Konvexe Menge

Begriff aus der Mathematik
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In der Mathematik heißt eine geometrische Figur oder allgemeiner eine Teilmenge eines euklidischen Raums konvex, wenn für je zwei beliebige Punkte, die zur Menge gehören, auch stets deren Verbindungsstrecke ganz in der Menge liegt. Dies garantiert, dass die Menge an keiner Stelle eine (konkave) Einbuchtung hat.

Eine konvexe Menge
Eine nichtkonvexe Menge

Geschichte und Anwendung

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Die Theorie der konvexen Mengen begründete Hermann Minkowski in seinem Werk Geometrie der Zahlen, Leipzig 1910. Anwendung finden konvexe Mengen z. B. in der konvexen Optimierung oder der Computeranimation, wo konvexe Polytope in verschiedener Hinsicht einfacher zu handhaben sind als Nichtkonvexe.

Definition für Vektorräume

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Eine Teilmenge   eines reellen oder komplexen Vektorraums   heißt konvex, wenn für alle   und für alle   mit   stets gilt:

 

Diese Definition basiert auf der Parameterdarstellung der Verbindungsstrecke zwischen   und  :

 

Tatsächlich schließt obige Definition auch Objekte mit geradlinigen Rändern wie Quadrate mit ein, die man umgangssprachlich nicht unbedingt als konvex bezeichnen würde.

Beispiele

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Beispiele für nichtkonvexe Figuren der Ebene

Eigenschaften

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  • Der Durchschnitt beliebig (auch unendlich) vieler konvexer Mengen ist konvex. Somit bilden die konvexen Teilmengen eines Vektorraumes ein Hüllensystem. Insbesondere gibt es zu jeder Teilmenge die davon erzeugte konvexe Menge, die sogenannte konvexe Hülle dieser Menge. Das ist nichts anderes als der Durchschnitt aller konvexen Mengen, die die vorgegebene Teilmenge umfassen.
  • Die Vereinigung konvexer Mengen ist im Allgemeinen nicht konvex. Aber die Vereinigung einer aufsteigenden Kette konvexer Mengen ist wieder konvex.
  • In lokalkonvexen Räumen ist eine kompakte, konvexe Menge   der Abschluss der Konvexkombinationen ihrer Extremalpunkte (Satz von Krein-Milman). Dabei ist ein Extremalpunkt ein Punkt, der nicht zwischen zwei Punkten aus   liegt. In endlichdimensionalen Räumen kann man sogar auf die Abschlussbildung verzichten, denn nach dem Satz von Carathéodory ist jeder Punkt einer kompakten, konvexen Teilmenge eines n-dimensionalen Raums eine Konvexkombination von höchstens n+1 Extremalpunkten dieser Menge.

Stabilität unter Operationen

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Die Konvexität einer Menge ist stabil unter gewissen Operationen. Beispiele dafür sind:

  • Bilder und Urbilder konvexer Mengen unter einer affinen Funktion   mit   und   sind wieder konvex. Dies enthält als Spezialfall die Translation um den Vektor   (Setze   die Einheitsmatrix) und die Skalierung um den Faktor   (Setze  ).
  • Die Minkowski-Summe zweier konvexer Mengen   ist wieder konvex.
  • Das kartesische Produkt   zweier konvexer Mengen ist wieder konvex.
  • Jede Projektion   einer konvexen Menge auf eine Koordinatenachse ist wieder konvex.
  • Ist für jedes   der Term  , so ist das Bild der konvexen Menge   unter der Funktion
 
wieder konvex. Analog ist das Urbild einer konvexen Menge unter dieser Funktion wieder konvex.

Spezialfälle

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Konvexe Mengen können auf verschiedene Weisen noch weiter eingeschränkt werden:

  • Eine Menge   heißt streng konvex, wenn die offene Verbindungsstrecke zweier beliebiger Punkte der Menge vollständig im Inneren der Menge liegt.[1] Anschaulich besitzen streng konvexe Mengen keine geradlinigen Berandungsteile.
  • Eine Menge   heißt glatt konvex, wenn jeder Randpunkt der Menge eine eindeutige Stützhyperebene besitzt.[2] Anschaulich besitzen glatte konvexe Mengen keine Ecken oder Kanten.

Normierte Räume

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Konvexitätsbedingungen

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In normierten Räumen  , das heißt in Vektorräumen   mit einer Norm  , die jedem Vektor   seine Länge   zuordnet, kann man mittels der Norm konvexe Mengen konstruieren. Die für die Theorie der normierten Räume wichtigste konvexe Menge ist die abgeschlossene Einheitskugel  .

Gewisse Konvexitätsbedingungen, die man an die Einheitskugel eines normierten Raums stellen kann und die die Konvexität der Einheitskugel verschärfen, definieren Raumklassen normierter Räume. Das führt zu Begriffsbildungen wie zum Beispiel strikt konvexer, gleichmäßig konvexer oder glatter Räume.

Normale Struktur

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Ein Punkt   einer beschränkten, konvexen Mengen   heißt diametral für M, wenn   gleich dem Durchmesser von   ist. In der Einheitskugel sind genau die Randpunkte, das heißt die Vektoren der Länge 1, diametral. Für eine Strecke in einem normierten Raum sind genau die Endpunkte dieser Strecke diametral. In diesen beiden Beispielen gibt es auch stets nicht-diametrale Punkte. Das betrachtet man als eine „normale“ Eigenschaft und definiert:

Eine beschränkte, konvexe Menge hat normale Struktur, wenn jede darin enthaltene abgeschlossene und konvexe Teilmenge   mit mindestens zwei Punkten nicht-diametrale Punkte bzgl.   enthält.

Man kann zeigen, dass jede kompakte, konvexe Menge in einem normierten Raum normale Struktur hat.[3] Da beschränkte, abgeschlossene Mengen in endlichdimensionalen Räumen nach dem Satz von Heine-Borel kompakt sind, haben also alle beschränkten, konvexen Mengen in endlichdimensionalen Räumen normale Struktur. Das Auftreten beschränkter, konvexer Mengen ohne normale Struktur ist daher ein rein unendlichdimensionales Phänomen.

Verallgemeinerungen

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Allgemein genügen für die sinnvolle Definition von Konvexität schon erheblich schwächere Voraussetzungen an die Geometrie, die auf   gilt. Man braucht aus Hilberts Axiomensystem der euklidischen Geometrie lediglich die Axiome der Verknüpfung und die der Anordnung. Die Konvexität hängt insbesondere von der Definition einer geraden Verbindungsstrecke ab. So ist die Halbebene, die durch   definiert wird, konvex in der euklidischen Ebene, aber nichtkonvex in der Moulton-Ebene: Beispielsweise läuft die „Gerade“ zwischen   und   über den (nicht in der Menge enthaltenen) Punkt  . Siehe auch kollinear.

Je nach mathematischem Kontext werden unterschiedliche Verallgemeinerungen benutzt, die auch teilweise nicht kohärent sind.

Konvexitätsraum

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Folgende Axiomatik verallgemeinert die grundlegenden Eigenschaften konvexer Mengen auf einem Niveau, das vergleichbar ist mit dem der Topologie.

Eine Menge   zusammen mit einer Menge von Teilmengen   wird Konvexitätsraum genannt, wenn für   Folgendes gilt:

  • die leere Menge und   selbst liegen in  
  • die Schnittmenge beliebig vieler Mengen aus   liegt wieder in  
  • Falls eine Teilmenge   total geordnet ist bezüglich Inklusion, so liegt die Vereinigung aller Mengen aus   in  .

Dann werden die Mengen aus   die konvexen Mengen von   genannt.

Metrisch konvexer Raum

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Ein Kreis ist metrisch konvex, aber als Teilmenge des euklidischen Raums nichtkonvex.

Ein metrischer Raum   wird metrisch konvex genannt, wenn zu je zwei verschiedenen Punkten   stets ein dritter Punkt   derart existiert, dass in der Dreiecksungleichung sogar Gleichheit gilt:

  .

Von einem Punkt  , welcher dieser Bedingung genügt, sagt man dann:

  liegt zwischen   und  .

Hier gilt allerdings nicht mehr, dass der Schnitt von metrisch konvexen Mengen wieder metrisch konvex wäre. So ist die Kreislinie mit der Metrik der Bogenlänge metrisch konvex, zwei abgeschlossenen Halbkreise, die bis auf ihre beiden Endpunkte   disjunkt sind, sind auch metrisch konvexe (Teil)mengen, ihr zweielementiger Schnitt   aber nicht.

Das grundlegende Resultat über metrisch konvexe Räume ist der Verbindbarkeitssatz von Menger.

Geodätisch konvexe Mannigfaltigkeiten

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Semi-Riemannsche Mannigfaltigkeiten   haben eine innewohnende Metrik, die die Geodäten der Mannigfaltigkeit festlegt. Wenn jedes Paar von Punkten in einer Umgebung durch eine einzige Geodäte der Mannigfaltigkeit verbunden werden kann, die vollständig in dieser Umgebung liegt, nennt man diese Umgebung einfach konvex.

Eine Untermannigfaltigkeit   einer riemannschen Mannigfaltigkeit   heißt geodätisch konvex, wenn sich je zwei beliebige Punkten   durch eine Kurve in   verbinden lassen, die eine in   global längenminimierende Geodäte ist.

Beispiele und Unterschiede

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  • Die rationalen Zahlen mit dem üblichen Abstand bilden eine metrisch konvexe Teilmenge von  , die nicht konvex ist.
  • Gleiches gilt für  , was als riemannsche Mannigfaltigkeit auch nicht geodätisch konvex ist.
  • Eine konvexe Teilmenge des euklidischen Raumes ist stets auch metrisch konvex, bezüglich der von der Norm induzierten Metrik. Für abgeschlossene Teilmengen gilt auch die Umkehrung.

Krümmung von Kurven

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Eine Funktion ist genau dann konvex, wenn ihr Epigraph, in diesem Bild die grüne Menge über dem blauen Funktionsgraphen, eine konvexe Menge ist.

Im Zweidimensionalen kann die Krümmung einer stetig differenzierbaren Kurve in einem Punkt   in Relation zum Betrachter untersucht werden:

  • Liegen die benachbarten Punkte von   in der gleichen Tangential-Halbebene wie der Betrachter, so ist sie dort für ihn konkav gekrümmt.
  • Existiert eine Umgebung um  , so dass alle Punkte daraus in der anderen Tangential-Halbebene liegen, so ist die Kurve in   für den Betrachter konvex gekrümmt.

Analog kann in höheren Dimensionen die Krümmung von Hyperebenen untersucht werden, wozu das Objekt aber orientierbar sein muss.

Klassische Resultate über konvexe Mengen (Auswahl)

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Siehe auch

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Literatur

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Commons: (nicht)konvexe Mengen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Robert Plato: Numerische Mathematik kompakt. Springer, 2013, ISBN 978-3-322-93922-7, S. 365.
  2. Jürg T. Marti: Konvexe Analysis. Springer, 2013, ISBN 978-3-0348-5910-3, S. 108.
  3. Vasile I. Istratescu: Strict Convexity and Complex Strict Convexity, Theory and Applications, Taylor & Francis Inc. (1983), ISBN 0-8247-1796-1, Satz 2.11.20