Der Begriff Neo-Advaita wurde von den Vertretern des traditionellen Advaita Vedanta gewählt, um sich von der gegenwärtigen Satsang-Bewegung abzugrenzen.

Herkunft und Bedeutung

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Der Vorläufer des Neo-Advaita, der traditionelle Advaita-Vedanta, geht auf Shankara zurück und wurde unter anderem von Ramana Maharshi gelehrt. Durch Schüler aus der Linie von Ramana fand die Advaita Zugang in die westliche Welt und wird dort durch zahlreiche Lehrer in Satsangs wiedergegeben, die dabei mit der indischen Weisheitslehre oft westliche Psychologie und Philosophie verbinden. Die Abgrenzung durch die Wortneuschöpfung „Neo-Advaita“ entstand durch die Diskrepanz, die Anhänger des traditionellen Advaita in der Lehre der meist westlichen Satsangs zur ursprünglichen Lehre sehen. Der Neo-Advaita sei eine richtige, aber falsch verstandene Methode, bei der eine grundlegende Darlegung der Advaita-Prinzipien fehle. So bezeichnet der an den Begriff Advaita (sanskr. Nicht-Zweiheit) angelehnte Ausdruck „Neo-Advaita“ mit der griechischen Vorsilbe neo- (deutsch: neu) eine neue Form des Advaita-Vedanta. Beide Begriffe stehen für eine Lehre, die ihrer Zielsetzung nach zur Erkenntnis des absoluten Seins und der Einheit von göttlicher Weltseele (sanskr. Brahman) und individueller Seele (sanskr. Atman) führen soll.

Eine Basis für die Lehre des Neo-Advaita Vedanta wurde durch die Lehren und das Leben Ramakrishnas gelegt, die dessen Schüler Swami Vivekananda entfaltete. Über dessen Rede vor dem Parlament der Weltreligionen in Chicago 1893 kam dieser neu definierte Advaita Vedanta nach Europa und Amerika. Vivekanandas Kernthesen: (1) Der Hinduismus ist eine Religion, deren (2) zentrale Philosophie Advaita Vedanta sei. Um Advaita Vedanta als Heilsweg für die Allgemeinheit zu propagieren, gibt Vivekananda den traditionellen exklusiv asketisch-brahmanischen Zugang auf. Gleichzeitig stellt er hiermit eine Richtung hinduistischer Frömmigkeit als Leitlinie für hinduistische Frömmigkeit an sich heraus. Ursprünglich ist diese jedoch mit einer streng asketischen Gruppe verbunden. Dieser Universalanspruch der neu interpretierten Form des Advaita Vedanta wird daraufhin von weiteren Denkern aufgegriffen um den Hinduismus im Allgemeinen zu fassen. Ein Beispiel ist hierbei Ernst Troeltsch. Weiter relativiert Vivekananda die Schriftautorität der Veden zugunsten der religiösen Erfahrung. Das Kastensystem als religiös-soziale Einrichtung wird abgelehnt. Er verweist auf die Gemeinsamkeit der Religionen (alle weisen auf Brahma hin). Die Sozialethik sei allen Menschen immanent.

Neo-Advaita und Advaita Vedanta im Vergleich

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Nach Ansicht traditioneller Vertreter des Advaita reduziert die von ihnen als "Neo-Advaita" bezeichnete Form des Advaita die ursprüngliche Lehre um wichtige Elemente. Letztere unterscheide zwischen einem 'niederen Wissen', dem Veda und dem 'höchsten Wissen', dem Advaita selbst. Diese Unterscheidung gehe auf den Mandukya-Upanishad zurück. Nach upanischadischen und traditionellen Advaita-Lehren müsse der Schüler zunächst in der Regel Übungen wie Meditation, Bhakti und Rituale (Yajnas) ausüben, sowie ethischen Maßstäben entsprechen. Der traditionelle Dreisatz des Jnana Yoga sei hierzu Shravana (Hören der Lehre), Manana (intellektuelle Reflexion) und Nididhyasana (Meditation, inneres Ergründen, siehe Jnana-Yoga). Im Neo-Advaita seien diese Bedingungen jedoch außer Kraft gesetzt worden. Die höchste Lehre der Mahavakhyas, wie Du bist Das (Brahman/Gott) - (Tat Twam Asi) werde direkt und unvorbereitet in Satsangs vermittelt. Lehrer wie Shankara und Ramana betonen Techniken wie das Jnana-Yoga oder die Selbsterforschung als Hilfestellung, um die Identifizierung mit Körper und Verstand zu verlieren, was das Erscheinen der eigenen Wirklichkeit zur Folge haben kann. Der Neo-Advaita hingegen lege gesteigerten Wert auf eine Beschreibung des letzten, absoluten Zustandes, der dem Advaita-Vedanta nach, durch niemanden zu erreichen sei. Die Betonung, dass niemand irgendwo hingelangen müsse und nichts erschaffen werden könne, was bereits da ist, habe zur Folge, dass im Neo-Advaita weder eine Linie zwischen dem absoluten Sein und relativem, individuellem Sein gezogen werde noch Anstrengungen seitens der Schüler unternommen würden, um diese zu überschreiten. Anstrengungen wie Meditation seien traditionellen Lehrern nach aber erforderlich, um den ruhelosen Geist durch Selbsterforschung und Hingabe vorzubereiten, um die konditionierten und angeborenen Denkbahnen (vasanas) sowie letztlich das Ego als Illusionen offenzulegen. Das Aufgeben dieser Übungen ist dem traditionellen Advaita nach erst die letzte Stufe des Übungsweges.

Siehe auch

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Literatur

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  • OM C. Parkin: Auge in Auge mit dir Selbst. Advaita Media, Hamburg 2003, ISBN 978-3936718010.
  • Dietmar Bittrich, Christian Salvesen: Die Erleuchteten kommen. Satsang: Antworten auf die wichtigsten Fragen des Lebens. München 2002, ISBN 978-3442216123.
  • Madhukar: Einssein. Lüchow Verlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-363-03120-1.
  • Madhukar: Erwachen in Freiheit. Lüchow Verlag, 2. Auflage. Stuttgart 2004, ISBN 3-363-03054-1.
  • Edgar Hofer (OWK): Satsang mit OWK. Fragen und Antworten zur spirituellen Praxis. Bohmeier Verlag, Leipzig 2006, ISBN 3-89094-482-5.
  • Liselotte Frisk: The Satsang Network. A Growing Post-Osho Phenomenon. Nova Religio 6/2 (2002), S. 64–85.
  • Christian Salvesen: Advaita. Vom Glück, mit sich und Welt eins zu sein. Bern 2003, ISBN 978-3502675006.
  • Michael Utsch: Die Satsang-Bewegung. In: Reinhard Hempelmann u. a. (Hrsg.): Panorama der neuen Religiosität. Sinnsuche und Heilsversprechen im 21. Jahrhundert. Gütersloh 2001, ISBN 978-3579023205, S. 192–199.
  • Swami Vivekananda: Hinduismus. Ansprache gehalten auf dem internationalen Religionskongress, Chicago 1893. Deutsche Übertragung von Emma von Pelet. Zürich: Rascher, 1935.
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