Nehemia Anton Nobel
Nehemia Anton Nobel (hebräisch נחמיה אנטון נובל) (geboren 8. November 1871 in Nagyatád, Komitat Somogy, Ungarn; gestorben 24. Januar 1922 in Frankfurt am Main) war Rabbiner, Prediger und jüdischer Gelehrter.
Leben und Wirken
BearbeitenNehemia Tzvi Anton, Sohn des Rabbiners Josef Nobel (1839–1917) und seiner Mutter Esther Nobel, geborene Brock. Im Jahre 1880 zog die Familie nach Halberstadt um, wo sein Vater einer der Stadtrabbiner, ein angesehener Prediger und Lehrer einer „beth midrasch“ (hebräisch בית מדרש) war. Er wuchs in Halberstadt auf und absolvierte im Jahre 1892 seine Reifeprüfung an dem dortigen humanistischen Domgymnasium Stephaneum. Hiernach folgte von 1892 bis 1895 ein Studium am orthodoxen Rabbinerseminar von Esriel Hildesheimer, das er 1895 mit dem Rabbinerexamen und der Erlangung des Rabbinatsdiplom beendete. Seinen Militärdienst leistete Nobel von 1895 bis 1896 ab. Sein Studium der Philosophie und deutschen Literatur an den Universitäten Berlin, bei Wilhelm Dilthey, und Marburg. Es folgte seine Promotion, doctor philosophiae, 1897 durch die Universität Bonn. Im Jahre 1898 heiratet er Julie Weil aus Viersen (verstorben 1938). Das Paar hatte eine Tochter Ruth Nobel (geboren 1905).
Im Jahre 1900 ging er, gewissermaßen als „Postdoc-Student“, zu Hermann Cohen nach Marburg.[1]
Mehrere Rabbinatsstellen folgten, so im Jahre 1896 in Köln und Königsberg in Preußen, dann 1901 in Leipzig und 1906 als Rabbiner in Hamburg. Während des 1. Weltkrieges war er von 1914 bis 1918 Feldgeistlicher (Militärrabbiner). Ab 1910 (bis 1922) war er Rabbiner in Frankfurt am Main, wo er später einen Lehrauftrag für jüdische Religionswissenschaft und Ethik an der Universität wahrnahm. Im Jahre 1904 wurde er zum Vizepräsident der orthodox zionistischen Vereinigung Misrachi bestimmt. Er gehörte zu den ersten religiösen Zionisten und vertrat zusammen mit Martin Buber und Franz Rosenzweig den von Achad Haam lancierten „kulturellen Zionismus“. Die Historikerin Rachel Heuberger erwähnt seinen „Versuch, eine nostalgische Synthese zwischen dem historischen Judentum und der modernen Kultur zu schaffen“.[2]
Nobel selbst war ein konservativer, modern-orthodoxer Rabbiner, berühmter Kanzelredner, jüdischer Gelehrter und zugleich deutscher Patriot. Weitere Funktionen waren im Jahre 1918 Leiter des Allgemeinen Deutschen Rabbinerverbands, Vorstand der Akademie für die Wissenschaften des Judentums und ab 1920 unterstützte er das Freie Jüdische Lehrhaus von Franz Rosenzweig.[3]
Publikationen
Bearbeiten- Schopenhauers Theorie d. Schönen in ihren Beziehungen zu Kants Kritik d. ästhetischen Urteilskraft. Dissertationsschrift, Universität Bonn, Bonn 1897;
- Fünf Reden gehalten am Versöhnungstage und am Schlußfeste des Jahres 5673 in der Gemeinde-Synagoge am Börneplatz. M. Slobotzky, Frankfurt am Main 1912
- Schopenhauers Theorie des Schönen. Kohn & Cie., Köln-Sülz 1897
- Kriegspredigten: gehalten in der Gemeinde-Synagoge am Börneplatz. J. Kauffmann, Frankfurt am Main 1915
Literatur (Auswahl)
Bearbeiten- Gabe für Rabbiner Dr. Nobel zum 50. Geburtstag. Frankfurt am Main 1921.
- Rachel Heuberger: Rabbiner Nehemias Anton Nobel. Die jüdische Renaissance in Frankfurt am Main. Frankfurt 2005, ISBN 3-7973-0926-0.
- Jeannette Strauss Almstad / Matthias Wolfes: Nehemia Anton Nobel. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 33, Bautz, Nordhausen 2012, ISBN 978-3-88309-690-2, Sp. 904–948 .
- Esriel Hildesheimer, Mordechai Eliav: Das Berliner Rabbinerseminar 1873–1938. Berlin 2008, ISBN 978-3-938485-46-0, S. 206f.
- Christian Wiese: Die Renaissance des Judentums. Nehemias Anton Nobel und das Freie jüdische Lehrhaus. In: ders., Stefan Vogt, Mirjam Wenzel, Doron Kiesel und Gury Schneider-Ludorff (Hrsg.): Das jüdische Frankfurt – von der Emanzipation bis 1933. de Gruyter, Berlin u. a. 2023 (Kontexte zur jüdischen Geschichte Hessens; 2), ISBN 978-3-11-079157-0, S. 189–206.
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Nehemia Anton Nobel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Andreas Gotzmann: Nobel, Nehemia Anton. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 302 (Digitalisat).
- Fotografie von Nehemia Anton Nobel auf lbi.org lbi.org
- Eintrag im Magyar Zsido Lexikon
- Nehemiah Anton Nobel, Encyclopaedia Judaica
- Nobel, Nehemia Anton. Hessische Biografie. (Stand: 7. Dezember 2023). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Rabbi Nehemias Anton Nobel, Leo Baeck Institute, F 2829, auf lbi.org [1]
- ↑ Tagungsberichte AHF München 2001 ( vom 19. Februar 2006 im Internet Archive) (PDF; 60 kB)
- ↑ Hessische Biografie Nobel, Nehemia Anton [ID = 4846] * 8.11.1871 Totu (Ungarn), † 24.1.1922 Frankfurt am Main, jüdisch Prof. Dr. phil. – Rabbiner, auf lagis-hessen.de [2]
Personendaten | |
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NAME | Nobel, Nehemia Anton |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Rabbiner und jüdischer Gelehrter |
GEBURTSDATUM | 8. November 1871 |
GEBURTSORT | Nagyatád, Komitat Somogy, Ungarn |
STERBEDATUM | 24. Januar 1922 |
STERBEORT | Frankfurt am Main |