Ernst Neumann-Neander

deutscher Kunstmaler, Erfinder und Motorradbauer
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Ernst Neumann-Neander, eigentlich Ernst Wilhelm Neumann (* 3. September 1871 in Kassel als Ernst Neumann; † 3. November 1954 in Düren-Rölsdorf) war ein deutscher Künstler und Erfinder.

Ernst Neumann (1905)
Neander-Motorrad von 1929
Neander-Fahrmaschine
Ernst Neumann zugeschriebener Entwurf: Rolls-Royce 40/50 hp Silver Ghost (1914, Chassis # 54PB) Skiff von Schapiro-Schebera, entstanden um 1920

Leben und Wirken

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Berühmt wurde Ernst Neumann-Neander, Sohn des Landschaftsmalers Emil Neumann, nicht nur als Kunstmaler und Grafiker, sondern hauptsächlich als Gestalter von Automobilen und Motorjachten und motorradbegeisterter Konstrukteur von Motorrädern. Bereits zwischen 1903 und 1908[1] baute er sein erstes Motorrad.

Neumann-Neander, von Freunden und Bekannten wegen seiner Vielseitigkeit „N²“ genannt,[2] studierte Malerei in Kassel, München und Paris. In seiner Münchner Zeit zeichnete er für die Zeitschriften Die Jugend und Simplicissimus vor allem Karikaturen des modernen Lebens. Als Zeichner und Plakatgestalter des Jugendstils erlangte er schnell Ansehen weit über München hinaus. Er beteiligte sich an dem Schwabinger Kabarett Elf Scharfrichter und gründete zusammen mit dem Grafiker Heinrich Wolff eine Mal- und Zeichenschule, an der auch Gabriele Münter lernte. Im Jahr 1903 ging er für etwa fünf Jahre nach Paris, wo er mit den damals wichtigen Größen der Automobilindustrie in Kontakt kam.

1907 wanderte er mit dem 19-jährigen Philosophiestudenten Hans Havemann von Genua nach Perugia. Havemann verfasste darüber eine literarische Reisebeschreibung, die 2022 als Digitalisat und als Buch publiziert wurde.[3]

1908 ließ sich Neumann in Berlin nieder und gründete die „Ateliers Neumann“, die für alle bedeutenden Hersteller von Automobilen, aber auch andere Industriezweige die Reklame entwarf. Zusätzlich zeichnete er für verschiedene Auftraggeber Karosserien, die nach seinen Entwürfen ausgeführt wurden.

Ähnlich wie andere Künstler seiner Zeit bildete auch der Maler und Gebrauchsgrafiker Neumann eine Künstlergruppe; in seinem Berliner „Atelier Ernst Neumann“ bildete er mit dem Freskenmaler und Illustrator August Braun eine Künstlergemeinschaft.[4] Eine seiner Schülerinnen war die Künstlerin Else Hertzer, die ab 1918 mit ihren Bildern auf der Berliner Secession vertreten war.[5] Neumann unterrichtete um 1912 auch an der Charlottenburger Kunstgewerbe- und Handwerkerschule. Einer seiner Schüler dort war John Heartfield.[6]

1914 waren Neumanns Entwürfe und Fahrzeuge auf der „Werkbundausstellung“ in Köln zu sehen. Sein Vermögen büßte er schließlich aufgrund des Ersten Weltkrieges und der darauffolgenden Inflation ein.

Ernst Neumann-Neander ist auf dem neuen Friedhof in Rölsdorf begraben.

Kraftfahrzeugproduktion

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Noch in Berlin entwarf er sein erstes Motorrad. 1924 siedelte er nach Köln über und gründete die Neander Motorfahrzeuge GmbH mit Sitz in Euskirchen, ab 1926 in Düren.[7] Hier baute und konstruierte er für die Allright-Werke und für sich selbst Motorräder, die an der ersten großen sportlichen Nachkriegsveranstaltung teilnahmen. Neumann war der älteste Teilnehmer des Rennens und erreichte das Ziel in Köln nach einer Fahrt durch Deutschland über 2000 km durch Eis und Schnee. Von Köln aus begann er eine Motorradproduktion in Euskirchen und siedelte 1926 nach Rölsdorf, Kapellenstraße 40[8], bei Düren über.

In den 1930er Jahren beschäftigte er sich mit der Entwicklung und dem Bau sogenannter Fahrmaschinen, einer Mischung aus Motorrad und Automobil. Der Zweite Weltkrieg machte alles zunichte. Dennoch konstruierte Ernst Neumann weiter und entwickelte sowohl einen Kurvenneiger als auch Fahrzeuge für Kriegsversehrte. 1951 begann er wieder zu malen.

In Rölsdorf gibt es am Fabrikgebäude von Macherey-Nagel, Ecke Bahnstraße/Neumann-Neander-Straße, eine Gedenktafel. Der „Neander-Schuppen“, in dem die Konstruktionen entstanden, steht heute (2021) noch.

Literatur

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  • Hermann Esswein: Ernst Neumann. Moderne Illustratoren Bd. 6. Piper Verlag, München 1905.
  • Hans Bretz: [Nachruf Neumann]. in: Auto- und Motorrad-Welt, 10. Dezember 1954.
  • Franz Joseph Hall: Lichtquellen aus dem Geist. Frank Wedekind und Ernst Neumann-Neander. Pendragon, Bielefeld 1990 (Jahresgabe des Pendragon-Verlages für die Freunde des Verlages zum Jahreswechsel; 1990/91).
  • Reinhold Kraft u. a. (Hrsg.): Ernst Neumann-Neander 1871–1954. [Ausstellungen anlässlich des 50. Todestages von Ernst Neumann; Das technische Werk: 28. Mai bis 3. Oktober 2004 im Deutschen Zweiradmuseum, Neckarsulm; Das künstlerische Werk: 4. September bis 24. Oktober 2004 im Otto-Junker-Haus, Hürtgenwald-Simonskall; 19. September bis 7. November 2004 im Leopold-Hoesch-Museum, Düren]. Hahne und Schloemer, Düren 2004, ISBN 3-927312-66-5
  • E. Neumann-Neander: Tagebuch der Zerstörung. Düren im November und Dezember 194....4. Düren 1994, ISBN 3-929096-09-9
  • Roland Opschondek: Neumann, Ernst. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 143 f. (Digitalisat).
  • Thomas Trapp: Ernst Neumann Neander und seine Motorräder. Bonn 1996, 2. Auflage 2001, ISBN 3-89365-546-8
  • Thomas Trapp: Ernst Neumann Neander und seine Fahrmaschinen. 2002, ISBN 3-89880-041-5
  • Rölsdorfer Geschichte(n), herausgegeben anlässlich des 125-jährigen Bestehens der Schützenbruderschaft Constantia 1877 e. V., 2002, S. 267–290
  • Siegfried Rauch; Frank Rönicke: Männer und Motorräder – ein Jahrhundert deutscher Motorradentwicklung. Stuttgart: Motorbuch-Verlag 2008, ISBN 978-3-613-02947-7, S. 112–121
  • Neumann, Ernst, in: Detlef Lorenz: Reklamekunst um 1900. Künstlerlexikon für Sammelbilder. Berlin : Reimer, 2000, ISBN 3-496-01220-X, S. 144f.
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Commons: Ernst Neumann-Neander – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Thomas Trapp: Ernst Neumann-Neander und seine Fahrmaschinen. S. 8
  2. Personen im Fokus: Ernst Neumann-Neander (Memento vom 17. Dezember 2013 im Internet Archive) bei prototyp-hamburg.de
  3. Marie Sander und Frank Havemann: Hans Havemann: Italienische Reise (1907) – Manuskript und Transkript., DOI:10.5281/zenodo.6587250, frei verfügbar auf der Zenodo-Plattform: https://zenodo.org/record/6587250#.Ys1UBIXxw7A.
  4. Barbara Kaufhold: Deutsche Sektreklame von 1879-1918. Ihre Entwicklung unter wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und künstlerischen Aspekten, Inaugural-Dissertation 2002 an der Fakultät Geschichtswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum, Bochum: Ruhr-Universität Bochum, 2002, passim; als PDF-Dokument (Memento des Originals vom 23. September 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www-brs.ub.ruhr-uni-bochum.de
  5. Else Hertzer. Der Vielseitige. Ausstellungskatalog, Kunsthaus Apolda Avantgarde, ISBN 978-3-9817420-7-7
  6. Website des Freundeskreises John Heartfield – Waldsieversdorf e. V., abgerufen am 27. April 2021
  7. Deutscher Reichsanzeiger, 2. Dezember 1926, 19. Februar 1927
  8. Adreßbuch von Stadt und Kreis Düren 1932/1933. Hamel`sche Druckerei und Verlagsgesellschaft, Düren, Rheinland, Vierter Teil, Rölsdorf, S. 32