Norbert von Baumbach

deutscher Marineoffizier

Norbert von Baumbach (* 8. Februar 1900 in Gelnhausen; † 27. Februar 1977 in Amönau bei Marburg) war ein deutscher Marine-Offizier mit Einsatz als Nachrichtenoffizier, Marineattaché und Leiter im Marinenachrichtendienst sowie Angehöriger des Bundesnachrichtendienstes.

Leben und Wirken

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Norbert von Baumbach wurde als Sohn des Landrates und Regierungspräsidenten Philipp Freiherr von Baumbach (1860–1911) und dessen Ehefrau Clara, geborene Laffert (1876–1937), in Gelnhausen, am Rande des Rhein-Main Gebietes geboren. Nach dem Abitur trat er in die kaiserliche Marine ein, durchlief hier die seemännische Grund- und Basisausbildung für Seeoffiziere und erreichte Anfang der 1920er Jahre den Dienstgrad eines Oberleutnants zur See. Im Jahre 1922 wurde er ins Reichswehrministerium kommandiert und nahm hier eine Tätigkeit in der Nachrichtenstelle (N) auf, die dem Marineamt unmittelbar zuarbeitet. Sein Vorgesetzter war Korvettenkapitän Reinhold Gadow (1882–1949). In diesem Organisationsbereich war das 1919 aufgelöste Presseamt des Admiralstabes und das Nachrichtenbüro des Reichsmarineamtes aufgegangen. Die Aufgaben der Nachrichtenstelle bestanden in der Beschaffung wichtiger, militärisch wertvoller Informationen über die Einrichtungen, das Material, die Technik, das Personal, die Logistik der feindlichen Marinen durch Beobachtungen, Kontakte, Funk- und Presseauswertung. Darüber hinaus wurden auch eigene Pressemeldungen und Publikationen herausgegeben. So erschien 1923 das Buch „Ruhmestage der Deutschen Marine – Bilddokumentation des Seekrieges“ im Melchior Verlag.[1] Autor war Norbert von Baumbach. Im Jahre 1924 kam es mit dem Weggang des Chefs des Marineamtes Admiral Paul Behncke (1866–1937) zu Umstrukturierungen und zum Teil Neuausrichtungen der Arbeit. Neuer Leiter der Nachrichtenstelle wurde Korvettenkapitän Walter Matthiae (1880–1960).[2] Ab diesem Zeitpunkt wurde die Nachrichtenstelle (N), gemeinsam mit der Seetransportabteilung zusätzlich in geheime Rüstungsprojekte der Marineleitung einbezogen. Das betraf vor allem die geheime militärische Zusammenarbeit mit der Türkei, Spanien, Japan und der Sowjetunion. Mitte 1927 kam es in dem Arbeitsbereich von Baumbach zu weiteren Umstrukturierungen, die vor allem durch das Bekanntwerden der Machenschaften des Leiters der Seetransportabteilung Walter Lohmann (1878–1930) bedingt waren. Mit den gleichen Arbeitsaufgaben betraut, wechselte von Baumbach 1928 in die Wehrmachtsabteilung des Reichswehrministeriums. Im gleichen Jahr wurde er zum Kapitänleutnant befördert und verblieb bis Ende 1932 in der Abteilung,[3] wurde aber bereits stärker zu Arbeitsaufgaben in Richtung der östlichen europäischen Länder herangezogen.

In der Sowjetunion

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Mit dem zu Endegehen der bisherigen Sonderrolle in der Zusammenarbeit zwischen der Reichswehr und der Roten Armee 1932/33[4] wurden die personelle Besetzung von Militärspezialisten an der deutschen Botschaft in Moskau wieder gestärkt. Deshalb erfolgte Baumbachs Kommandierung als Marineberater am 1. Oktober 1933 an die Botschaft. Zeitnah wurde er zum Fregattenkapitän befördert. Deutscher Botschafter in Moskau war seit 1933 Rudolf Nadolny (1873–1953), und damit sein direkter Vorgesetzter. An der Seite des Militärattachés Otto Hartmann (1884–1952), der ebenfalls ab 1933 an der Botschaft tätig wurde, arbeitete sich von Baumbach in die Aufgaben der maritimen Informationsbeschaffung und Kontaktanbahnung vor Ort ein. Überschattet wurde diese Phase von dem Wechsel des Botschafters Mitte 1934. Nach dem Weggang Nadolnys wurde am 21. Juni 1934 Graf Friedrich Werner von der Schulenburg (1878–1944) neuer Botschafter. Ab diesem Jahr gehörte, hinsichtlich der Berichterstattung durch die Attachés, die Rote Armee zu den „Fremden Heeren“.[5] Als am 31. Dezember 1936 von Baumbachs Beauftragung als Marineberater zu Ende ging, wurde er zum 1. Januar 1937 als Marineattaché in Moskau offiziell notifiziert.[6] Ab 1938 wurde er gemeinsam mit dem aktuellen Militärattaché Ernst-August Köstring (1876–1953) in die Planung und informellen Arbeitsschritte zur Vorbereitung des deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrages einbezogen. An den Tagen seines Abschlusses durch die beiden Außenminister in Moskau am 23. und 24. August 1939 weilte von Baumbach mit unter den Mitgliedern der deutschen Delegation.[7]

Einen Tag vorher war ein gemeinsames Militärabkommen als Arbeitsergebnis der deutsch-sowjetischen Militärkommission durch Ernst Köstring und den Volkskommissar Kliment Woroschilow (1881–1969) zur Regelung der weiteren militärischen Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern unterzeichnet worden. Die darin enthaltenen Punkte weckten bei den Attachés die Hoffnung auf eine langfristige militärische Zusammenarbeit. So erhöhten beide unmittelbar darauf sehr zügig ihr Hilfspersonal. Vorgespräche zur gemeinsamen Seerüstung und den Umbau von zivilen deutschen Schiffen zu Kriegsschiffen auf sowjetischen Werften wurden vorbereitet und fanden statt. Überlegungen der gemeinsamen Motoren- und Waffenproduktionen wurden geprüft. Durch vielfältige Initiativen Baumbachs, in Abstimmung mit dem Chef der Kriegsmarine, kam es dann auch zu ersten ernsthafte Ergebnissen. Das betraf beispielsweise gemeinsame Schritte zum Aufbau einer geheimen Marinebasis im Nordmeer. Ein erster Vorschlag dazu war die Nutzung von Teilen des sowjetischen Seehafens Murmansk. Hier war der langfristige Plan zum Aufbaus eines geheimen Marinestützpunktes in der Region für die deutsche Kriegsmarine, dem Hitler bereits kurz nach dem deutschen Überfall auf Polen zugestimmt hatte, Gegenstand der Aktivitäten. In diesem Zusammenhang galt es aber auch vordergründig Lösungen für die sechs deutschen Schiffe zu finden, darunter auch die „Bremen“, die sich seit Anfang September 1939 kriegsbedingt mit einem „Zwischenstopp“ in Murmansk aufhalten mussten. Mehrfach weilte von Baumbach vor Ort, um sich ein Bild von der konkreten Lage zu machen. Als die sowjetische Regierung diesen Plan aus „Geheimhaltungsgründen“ ablehnte und als Gegenvorschlag für diesen Zweck die Nutzung der etwas westlich gelegenen Bucht „Sapadnaja Liza“ anbot, entstand hier die „Basis Nord[8] Binnen weniger Tage waren die ersten Material- und Ausrüstungstransporte aus Deutschland ins Eismeer unterwegs. Konkrete Erschließungsschritte für den Aufbau eines größeren Versorgungsstützpunktes für die Kriegsflotte, zum Bau von Hafen- und Werftanlagen wurden auf der Insel in Angriff genommen. Kleine Reparatureinheiten kümmerten sich vor Ort um die Behebung von Schäden der dort stationierten Schiffe. Eine konkrete Nutzung der Basis erfolgte dann im Folgejahr im Rahmen der Vorbereitung der Kriegsmarine zum Überfall auf Norwegen. Da aber eine solche Zusammenarbeit politisch nicht gewollt war und ab diesem Zeitpunkt nicht mehr in das Konzept des Unternehmens „Barbarossa“ passte, wurde die „Basis Nord“ Ende 1940 wieder aufgelöst. Am 1. Januar 1940 war von Baumbach zum Kapitän zu See befördert worden. Mit dem Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 wurde die deutsche Botschaft in Moskau geschlossen.

Zurück in Deutschland

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Baumbach kehrte im Sommer 1941 nach Deutschland zurück. Von Juni 1941 bis Juli 1942 war er zur Verfügung der OKM gesetzt. Ab Juli 1942 wurde er beim Marinenachrichtendienst als Nachfolger von Gottfried Krüger, Leiter der Abteilung Nachrichtenauswertung (3/Skl) eingesetzt. Diesen Arbeitsbereich führte er bis zum 28. Juni 1944.[9] Anschließend war er in Vertretung bis August 1944 Marineverbindungsoffizier zum Oberkommando des Heeres. Er war für einen Monat Gruppenleiter Marine in der Wehrersatz-Inspektion Kattowitz und war dann bis Dezember 1944 zur Verfügung des Marineoberkommandos Ost gesetzt. Zum 31. Dezember 1944 wurde er aus der Marine verabschiedet.

Von etwa 1957 bis 1965 war Baumbach aals Angestellter Angehöriger des Bundesnachrichtendienstes.[10]

Am 27. Februar 1977 starb Baumbach in Amönau. Er wurde dort auf dem Friedhof der Gemeinde Amönau bei Marburg beigesetzt.

Schriften

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  • Ruhmestage der Deutschen Marine. Melchior Verlag, 1923

Literatur

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  • Olaf Groehler: Selbstmörderische Allianz. Deutsch-russische Militärbeziehungen 1920–1940, Vision-Verlag Berlin 1992, ISBN 3-928787-01-2.
  • Hans Hildebrand: Die organisatorische Entwicklung der Marine nebst Stellenbesetzung 1848 bis 1945. 3 Bde., Biblio-Verlag, Osnabrück 2000 (Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990; 2), ISBN 3-7648-2541-3.
  • Manfred Kehring: Die Wiedereinrichtung des deutschen militärischen Attachédienstes nach dem Ersten Weltkrieg (1919–1933), Harald Boldt Verlag, Boppard am Rhein 1966.
  • Walter Riccius: Norbert von Baumbach 1900–1977. In: Ders.: Die Institution der Marineattachés. Deutsche Marineattachés von Beginn bis 1945. Verlag Dr. Köster, Berlin 2023, ISBN 978-3-96831-040-4, S. 42–46.
  • Michael Salewski: Die Deutschen und die See. Bd. 2. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2002 (Historische Mitteilungen. Beiheft; 45), ISBN 3-515-08087-2.
  • Hermann Teske (Hrsg.): General Ernst Köstring. Der militärische Mittler zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion 1921–1941. Verlag E.S. Mittler & Sohn GmbH, Frankfurt/Main 1965 (Profile bedeutender Soldaten; 1).
  • Ranglisten der Marine, Verlag Siegfried Mittler & Sohn, Kiel, Jahrgänge 1920 bis 1936
  • Walter Lohmann, Hans H. Hildebrand: Die deutsche Kriegsmarine, 1939–1945: Gliederung, Einsatz, Stellenbesetzung. Band 3, Podzun, 1956, S. 50.

Einzelnachweise

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  1. Das Buch wurde in den Folgejahren mehrfach neu aufgelegt, zuletzt 1933, wo es in einer Auflage von 5 Tausend Exemplaren in der Verlagsbuchhandlung Broschek & Co. in Hamburg erschien
  2. Hans Hildebrand, Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1915–1945, Band 2 (Marine), Biblio Verlag, Osnabrück 2000, S. 35ff.
  3. Ranglisten der Marine, Verlag Siegfried Mittler & Sohn, Kiel, Jahrgänge 1920 bis 1936
  4. Olaf Gröhler, Selbstmörderische Allianz. Deutsch-russische Militärbeziehungen 1920–1940, Visa Verlag Berlin 1992, S. 65ff.
  5. Reichswehrminister Werner von Blomberg hatte durch eine Dienstanweisung veranlasst, dass die Rote Armee aus der Liste der befreundeten Armeen in die Liste der potentiellen Gegner eingeordnet wurde. in: Claudia Weber, Der Pakt, Stalin, Hitler und die Geschichte einer mörderischen Allianz 1939–1941, C.H.Beck Verlag, München 2019, S. 31f.
  6. Manfred Kehring, Die Wiedereinrichtung des deutschen militärischen Attachédienstes nach dem Ersten Weltkrieg (1919–1933), Harald Boldt Verlag Boppard am Rhein, 1966, S. 202ff.
  7. Hermann Teske (Hrsg.) General Ernst Köstring. Der militärische Mittler zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion 1921–1941, Verlag E.S. Mittler & Sohn GmbH, Frankfurt/Main 1965, S. 79ff.
  8. Michael Salewski, Die Deutschen und die See – Teil II, Franz Stier Verlag Stuttgart 2002
  9. Hans Hildebrand, Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1915–1945, Band 2 (Marine), Biblio Verlag, Osnabrück 2000
  10. Personalakten von Beschäftigten des öffentlichen Dienstes, BND, PERS 101/99445. In: bundesarchiv.de. Abgerufen am 17. Juli 2024.