Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg
Das Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg ist ein überparteilicher Zusammenschluss von über 140 Gruppen, Vereinen und Initiativen aus dem Bereich der Bürgerrechts- und Selbsthilfeorganisationen für lesbische, schwule, bisexuelle, trans, intergeschlechtliche und queere Menschen in Baden-Württemberg.[2][3]
Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg | |
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Gründung | 2012 |
Sitz | Freiburg im Breisgau |
Zweck | Stärkung der gesellschaftlichen Akzeptanz von LSBTTIQ und Vernetzung der vertretenen LSBTTIQ-Gruppen auf Landesebene |
Vorsitz | Janka Kluge, Jj Link, Philine Pastenaci, Pia Schulz, Svenja Angerer (Sprechendenrat) |
Mitglieder | über 100 Organisationen und Vereine[1] |
Website | netzwerk-lsbttiq.net |
Ziele und Organisationsstruktur
Bearbeiten2012 gründeten über 40 verschiedene Gruppen und Initiativen das Netzwerk als einen überparteilichen und weltanschaulich nicht gebundenen Zusammenschluss. Der Auftakt war im September in Stuttgart, die Konstituierung als Netzwerk in Mannheim und die Vereinsgründung des Netzwerkes als juristische Person in Freiburg.
Das Landesnetzwerk hat sich zum Ziel gesetzt, die Zusammenarbeit der verschiedenen Mitgliedsgruppen auf Landesebene zu fördern, sich für das Recht auf eine selbstbestimmte sexuelle und geschlechtliche Identität einzusetzen sowie die Interessen von LSBTTIQ-Menschen gegenüber landespolitischen Entscheidungstragenden zu vertreten.[4] Innerhalb des Netzwerks existieren verschiedene Themengruppen, die Handlungsempfehlungen, Positionen und Beschlussvorlagen für das Plenum erarbeiten. Als Vorstand fungiert ein Sprechendenrat, dem die Koordination des Verbandes und die inhaltliche Vorbereitung obliegt. Seine Amtszeit beträgt ein Jahr.[5] Seit 2015 gehört das Netzwerk dem Landesfrauenrat Baden-Württemberg an.[6]
Aktivitäten
BearbeitenAktionsplan für Akzeptanz und gleiche Rechte
BearbeitenDas Netzwerk gehört seit 2012 dem Beirat für die Entwicklung eines Aktionsplanes gegen Diskriminierung und Vorurteile des baden-württembergischen Sozialministeriums an. Der Aktionsplan entstand unter der Leitung von Ministerin Katrin Altpeter (SPD).[7] Das Netzwerk war als Vertretung der Regenbogen-Community als ständiges Mitglied im flankierenden Gremium bis zur Fertigstellung des Aktionsplanes aktiv in den Beratungsprozess und in dessen Erstellung eingebunden. Am 16. Juni 2015 beschloss das grün-rote Kabinett die Vorlage unter dem Titel Aktionsplan für Akzeptanz und gleiche Rechte.[8] Die Landesregierung vereinbarte darin die Zusammenarbeit mit dem Netzwerk LSBTTIQ als Kooperationspartner und definierte gemeinsame Ziele, „um Diskriminierungen nachhaltig abzubauen und den Interessen der betroffenen Personen Gehör zu verschaffen“[9]. Die geplanten Maßnahmen umfassten unter anderem die Stärkung von LSBTTIQ-Menschen mit Migrationshintergrund, die historische Aufarbeitung der Verfolgung homosexueller Menschen sowie die Verbesserung der rechtlichen Gleichstellung von trans- und intergeschlechtlichen Menschen.
Kritisiert wird der Aktionsplan von der CDU-Fraktion im Landtag und von der Alternative für Deutschland.[10][11]
2016 traf sich der Beirat unter der folgenden grün-schwarzen Landesregierung erstmals am 23. November in seiner neuen Besetzung.[12] Unter der Leitung von Minister Lucha wird der Aktionsplan weitergeführt. Der Beirat soll nun den Dialog zwischen Verwaltung, LSBTTIQ-Community und der Zivilgesellschaft stärken. Zweimal im Jahr finden Treffen an wechselnden Orten statt (Staats-, Finanzministerium etc.). Das Netzwerk LSBTTIQ entsendet für die laufende Legislaturperiode zehn persönlich gewählte Delegierte. Sie bringen ihre Fachexpertise für die politische Netzwerkarbeit und insbesondere die Themen Jugend, Schulaufklärung, Beratung, Transsexualität, Geschichte, Arbeit und Regenbogenfamilie ein, eine Kurzform lautet Fachbeirat.
An 50 Jahre „Stonewall Inn Riots“ erinnernd, setzt das Sozialministerium die Dachmarke Aktionsjahr 2019.[13] Alle Ministerien, die Zivilgesellschaft und die Regenbogencommunity können durch Veranstaltungen jeglicher Art an den Beginn der international vernetzten Emanzipationsbewegungen erinnern, um Akzeptanz für lesbische, schwule, bi-, trans-, intersexuelle, transgender und queere Menschen zu fördern.
Andere Aktivitäten
BearbeitenMit dem im Netzwerk entwickelten Projekt Landesweite Beratung für lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, intersexuelle und queere Menschen startete das Netzwerk 2015 die schrittweise Verbesserung des Beratungsangebots zu LSBTTIQ-Anliegen in Baden-Württemberg.[14] Von zunächst drei Beratungsangeboten stieg die Anzahl auf derzeit 16 Beratungsangeboten mit fachlicher Ausbildung der Community.[15] So konnte das Netzwerk landesweiter Beratungsangebote für lsbttiq Menschen in Baden-Württemberg von drei Standorten im Jahr 2015 auf derzeit 16 Angebote für eine fachlich fundierte Beratung erweitert werden.[16] Eine zunehmende Vernetzung, fortgesetzte Qualifizierung innerhalb der beteiligten Organisationen sowie die verpflichtenden Prozesse und Standards[17] sichern die hohe Qualität der Beratung. Seit November 2021 besteht zudem das Angebot einer Online-Beratung.[18] Seit Mai 2018 bietet das Projekt Fortbildungen und Schulungen zu Trans- und Intergeschlechtlichkeit, ergänzend Angebote zur Aufklärung und Sensibilisierung.[19]
Im Mai 2016 wurde im Rahmen des Projekts zur Förderung von angeleiteten Coming-Out-Gruppen für LSBTTIQ Jugendliche und junge Erwachsene in Baden-Württemberg eine Webseite mit einer Übersicht von Coming-Out-Gruppen und Jugendgruppen veröffentlicht. Beim Projektstart waren sieben Gruppen vertreten. Gefördert wird das Projekt durch das baden-württembergische Sozialministerium aus Mitteln des Zukunftsplans Jugend.[20]
In der öffentlichen Auseinandersetzung um den Bildungsplan 2015 für Baden-Württemberg unterstützt das Netzwerk grundsätzlich das Reformvorhaben der Landesregierung, kritisiert aber zugleich die Inhalte als nicht konsequent genug.[21]
Publikationen
Bearbeiten- Pflege, Biographie und Vielfalt - Begleitung von LSBTTIQ-Menschen in Baden-Württemberg, 2019
- Systematische Schutzbedarfserhebung und Umsetzung von Schutzgarantien für LSBTTIQ Geflüchtete - Verfahrensvorschlag, 2018
- Anders und gut! - Broschüre in leichter Sprache. 2017
- Coming Out – Alles was Du wissen solltest, 2015
- Themenheft: Zwischenergebnisse der Themengruppen des Netzwerks, Februar 2015 (2013)
- Lexikon der kleinen Unterschiede. Begriffe zur sexuellen und geschlechtlichen Identität, hg. v. Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden-Württemberg unter Mitwirkung des Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg, 2015
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Mitgliederliste
- ↑ Stuttgarter Nachrichten, „Aktionsplan: Land schließt mit Schwulen und Lesben einen Vertrag“, 15. Juni 2015
- ↑ Über Uns. In: Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg. Abgerufen am 8. August 2023 (deutsch).
- ↑ Archivierte Kopie ( des vom 20. November 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ http://www.netzwerk-lsbttiq.net/index.php/strukturen
- ↑ „Netzwerk LSBTTIQ als 52. Mitgliedsverband aufgenommen“, Landesfrauenrat Baden-Württemberg, Pressemitteilung vom 27. April 2015
- ↑ Archivierte Kopie ( des vom 22. Januar 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ SWR, „Grün-roter Aktionsplan für Gleichstellung“ ( des vom 2. August 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , 16. Juni 2015
- ↑ Aktionsplan „Für Akzeptanz & gleiche Rechte Baden-Württemberg“, 16. Juni 2015, S. 11
- ↑ Badische Zeitung, Darauf haben die Menschen ein Recht, 17. Juni 2015
- ↑ Stuttgarter Nachrichten, Sexuelle Vielfalt wird wieder Streitthema im Land, 16. März 2015
- ↑ Vorreiter für Offenheit und Vielfalt. Abgerufen am 20. Mai 2019.
- ↑ Aktionsjahr für Akzeptanz & gleiche Rechte. Ehemals im ; abgerufen am 20. Mai 2019. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ Pressemitteilung: Endlich Start für landesweit qualifizierte Beratung für LSBTTIQ!
- ↑ Lister der lsbttiq Beratungsangebot in Baden-Württemberg. Abgerufen am 11. Februar 2022.
- ↑ Webseite der Beratungsangebote. Abgerufen am 11. Februar 2022.
- ↑ Standards und Feedback im Projekt Landesweite Beratung von und für lsbttiq Menschen. Abgerufen am 11. Februar 2022.
- ↑ Pressemitteilung: Onlineberatung von und für LSBTTIQ in Baden-Württemberg nimmt Fahrt auf. 24. Dezember 2021, abgerufen am 11. Februar 2022.
- ↑ Pressemitteilung: Information und Aufklärung als wichtige Grundlage für mehr Akzeptanz. 21. Februar 2019, abgerufen am 11. Februar 2022.
- ↑ Queer.de, Baden-Württemberg: Neue Website stellt Coming-out-Gruppen vorhttp://www.queer.de/detail.php?article_id=26231, 30. Mai 2016
- ↑ http://www.netzwerk-lsbttiq.net/index.php/aktuelles/102-leitperspektive