Niemberger Gruppe
Als Niemberger Gruppe wird in der Ur- und Frühgeschichte Mitteldeutschlands eine archäologische Gruppe bezeichnet, die sich während der frühen Völkerwanderungszeit (ab 375–450 n. Chr.) im Ostsaalegebiet ansiedelte.
Verbreitung
BearbeitenDie Niemberger Gruppe ist etwa ab 375 an der mittleren und unteren Saale, meist östlich des Flusses von Weißenfels über Merseburg bis an die mittlere Elbe, erkennbar, und reicht im Norden bis in das Havel-Spree-Gebiet. In südöstlicher Richtung erstreckt sie sich bis in die Gegend von Torgau. Ihr Schwerpunkt liegt im Raum Köthen und nordöstlich von Halle. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die hohe Fundplatzdichte zwischen der unteren Saale und der Mulde auf die Erfolge des Bodendenkmalpflegers W. Götze (1879–1952) zurückzuführen sind, der fast alle Gräber aus diesem Gebiet registrierte.[1]
Zeitgleiche Nachbarn der Niemberger Gruppe waren im Gebiet westlich der Saale die späte Haßlebener Gruppe, im Raum Magdeburg und östlich von Magdeburg die Burger Gruppe, während die Zethlinger Gruppe im Verlauf der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts die Altmark verließ.[2][3]
Leitformen
BearbeitenKennzeichnend für diese Gruppe sind die blechartigen Niemberger Fibeln und Armbrustfibeln mit Vogelschwanzfuß, Kolbenarmringe, kleine rundliche Augenperlen aus Glas (mit Knubbeln), kubische blaue Glasperlen in Form eines Oktaeders, späte Achterperlen und Dreilagenkämme mit glockenförmigem Griff.
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vorn: Breite Armbrustfibeln mit Vogelschwanzfuß
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Niemberger Fibeln mit tütenförmigem Fuß
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Dreilagenkamm mit glockenförmigem Griff
Gräberfeld von Niemberg
BearbeitenDas Gräberfeld von Niemberg im Saalekreis wurde namengebend.[4]
Anmerkungen
Bearbeiten- ↑ Jan Bemmann: Mitteldeutschland im 5. Jahrhundert – Eine Zwischenstation auf dem Weg der Langobarden in den mittleren Donauraum?, in: Jan Bemmann, Michael Schmauder (Hrsg.): Kulturwandel in Mitteleuropa. Langobarden, Awaren, Slawen ; Akten der internationalen Tagung in Bonn vom 25. bis 28. Februar 2008, Bonn 2008, S. 145–228, hier: S. 146 (academia.edu).
- ↑ Um das Jahr 486 werden die Langobarden in Niederösterreich in den zeitgenössischen schriftlichen Quellen erwähnt. Vgl. Berthold Schmidt: Stand und Aufgaben der Frühgeschichtsforschung im Mittelelbe-Saale-Gebiet. In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 65. Halle an der Saale 1982, S. 145–172.
- ↑ Basisliteratur zur frühen Völkerwanderungszeit (ca. 375—450) Kurt Böhner: Die fränkischen Altertümer des Trierer Landes. Berlin 1958, siehe Stichwort Stufe I;
Berthold Schmidt: Die späte Völkerwanderungszeit in Mitteldeutschland. Halle an der Saale 1961, siehe Stichwort Gruppe I. - ↑ Walther Schulz: Die Fibeln des Begräbnisplatzes von Niemberg, Saalkreis. In: Mannus 16. S. 99–111.;
Berthold Schmidt: Das frühvölkerwanderungszeitliche Gräberfeld von Niemberg, Saalkreis. In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 48. Halle an der Saale 1964, S. 315–332.
Literatur
Bearbeiten- Berthold Schmidt: Das frühvölkerwanderungszeitliche Gräberfeld von Niemberg, Saalkreis. In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 48. Halle an der Saale 1964, S. 315–332.
- Berthold Schmidt: Stand und Aufgaben der Frühgeschichtsforschung im Mittelelbe-Saale-Gebiet. In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 65. Halle an der Saale 1982, S. 145–172, doi:10.11588/jsmv.1982.0.53957.
- Walther Schulz: Die Fibeln des Begräbnisplatzes von Niemberg, Saalkreis. In: Mannus 16. S. 99–111.