Nico Roehreke

deutscher Rennfahrer und Unternehmer

Nico Roehreke (* 1953 als Claus-Heinrich Röhreke[1][2] in Indien) ist ein deutscher Unternehmer und ein ehemaliger Rennfahrer, der ausschließlich unter dem Pseudonym Nico Nicole startete. Von 1976 bis 1979 fuhr er Rennen in der Japanischen Formel-2-Meisterschaft; bis 1981 nahm er zudem an 18 Sportwagenrennen teil. Da Roehrekes Rennfahrerkarriere auf Japan beschränkt blieb, wurde er von den deutschen Medien kaum wahrgenommen; bis heute ist er in Deutschland weitgehend unbekannt. Nach dem Ende seiner Zeit als aktiver Fahrer konzentrierte er sich auf die von ihm gegründete Nicole Group, die in Tokio ansässig ist und heute hochwertige europäische Fahrzeuge nach Asien importiert. Roehreke ist geschäftlich eng mit BMW und dem Veredelungsbetrieb Alpina verbunden.

Roehreke wurde als Sohn des deutschen Diplomaten Heinrich Röhreke geboren.[3] Seine Jugendjahre verbrachte er mit seinen Eltern in Singapur und auf den Philippinen. 1969 kam seine Familie nach Japan. Als sein Vater 1972 nach China versetzt wurde, blieb Roehreke, 20-jährig, in Japan. Er entschied sich für eine Karriere als Rennfahrer, baute daneben aber frühzeitig ein eigenes Unternehmen auf.[4]

Karriere als Rennfahrer

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Formelsport

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Zwischen 1976 und 1979 bestritt Roehreke zahlreiche Rennen der japanischen Formel 2000 bzw. der japanischen Formel 2, nahm aber in keiner Saison an allen Meisterschaftsläufen teil. Er war einige Zeit der einzige Ausländer, der in dem von einheimischen Fahrern geprägten Umfeld mehr oder weniger regelmäßig an den Start ging.

Im Herbst 1976 nahm Roehreke erstmals an einem Rennen der japanischen Formel 2000-Meisterschaft teil, einer Serie, deren Reglement im Kern dem der europäischen Formel 2 entsprach. Er meldete für das Team JAX Racing einen zwei Jahre alten March 742, der von einem BMW-Motor angetrieben wurde.[5]

Bei seinem ersten Einsatz, dem am 26. September abgehaltenen Great 20 Racers Race auf dem Suzuka International Racing Course, kam er als Sechster ins Ziel. Das folgende Rennen, das gleichzeitig das letzte der Meisterschaft war, beendete Röreke nicht. Er war an einer Startkollision beteiligt, in deren Folge insgesamt vier Fahrer ausschieden.

Ab 1977 wurde die bisherige Formel 2000 zur japanischen Formel-2-Meisterschaft. Das Reglement blieb weitgehend unverändert. Die Meisterschaft bestand in ihrem ersten Jahr aus acht Läufen, von denen einige nur ein schwach besetztes Teilnehmerfeld aufwiesen. Roehreke erneuerte für 1977 seine Verbindung zu JAX Racing, auch der Einsatzwagen – der March 742 – blieb unverändert. Er gehörte nun zu den ältesten Fahrzeugen im Starterfeld.

Roehreke nahm an vier Läufen teil. Das beste Ergebnis erzielte er im zweiten Saisonlauf, der IV. Suzuka Diamond Trophy, den er als Siebter beendete. Zweimal wurde er Zehnter, einmal Zwölfter. Die Rennen in der zweiten Jahreshälfte ließ er vollständig aus; in dieser Zeit war er vorrangig mit der Gründung eines eigenen Unternehmens beschäftigt.

In der Saison 1978 ging Roehreke mit einem eigenen Team an den Start, das Ende 1977 gegründet worden war und die Bezeichnung Nicole Racing Japan erhielt.

Nicole Racing meldete als Einsatzfahrzeug einen Kauhsen-Renault. Hierbei handelte es sich um einen in Frankreich entwickelten Rennwagen, der 1978 bereits auf eine längere Geschichte zurückblickte. Das Auto war 1974 von Jean-Pierre Jabouille mit Unterstützung des Sportwagenherstellers Alpine und des Mineralölkonzerns Elf Aquitaine konstruiert worden. Es dominierte 1976 die europäische Formel-2-Meisterschaft; sein Konstrukteur gewann als Fahrer in diesem Jahr mit deutlichem Vorsprung den Meistertitel. Nach dem Wechsel Jabouilles in die Formel 1 übernahm das in Aachen ansässige Willi Kauhsen Racing Team zwei Autos, die es 1977 in der europäischen Formel 2 für Fahrer wie Klaus Ludwig, Michel Leclère, Vittorio Brambilla und Alain Prost einsetzte. Das Kauhsen-Team konnte nicht an die Erfolge Jabouilles anknüpfen; es erreichte 1977 bei den europäischen Läufen „so gut wie nichts“.[6] Zum letzten Rennen der japanischen Formel-2-Meisterschaft 1977 meldete Kauhsen einen der Wagen für Keke Rosberg, der in Suzuka nach nur zwei Runden nach einem Nockenwellenschaden ausfiel. Ende 1977, als Kauhsen am Aufstieg in die Formel 1 arbeitete, übernahm Nicole Racing den zuvor von Rosberg eingesetzten Wagen, konnte in der kommenden Saison aber keine Erfolge mit ihm erzielen.

Zum ersten Rennen der japanischen Formel-2-Meisterschaft 1978 fuhr Roehreke nicht selbst für sein Team. Für das Anfang März in Suzuka abgehaltene Big 2 & 4 Race überließ er den Wagen dem Italiener Gianfranco Brancatelli. Dieser Schritt dürfte auf die Verbindung zu Kauhsen zurückzuführen sein, denn Brancatelli war seinerzeit als Fahrer des künftigen Formel-1-Autos von Kauhsen im Gespräch. Brancatelli brachte den Rennwagen in Suzuka auf Platz fünf ins Ziel.

Im zweiten und vierten Meisterschaftslauf fuhr Roehreke den Kauhsen selbst. Er beendete die Rennen nicht. Nachdem Nicole Racing drei Rennen in Folge ausgelassen hatte, kehrte das Team zum letzten Lauf des Jahres noch einmal zurück. Zum J.A.F. Grand Prix 1978 in Suzuka meldete es einen Chevron B40 mit BMW-Motor. Roehreke beendete das Rennen als Siebter.

1979 war das letzte Jahr, in dem sich Roehreke als Fahrer in der japanischen Formel-2-Meisterschaft engagierte. Er bestritt nur ein Rennen.

Nicole Racing meldete ein Fahrzeug namens Niki NK2, das von einem BMW-Motor angetrieben wurde. Über dieses Fahrzeug ist nur wenig bekannt; in einigen Internetforen wird die Ansicht vertreten, dass es sich um einen Eigenbau Roehrekes auf der Basis des Kauhsen bzw. Jabouille J2 handelt. Der Niki NK2 erschien erstmals beim vierten Lauf der Meisterschaft 1979 auf dem Fuji International Speedway. Roehreke war der Pilot. Er kam als Elfter und Letzter mit zwei Runden Rückstand ins Ziel. Zum sechsten Rennen des Jahres erfolgte noch eine Meldung von Nicole Racing; das Team trat aber nicht mehr an.

Sportwagenrennen

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Parallel zum Formel-2-Engagement, nahm Röhreke ab 1976 auch an insgesamt 18 Sportwagenrennen teil, die in Japan abgehalten wurden. In den ersten Jahren fuhr er regelmäßig einen March 74S mit BMW-Motor, den er im eigenen Namen, für das Team JAX Racing oder für Nicole Racing meldete. Später bewegte er auch andere, teilweise seriennahe Fahrzeuge. Sein letztes Sportwagenrennen fuhr Roehreke 1981; die besten Resultate waren mehrere zweite Plätze.[7]

Übersicht:

Datum Rennen Rennstrecke Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
6. Juni 1976 250-km-Rennen von Fuji Fuji International Speedway Nico Nicole March 74S-BMW - 9. -
5. September 1976 200-Meilen-Rennen von Fuji Fuji International Speedway Nico Nicole March 74S-BMW - 10. -
10. Oktober 1976 250-km-Rennen von Fuji Fuji international Speedway Nico Nicole March 74S-BMW - 5. -
21. November 1976 200-km-Rennen von Fuji Fuji International Speedway Nico Nicole March 74S-BMW - 5. -
20. März 1977 300-km-Rennen von Fuji Fuji International Speedway JAX Racing Team March 74S-BMW - - Aufhängungsbruch
26. Juni 1977 250-km-Rennen von Fuji Fuji International Speedway JAX Racing Team March 74S-BMW - 12. -
4. September 1977 200-Meilen-Rennen von Fuji Fuji International Speedway JAX Racing Team March 74S-BMW - 8. -
8. Oktober 1977 250-km-Rennen von Fuji Fuji International Speedway JAX Racing Team March 74S-BMW - 5. -
27. November 1977 200-km-Rennen von Fuji Fuji International Speedway JAX Racing Team March 74S-BMW - - Motorschaden
26. März 1978 300-km-Rennen von Fuji Fuji International Speedway Nicole Racing Japan March 74S-BMW - 7. -
4. Juni 1978 250-km-Rennen von Fuji Fuji International Speedway Nicole Racing Japan March 74S-BMW - - Aufgabe
3. September 1978 200-Meilen-Rennen von Fuji Fuji International Speedway Nicole Racing Japan March 74S - -[8] -
8. Oktober 1978 250-Meilen-Rennen von Fuji Fuji International Speedway Nicole Racing Japan March 74S-BMW - - Nach Unfall nicht gestartet
29. Oktober 1978 500-Meilen-Rennen von Fuji Fuji International Speedway Harada Racing Company Alpine A441-Renault Masahiro Hasemi 2. -
26. November 1978 200-km-Rennen von Fuji Fuji International Speedway Nicole Racing Japan GRD S74-BMW - 6. -
25. November 1979 500-Meilen-Rennen von Fuji Fuji International Speedway Mazda Auto Tokyo Mazda RX-7 Yōjirō Terada 5. -
27. Juli 1980 1000-km-Rennen von Fuji Fuji International Speedway Mazda Auto Tokyo Chevron B36-Mazda Yuuichi Hagiwara 2. -
30. August 1981 1000-km-Rennen von Suzuka Suzuka International Racing Course - Mazda RX-7 Tony Trimmer 2. -

Ende der Karriere

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Ende 1981 gab Nico Roehreke seine aktive Rennsportkarriere zugunsten seiner Unternehmensgruppe auf. Er war der Ansicht, dass er zwar ein passabler Rennfahrer gewesen sei, aber nicht die Fähigkeit besessen habe, in die Formel 1 aufzusteigen.[4]

Roehreke als Unternehmer

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1977 gründete Roehreke das Unternehmen Nicole Racing Japan K.K., das sich neben dem Betrieb eines Formel-2-Rennstalls vor allem mit dem Import von Rennsportzubehör nach Japan beschäftigte.[9] Zwei Jahre danach übernahm Roehreke den Import von Alpina-Fahrzeugen nach Japan[10][11] und gründete 1982 die Nicole Automobiles K.K. als exklusiven Vertriebspartner für diese in Japan.[12] 1988 folgte die Nicole Cars K.K. zum Vertrieb von BMW- und Mini-Fahrzeugen[13] und 2009 die Nicole MotorCars K.K. als Exklusivpartner für Rolls-Royce Motor Cars.[14] Weitere Unternehmen der Nicole Group sind Nicole Marketing K.K. von 1982,[15] K.K. Nicole EuroCycle von 2009 für den Import von europäischen Fahrradmarken,[16] sowie Y.K. Insurity von 2002 im Versicherungsgewerbe.[17]

Die Nicole Group gilt als der erfolgreichste BMW-Partner im Fernen Osten.[18]

Deutschland

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In Deutschland ist Roehreke im Immobilienbereich aktiv. Die Geschäfte führt sein in München ansässiger Bruder Alexander.[19]

Literatur

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  • Max Eli: Geschäftserfolge in Japan. Wie deutsche Unternehmen die Chance ergreifen. 1. Auflage 2004 (Gabler Verlag) ISBN 3-409-12586-8, S. 88 ff.
  • David Hodges: Rennwagen von A bis Z nach 1945, Stuttgart, Motorbuch Verlag, 1994, S. 53–55, ISBN 3-613-01477-7
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Einzelnachweise

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  1. Directory of Foreign Capital Affiliated Enterprises in Japan. Business Intercommunications Incorporated, Tokio 1983, S. 207.
  2. Japan Directory 2001. The Japan Press, 2000
  3. Eli: Geschäftserfolge in Japan. S. 88.
  4. a b Biografie vom März 2011 auf der Internetseite www.eurobiz.jp@1@2Vorlage:Toter Link/www.eurobiz.jp (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven) (abgerufen am 22. Juni 2011).
  5. Hodges (S. 122) meint, Roehreke habe 1976 ein Auto namens JAX eingesetzt. Eine solche Bezeichnung findet sich in den Meldeunterlagen nicht. Zu den Einzelheiten der japanischen Saison vgl. die Statistiken der Formel-2-Rennen 1976 auf der Internetseite www.formula2.net (abgerufen am 22. Juni 2011).
  6. Hodges, S. 125.
  7. Übersicht über die Rennerfolge Roehrekes auf der Internetseite www.racingsportscars.com (abgerufen am 22. Juni 2011).
  8. Auf der Internetseite www.racingsportscars.com wird das Ergebnis als unbekannt („result unknown“) aufgeführt; der Eintrag „49 laps behind winner“ legt die Vermutung nahe, dass Roehreke frühzeitig ausgeschieden ist.
  9. ニコル・レーシング・ジャパン株式会社 / NICOLE RACING JAPAN CO., LTD. Nicole Group of Companies, abgerufen am 23. Juni 2011 (japanisch, englisch).
  10. „Alpina zeigt Flagge in Tokio“ (sport auto-Online am 6. Oktober 2009)
  11. Nicole Automobiles | ALPINA. Nicole Automobiles, abgerufen am 23. Juni 2011 (japanisch).
  12. ニコル・オートモビルズ株式会社 / NICOLE AUTOMOBILES CO., LTD. Nicole Group of Companies, abgerufen am 23. Juni 2011 (japanisch, englisch).
  13. ニコル・カーズ株式会社 / NICOLE CARS CO., LTD. Nicole Group of Companies, abgerufen am 23. Juni 2011 (japanisch, englisch).
  14. Nicole MotorCars株式会社 / NICOLE MOTORCARS CO., LTD. Nicole Group of Companies, abgerufen am 23. Juni 2011 (japanisch, englisch).
  15. ニコル・マーケティング株式会社 / NICOLE MARKETING CO., LTD. Nicole Group of Companies, abgerufen am 23. Juni 2011 (japanisch, englisch).
  16. 株式会社Nicole EuroCycle / NICOLE EUROCYCLE CO., LTD. Nicole Group of Companies, abgerufen am 23. Juni 2011 (japanisch, englisch).
  17. 有限会社インシュリティ / INSURITY INC. Nicole Group of Companies, abgerufen am 23. Juni 2011 (japanisch, englisch).
  18. Eli: Geschäftserfolge in Japan. S. 88 ff.
  19. Stefan Straus: Die letzte Bastion. In: Berliner Zeitung vom 29. März 2017, S. 3 (abgerufen am 29. März 2017).