Nelkenmeister

Gruppe von um 1479/1500 in der Schweiz tätigen Malern

Nelkenmeister bezeichnet eine Gruppe anonymer spätgotischer Maler, die zwischen 1479 und 1510 in schweizerischem Gebiet tätig waren. Sie signierten ihre Bilder noch nicht wie später weitgehend üblich namentlich, jedoch unterzeichneten sie ihre Bilder jeweils mit zwei geschnittenen Nelken in roter und weisser Farbe oder auch manchmal einer Nelke mit Rispe. Der Gruppe werden ca. 30 Tafelbilder – alle mit religiösen Motiven – zugeordnet, die in ihren Werkstätten wohl zuerst in Basel und dann Bern, Baden, Solothurn und Zürich entstanden.

Werkstatt Bartholomäus Ruten­zweig: Kreuzigungsgruppe mit Franziskanerheiligen (Mittelteil des Hochaltarretabels in der Freiburger Franziskanerkirche, um 1479)
Werkstatt Bartholomäus Ruten­zweig: Anbetung der Hl. Drei Könige (Rechter Innenflügel des Hochaltarretabels in der Freiburger Franziskanerkirche, um 1479)
Berner Nelkenmeister: Johannes der Täufer in der Wüste (um 1495)
Erster Zürcher Nelkenmeister: Marter der 10000 (aus der Kapelle des Kappelerhofs in Zürich, heute Landesmuseum Zürch, um 1508/09)
Zweiter Zürcher Nelken­meister: Flügelaltar von Rüti (um 1503)

Das Symbol der Nelken

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Eventuell war das Nelkensymbol anfänglich Zeichen einer Marienverehrung und der Passion Christi oder sogar einer Art Bruderschaft dieser Maler.[1] Zuerst also vielleicht ein Zeichen mit mystischer Bedeutung, kann es sich dann zu einem reinen „Markenzeichen“ einer eigenständigen eidgenössischen Malerschule entwickelt haben, mit dem sich die Meister von anderen im schweizerischen Raum tätigen Malern aus anderen Regionen unterscheiden konnten. Das Nelkensymbol ist erstmals auf dem Hochaltarbild der Franziskanerkirche in Freiburg (Schweiz) zu finden.

Werkgruppen

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Basler Nelkenmeister

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Hauptwerk und Ausgangspunkt der Gruppe ist das Hochaltarbild der Freiburger Franziskanerkirche, das wohl alle anderen Werkstätten kannten; es wurde von der Basler Werkstatt des Bartholomäus Rutenzweig († 1494) für die Freiburger Franziskanerkirche ausgeführt. Dabei ist Rutenzweig namentlich bekannt, weil er diesen Auftrag und einige andere akquirieren konnte. Ob er dieses Werk künstlerisch entscheidend geprägt hat, ist unklar. Klar ist aber, dass mehrere Hände am Freiburger Hochaltar unterschieden werden können.

Nachfolger

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Es können dann neben diesem Werk die nachfolgenden Werkgruppen unterschieden werden: die Werkgruppe um einen Berner Nelkenmeister und Werkgruppen um zwei Zürcher Nelkenmeister, von denen einer Hans Leu der Ältere gewesen sein könnte. Sie signierten ihre Werke mit Nelke und Rispe.[2]

Die Werke der Nelkenmeister mit ihrer selbstbewussten Signatur zeigen hochstehendes, noch traditionsbewusstes handwerkliches Niveau im Übergang der Spätgotik zur Renaissance. Ihr Stil ist weniger durch ausschmückendes Detail, sondern durch strenge Komposition und zurückhaltende Dramatik gekennzeichnet,[3] also durch die Andeutung einer Wende im gotischen Stil der Region.[4]

Literatur

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  • Wilhelm Wartmann: Der Zürcher Nelkenmeister. Ausstellungskatalog. Verlag der Zürcher Kunstgesellschaft, Zürich 1929.
  • Maurice Moullet: Les Maîtres à l’oillet. Basel 1943.
  • René Wehrli: Meister mit der Nelke. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 37: Meister mit Notnamen und Monogrammisten. E. A. Seemann, Leipzig 1950, S. 243–245 (biblos.pk.edu.pl).
  • Alfred Stange: Oberrhein, Bodensee, Schweiz und Mittelrhein in der Zeit von 1450 bis 1500 (= Deutsche Malerei der Gotik. Band 7). Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1955.
  • Charlotte Gutscher, Verena Villiger: Im Zeichen der Nelke. Der Hochaltar der Franziskanerkirche in Freiburg i.Ü. Benteli, Wabern-Bern 1999, ISBN 3-7165-1139-0.
  • Charlotte Gutscher-Schmid: Nelken statt Namen. Die spätmittelalterlichen Malerwerkstätten der Berner Nelkenmeister. Benteli, Bern 2007, ISBN 978-3-7165-1461-0.
  • Charlotte Gutscher, Ulrich Gerster: Nelkenmeister (Meister mit der Nelke), in: Allgemeines Künsterlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Bd. 88, De Gruyter, Berlin/München/Bosten 2015, S. 468–471, ISBN 978-3-11-023254-7.
  • Ulrich Gerster: Die Zürcher Nelkenmeister. Scheidegger & Spiess, Zürich 2023, ISBN 978-3-03942-036-0.
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Commons: Nelkenmeister – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Vgl. insb. Charlotte Gutscher-Schmid: Nelken statt Namen. Die spätmittelalterlichen Malerwerkstätten der Berner Nelkenmeister. Benteli, Bern 2007.
  2. Charlotte Gutscher-Schmid: Nelkenmeister. In: SIKART-Lexikon. 2015, abgerufen am 13. Juni 2024.
  3. Sven Lüken: Die Verkündigung an Maria im 15. und frühen 16. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht 2000, S. 192.
  4. Vgl. z. B. Alfred Stange: Oberrhein, Bodensee, Schweiz und Mittelrhein in der Zeit von 1450 bis 1500 (= Deutsche Malerei der Gotik. Band 7). Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1955.