Negativliste zum Fachzeitschriften- und Verlagsbereich

Eine Negativliste zum Fachzeitschriften- und Verlagsbereich ist eine Liste, in der abzulehnende Verlage zusammengetragen werden, deren Tätigkeit darin besteht, bei der Veröffentlichung von Artikeln in deren hauseigenen wissenschaftlichen Fachzeitschriften Gelder einzustreichen, ohne dabei ein ordentliches Peer-Review abzuhalten, und deren Gebaren seitens ihrer Verantwortungsträger wegen ihrer Art der Gewinnerzielung für fragwürdig einzustufen ist. Ebenso führt eine solche Liste Periodica und möglicherweise auch unregelmäßig erscheinende Reihen auf, die unter dem Verdacht stehen, gegen wissenschaftliche Qualitätskriterien zu verstoßen, was zur Folge hat, dass sie in die Negativliste aufgenommen werden – mit dem weitergehenden Ziel, unzuverlässige Medien und Verlage bewusst aus dem Forschungsprozess an Universitäten in der Folge herauszuhalten und auszuschließen. Besagte Beitragsmedien werden von bestimmten Verfahren ausgeschlossen, da sie gegen bestimmte Regeln verstoßen und hinsichtlich ihres Schweregrades als bedenklich eingestuft werden. Dies erleichtert tendenziell die Auswahl und das Auffinden seriöser Publikationsmöglichkeiten.

Beall‘s list

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Jeffrey Beall 2005

Beall’s List war eine bekannte Open-Access-Liste von Verlagen, deren Tätigkeit wegen der Art ihrer Gewinnerzielung bei gleichzeitiger Unterlassung eines ordentlichen Peer-Reviews für fragwürdig einzustufen ist, sowie von fragwürdigen Zeitschriften, die von dem ehemaligen Bibliothekar für interne Wissenschaftskommunikation an der University of Colorado, Jeffrey Beall, angelegt und von 2010 bis 2017 in dessen Blog mit dem Titel Scholarly Open Access von ihm gepflegt wurde. Jeffrey Beall wurde durch seine Liste sehr bekannt und prägte den Ausdruck Predatory Publishing[1] (zu deutsch: „räuberisches Veröffentlichen“).

Diese Liste dokumentierte Open-Access-Verlage, die kein ordnungsgemäßes Peer-Review durchführten und jeden eingerechneten Artikel gegen eine gezahlte Gebühr veröffentlichten.

Ausschnitt aus Beall’s List

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(Quelle: [Anm. 1])

  • 1088 Email Press
  • AD Publication
  • ABC Journals
  • A M Publishers
  • Abhinav
  • Academe Research Journals
  • Access Journals
  • ARC Journals
  • ...
  • ...
  • ...

Diese und viele weitere Verlage wurden nach Beall als „potential, possible, or probable predatory scholarly open-access publishers“[2] (zu deutsch: potenziell mögliche oder wahrscheinlich räuberische wissenschaftliche Open-Access-Verlage) eingeordnet. Dies bedeutet, dass diese Verlage von der Wissenschaft und Forschung fälschlicherweise als legitime Verlage eingestuft wurden, obwohl sie diese Standards in Wirklichkeit nicht erfüllen.

Seine Liste hat weltweit sowohl für Begeisterung als auch für Diskussionen und Kritik gesorgt, da für die Benennung eines Verlages als „räuberischen Verlag“ (= als „Verlag, dessen Tätigkeit wegen der Art seiner Gewinnerzielung, ohne dabei ein ordentliches Peer-Review abzuhalten, für fragwürdig einzustufen ist“) keinerlei Beweise vorgelegt wurden und derartige Verlage lediglich nach Beall’s Kriterien[Anm. 2] als Predatory Publishers eingestuft wurden. Beall erklärte ausdrücklich, dass die Liste nicht fehlerfrei ist, da Verlage und Zeitschriften ihre Geschäfts- und Redationspraktiken im Laufe der Zeit ändern können, und dass seine Liste lediglich als Information dienen solle. Nichtsdestotrotz wurde Beall’s Liste von einer Vielzahl von Personen als fehlerhaft eingestuft.

Deaktivierung der Beall’s list

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Jeffrey Beall deaktivierte im Jahr 2017 seine Liste aus seinem Blog. In einem von ihm veröffentlichten Artikel nannte er folgenden Grund: „In January 2017, facing intense pressure from my employer, the University of Colorado Denver, and fearing for my job, I shut down the blog and removed all its content from the blog platform.“[3] Laut einem Twitterpost der Vizepräsidentin für Geschäftsentwicklung bei Cabell’s International Lacey E. Earle vom Jahre 2017, war Beall gezwungen, seine Liste aufgrund von Drohungen und politischen Maßnahmen zu schließen.[Anm. 3] Jeffrey Beall wies in einer Beschreibung seiner Liste darauf hin, dass die Liste so weit wie möglich aktualisiert worden sei, es jedoch geschehen könne, dass die Auflistung ... „may not reflect sudden, unreported, or unknown enhancements“[3] (zu deutsch: möglicherweise plötzliche, ungemeldete oder unbekannte Weiterentwicklungen nicht richtig widerspiegele).

Die Liste der vermeintlichen Raubverlage ist weiterhin Offline als Webarchiv verfügbar und wird von einem Anonymen Manager der Webseite „Beall’s List of potential predatory journals and publishers“ weitergeführt.

Trotz der Kritik, der Beall’s Liste ausgesetzt war, resultierte aus der Deaktivierung seiner Liste an vermeintlichen „räuberischen“ Verlagen und Zeitschriften bei vielen Institutionen und Forschern Hellhörigkeit sowie die Einsicht, dass die Glaubwürdigkeit von Publikationen weitaus kritischer, als bis dato gehandhabt, der Nachprüfung bedarf.

Cabell's International

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Cabell's International wurde 1978 von Management-Professor David Cabell gegründet und ist ein Unternehmen, welches wissenschaftliche Veröffentlichungsanalysen und weitere wissenschaftliche Dienstleistungen anbietet.

Ursprünglich führte das Unternehmen, neben den wesentlichen Dienstleistungen ein Verzeichnis von verifizierten wirtschaftswissenschaftlichen Zeitschriften. Diese Whitelist, die seit 1978 geführt wird, ist über ein Abonnement zugänglich. Seit 2015 führt Cabells aktuell neben der Whitelist auch eine Blacklist.

Cabell's Predatory Reports

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Cabell's Predatory Reports (vormals: Cabell’s Blacklist) ist eine Datenbank, die fraglich bewertete Zeitschriften und Verlage aus allen Forschungsbereichen dokumentiert und regelmäßig ergänzt und aktualisiert wird.[4]

Die Datenbank ist das einzige kommerzielle Produkt, welches Negativlisten über räuberische Verlage und Zeitschriften dokumentiert. Die Liste entstand aus der Zusammenarbeit von Jeffrey Beall und David Cabell und wurde am 15. Juni 2017 auf der Webseite von Cabell's International veröffentlicht. Sie soll Forschenden und Studierenden als Hilfestellung zur Identifizierung von unseriösen oder betrügerischen Verlagen dienen.

Kriterien

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Die Zeitschriften und Verlage werden mit zwei erstellten Kriterienkatalogen, v.1.0 und v.1.1. auf ihre wissenschaftliche Qualität hin überprüft. V1.0, welche für die Erstellung der Blacklist verwendet wurde, enthält 64 Kriterien, die unter anderem Themen wie „Integrität“, „Peer Review“, „Zugang und Copyright“ und „Indexierung und Metriken“ behandelt. V.1.1. ist die überarbeitete Version und enthält 74 Verhaltensindikatoren, die nach relativer Schwere und Gegenstand gruppiert sind.[4]

Zeitschriften und Verlage werden nach der Kriterienliste überprüft und bei Verstößen in die Liste aufgenommen.

„Out of the 10,123 journals that we tested, 4,681 are included in Cabell’s blacklist. Out of this number of journals included in the blacklist 3,229 are empty journals […].“[5]

Cabells Liste enthält mehrere leere Zeitschriften, das heißt, es existieren Zeitschriften, in denen noch nie ein einziger Artikel veröffentlicht wurde. Dafür wurde die Liste Cabells stark kritisiert.

Außerdem sollen mehrere Datensätze auf fragwürdige Methoden der Überprüfung hindeuten und auf einen Mangel an Strenge bei der Anwendung von Cabells eigenen Verfahren schließen lassen.

Siehe auch

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Literatur

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  • J. A. T. da Silva: Cabell’s International publishing blacklist: An interview with Kathleen Berryman. In: Journal of Radical Librarianship. (ISSN 2399-956X) Bd. 6 (2020), S. 16–23.
  • J. Beall: Predatory publishers are corrupting open access. In: Nature. (ISSN 0028-0836) Bd. 489, Nr. 7415, (2012), S. 179–179.
  • J. Beall: Criteria for determining predatory open-access publishers. In: Scholarly open access., (2015).
  • J. Beall: “Predatory” open-access scholarly publishers. In: The Charleston Advisor. (ISSN 1525-4011) Bd. 11, H. 4 (2010), S. 10–17.
  • W. Strielkowski: Predatory publishing: what are the alternatives to beall's list? In: The American Journal of Medicine. (ISSN 0002-9343) Bd. 131, H. 4 (2018), S. 333–334.
  • X. Chen: Beall’s list and Cabell’s blacklist: A comparison of two lists of predatory OA journals. In: Serials Review. (ISSN 0098-7913) Bd. 45, H. 4 (2019), S. 219–226.
  • L. Hoffecker: Cabells scholarly analytics. In: Journal of the Medical Library Association: JMLA (ISSN 1536-5050) Bd. 106, H. 2 (2018), S. 270.
  • M. Bisaccio: Cabells’ Journal Whitelist and Blacklist: Intelligent data for informed journal evaluations. In: Learned Publishing. (ISSN 0953-1513) Bd. 31, H. 3 (2018), S. 243–248.
  • J. A. T. da Silva, P. Tsigaris: What value do journal whitelists and blacklists have in academia? In: The Journal of Academic Librarianship. (ISSN 0099-1333) Bd. 44, H. 6 (2018), S. 781–792.
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Einzelnachweisliste

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  1. T. Scott Plutchak: The health sciences publishing environment. In: Susan K. Kendall (Hrsg.): Health sciences collection management for the twenty-first century. Lanham/Boulder/New York/London 2018, S. 20
  2. J. Beall: Potential, possible, or probable predatory scholarly open. access publishers. Scholarly Open Access (2013), Website abgerufen am 28. Januar 2014.
  3. a b J. Beall: What I learned from predatory publishers. In: Biochemia medica. (ISSN 1330-0962) Bd. 27 H. 2 (2017), S. 273.
  4. a b Cabell's Predatory Reports (vormals: Cabell's Blacklist). Wirtschaftsuniversität Wien, abgerufen am 26. Juli 2022.
  5. C. Dony, M. Raskinet, F. Renaville, S. Simon, P. Thirion: How reliable and useful is Cabell's blacklist? A data-driven analysis. In: arXiv preprint (2020). arXiv:2009.05392.

Anmerkungen

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  1. Deaktivierte Beall's List of predatory publishers 2015. Scholarly Open Access. (letzter Abruf: 31. Juli 2022)
  2. Die Kriterien, die er angelegt hat, sind im Internet nachlesbar: J. Beall: Criteria for determining predatory open-access publishers. Vormals in: Scholarly open access., (2015). (PDF)
  3. Earle E. Lacey. 2017. Twitter