato nella ex-fabbrica a Tor Sapienza. In: la Repubblica. 28. Juni 2013, abgerufen am 7. Dezember 2024 (italienisch).
  9. Gian Maria Tosatti al Padiglione Italia. In: RAI Cultura. Abgerufen am 7. Dezember 2024 (italienisch).
  10. a b Margherita Grazioli: Chapter 7: The Politics and Urban Commons of Metropoliz and the MAAM. In: Housing, Urban Commons and the Right to the City in Post-Crisis Rome. Metropoliz, The Squatted Città Meticcia. Palgrave Macmillan / Springer Nature Switzerland, Cham 2021, ISBN 978-3-03070848-1, S. 123 ff., doi:10.1007/978-3-030-70849-8_5.
  11. Anti-racist Mediterraneo. In: European Website on Integration. 17. Mai 2013, abgerufen am 8. Dezember 2024 (englisch).
  12. MAAM – Kollektives Kunstwerk in Rom. In: ORF. 8. April 2017, abgerufen am 10. Dezember 2024.
  13. Carmen Belmonte: Museo dell’Altro e dell’Altrove di Metropoliz_Città meticcia (MAAM) Ein ›Über-Ort‹ in Gefahr. In: Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte. Abgerufen am 11. Dezember 2024.
  14. Katie Parla: In Rome, Art off the Tourist Trail. In: New York Times. 22. November 2012, abgerufen am 15. Dezember 2024 (englisch).
  15. a b Ecological Futures: Un’Altra Casa. In: Arch+. Abgerufen am 11. Dezember 2024.
  16. Margherita Grazioli: Chapter 6: The Commoning and Eurhythmisation of the Città Meticcia. In: Housing, Urban Commons and the Right to the City in Post-Crisis Rome. Metropoliz, The Squatted Città Meticcia. Palgrave Macmillan / Springer Nature Switzerland, Cham 2021, ISBN 978-3-03070848-1, S. 99 ff., doi:10.1007/978-3-030-70849-8_5.
  17. a b c Ausstellung, Installationen, Gespräche und Workshops: Un’altra casa. In: Goethe-Institut Italien. 16. November 2024, abgerufen am 10. Dezember 2024.
  18. Lidija Pisker: From salami to art: how migrants helped turn Rome factory into a gallery. In: The Guardian. 11. Oktober 2017, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 11. Dezember 2024]).
  19. a b Marina Zanchi: L'ex Fiorucci occupata: C è già costata 35 milioni. E ora il Comune la compra. In: Il Tempo. Rom 28. Mai 2024.