Norbert Scheuer

deutscher Schriftsteller

Norbert Scheuer (* 16. Dezember 1951 in Prüm) ist ein deutscher Schriftsteller.

Norbert Scheuer (2013)
Norbert Scheuer auf der Frankfurter Buchmesse 2022.

Leben und Werk

Bearbeiten

Nach dem ersten Schulabschluss absolvierte Norbert Scheuer eine Lehre als Elektriker. Gleichzeitig besuchte er die Abendrealschule und belegte anschließend das Studienfach Physikalische Technik an der Märkischen Fachhochschule in Iserlohn, das er mit einer Diplomarbeit über die Röntgenstrukturanalyse an Eisenoxiden abschloss. In einem weiteren Studium im Fach Philosophie erlangte er an der Universität Düsseldorf mit einer Arbeit über Kant den Magistergrad.

Norbert Scheuers in lakonischem Ton verfasste, hochkomplex strukturierte Romane zeichnen sich durch präzise Personen-, Landschafts-, Wetter- und andere Beschreibungen sowie fachsprachliche Darstellungen aus. In ihnen werden verschiedene Orte, Handlungs- und Zeitebenen sowie zumeist an der Außenseite der Gesellschaft lebende, unter Fern- und Heimweh leidende Figuren verwoben. Vorlage für das fiktive Städtchen Kall, Eifel im Urftland ist stets Scheuers Heimatgemeinde Kall/Eifel.[1]

2009 stand der in der FAZ vorabgedruckte Roman Überm Rauschen auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis.[2][3] 2015 stand der Roman Die Sprache der Vögel, der vom Auslandseinsatzerlebnis eines Bundeswehrsanitäters im Kriegseinsatz in Afghanistan handelt, wo er zwischen Grauen und Langeweile balanciert und innere Ruhe nur bei der Beobachtung von Vögeln findet, auf der Shortlist zum Preis der Leipziger Buchmesse.[4][5][6] Überm Rauschen erschien 2010 in türkischer Sprache als Uğultu: Ichthys’in Peşinde bei Verlag Dedalus in Istanbul, 2014 auf Serbisch als Šum sećanja beim Verlag Mono i Manjana in Belgrad. Die Sprache der Vögel erschien 2018 auf Arabisch als لغة الطيور (Luġat aṭ-ṭuyūr) bei Mahrousa in Kairo und in englischer Sprache, ebenfalls 2018, als The Language of Birds bei Haus Publishing Ltd. in London.

2011 hielt Norbert Scheuer Poetikvorlesungen an der Universität Duisburg-Essen, im April 2014 übernahm er an der Universität Bonn eine Thomas Kling-Poetikdozentur der Kunststiftung NRW[7].

2019 erhielt er für Winterbienen (zu dem sein Sohn Erasmus Scheuer ebenso die Zeichnungen besorgte wie für Überm Rauschen und Mutabor[8]) den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis und gelangte mit diesem Roman erneut auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises. Der Geschichte liegen fiktive Tagebuchaufzeichnungen zugrunde; sie spielt in der Eifel der Jahre 1944/45. Protagonist ist ein vorzeitig pensionierter Lehrer und Epileptiker, der mit präparierten Bienenkörben Juden zur Flucht ins besetzte Belgien verhilft, um für sich die notwendigen Medikamente zu finanzieren. Die Buchpreis-Jury bezeichnete den Roman u. a. als präzise und spannend.[9]

Bis 2017 arbeitete Scheuer als Systemprogrammierer bei der Deutschen Telekom.

Norbert Scheuer ist verheiratet und lebt in Keldenich, einem Ortsteil der Gemeinde Kall/Eifel.

Einzeltitel

Bearbeiten

Auszeichnungen

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Theo Breuer: Winterbienen im Urftland ∙ Empfundene/erfundene Welten in Norbert Scheuers Gedichten und Geschichten. Pop Verlag, Ludwigsburg 2019, ISBN 978-3-86356-277-9.
  • Theo Breuer: Zwanzig Tage – Zwanzig Romane : Ein Buchspiel. In: Matrix. Zeitschrift für Literatur und Kunst, 58. Ausgabe, Pop Verlag, Ludwigsburg 2019, S. 7–167.
  • Monika Wolting: Und tief unten im Wasser, im Schlamm und Schlick sind die Gegenstände der erzählten Geschichten verborgen. Ein Interview mit Norbert Scheuer. In: Literaturkritik. 9/2017. (literaturkritik.de)
  • Andreas Erb (Hrsg.): Norbert Scheuer: Kant, die Provinz und der Roman. Aisthesis Verlag, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89528-943-9.
  • Theo Breuer: Eine lyrische Marginalie oder Ein Echo von allem. Der Lyriker Norbert Scheuer. In: Ohne Punkt & Komma. Lyrik in den 90er Jahren. Wolkenstein Verlag, Köln 1999, ISBN 3-927861-20-0.
Bearbeiten
Commons: Norbert Scheuer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Andreas Fasel: Die ganze Welt in einem Dorf. In: DIE WELT. 8. Februar 2003 (welt.de [abgerufen am 15. September 2020]).
  2. vgl. dpa: Sechs Romane für Deutschen Buchpreis nominiert bei zeit.de, 16. September 2009 (aufgerufen am 12. Oktober 2015)
  3. Andreas Fasel: In der Eifel entspringt ein Fluss. In: DIE WELT. 27. September 2009 (welt.de [abgerufen am 15. September 2020]).
  4. preis-der-leipziger-buchmesse.de (Memento des Originals vom 25. Januar 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.preis-der-leipziger-buchmesse.de
  5. Afghanistan-Roman - Der Spatz im Panzerwrack, Rezension von Wolfgang Schneider im Deutschlandradio Kultur vom 11. März 2015.
  6. Siehe Besprechung des Buches von Elke Brüser: Die Sprache der Vögel. In: fluegelschlag-birding.de. Flügelschlag und Leisetreter, 17. Dezember 2018, abgerufen am 17. September 2019.
  7. Norbert Scheuer, Marion Poschmann, Esther Kinsky: Von Sprache sprechen II. Die Thomas-Kling-Poetikdozentur. Lilienfeld Verlag, Düsseldorf 2017, ISBN 978-3-940357-62-5.
  8. N. Scheuer: Winterbienen. München 2019, S. 307.
  9. Winterbienen. In: deutscher-buchpreis.de (abgerufen am 17. September 2019).
  10. buchmarkt.de vom 25. September 2019: Norbert Scheuer erhält den Wilhelm Raabe-Literaturpreis, abgerufen am 25. September 2019.
  11. Der Evangelische Buchpreis 2020 geht an Norbert Scheuer. In: buchmarkt.de. 27. Februar 2020, abgerufen am 27. Februar 2020.
  12. Verleihung des Rainer-Malkowski-Preises an Norbert Scheuer. In: buchmarkt.de. 13. September 2023, abgerufen am 16. September 2023.
  13. Christian Rein: Eigentlich ist an jedem Ort das Zentrum der Welt, in: Aachener Zeitung vom 2. März 2023 (paywall)