North Carolina Central University
North Carolina Central University (NCCU) ist eine der historischen afroamerikanischen Universitäten (Historically black colleges and universities – HBCUs), die während der Rassentrennung eingerichtet wurden, um afroamerikanischen Schülern und Studenten aus anderen Ethnien die höhere Schulbildung zu ermöglichen.[1] Sie liegt in der Stadt Durham im Bundesstaat North Carolina in den Vereinigten Staaten von Amerika. NCCU ist die zweitgrößte HBCU in North Carolina nach der North Carolina Agricultural and Technical State University und eine Mitgliedseinrichtung des Thurgood Marshall Scholarship Fund.
Geschichte
BearbeitenKoordinaten: 35° 58′ 35″ N, 78° 54′ 3″ W
Die Einrichtung wurde 1909 gegründet und 1910 unter dem Namen National Religious Training School in Chautauqua eröffnet. Ihr erster Leiter war James E. Shepard, ein Absolvent der Shaw University und Mitbegründer der North Carolina Mutual Bank. Nach finanziellen Schwierigkeiten wurde die Schule 1915 als National Training School neu organisiert und nach dem Verkauf an den Staat zur Durham State Normal School umbenannt.
1925 wurde sie zu einem vierjährigen College, dem North Carolina College for Negroes (NCC), umstrukturiert. Damit wurde die NCC zum ersten staatlich unterstützten afroamerikanischen College, das die in Amerika verbreitete Liberal Arts Education für Schwarze anbot. Nach Erweiterung des Angebots wurde die NCC 1937 von der Southern Association of Colleges and Schools akkreditiert.
Wie viele amerikanische „Colleges for Negroes“ wurde auch das NCC Zuflucht für Akademikerinnen und Akademiker, die vor der Naziherrschaft aus Europa geflohen waren und in den USA eine neue Heimat fanden.[2] Einer von ihnen war Ernst Moritz Manasse, der am 26. September 1939 als erste weiße Lehrkraft überhaupt seinen Dienst am NCC antrat.[3] Manasses Frau, Marianne Manasse, war ebenfalls am NCC als Deutschlehrerin tätig.
Als erster Hochschulstudiengang wurde 1940 Rechtswissenschaft eingerichtet, 1941 folgte Bibliothekswissenschaft. Eine weitere Umbenennung in North Carolina College at Durham folgte 1947, im selben Jahr starb James Shepard, nachdem er die Hochschule fast 40 Jahre geleitet hatte. Den heutigen Namen North Carolina Central University erhielt die Schule 1967, der Namensbestandteil „Central“ wurde gewählt, um die eingebürgerte Abkürzung „NCC“ erhalten zu können. 1972 wurde die Schule Teil des 16 Mitglieder umfassenden University of North Carolina Systems.
Sport
BearbeitenAm 12. März 1944 fand auf dem Gelände des NCC das Secret Game statt, das erste Basketballspiel in den Südstaaten der USA. Es wurde ausgetragen zwischen dem weißen Team der Duke University und dem schwarzen Team der NCC, den Eagles. Erst am 31. März 1996 wurde dieses Spiel, welches „has become symbolic of how resistance to Jim Crow occurred outside the traditional civil rights movement“, einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Scott Ellsworth, ein Historiker und Duke-Absolvent[4], schrieb damals darüber einen Artikel in der New York Times.[5] Im Jahre 2015 hat er die Geschichte dieses Spiels unter dem Titel The Secret Game. A Wartime Story of Courage, Change, and Basketball’s Lost Triumph als Buch veröffentlicht.
Die Sportteams der NCCU heißen noch immer Eagles und sind seit 2010 Mitglied der Mid-Eastern Athletic Conference.
Bekannte Alumni
Bearbeiten- Herman Boone (1935–2019) – Footballtrainer, im Film Remember the Titans porträtiert
- Larry Black (1951–2006) – Sportler, olympischer Goldmedaillengewinner
- Mike Easley (* 1950) – Gouverneur von North Carolina
- Clarence Lightner (1921–2002) – erster afroamerikanischer Bürgermeister der Stadt Raleigh und einer Großstadt in den Südstaaten
- 9th Wonder (* 1975) – Musikproduzent, Hip-Hop
- Little Brother – Hip-Hop und Rap-Musiker
- Ivan Dixon (1931–2008) – Schauspieler
- Kim Coles (* 1966) – Komikerin und Schauspielerin
- Tex Harrison – Basketballspieler bei den Harlem Globetrotters
- Jonathan Moore (* 1982) – Basketballspieler
Literatur
Bearbeiten- Gabrielle Simon Edgcomb: From Swastika to Jim Crow. Refugee Scholars at Black Colleges. Krieger Publishing Company, Malarbar (Florida), 1993, ISBN 0-89464-775-X. Das Buch enthält u. a. Interviews mit Ernst Moritz Manasse und seinem jüngeren Sohn Gabriel Manasse, einem Psychiater. Zum Verständnis des Titels hilfreich: Swastika und Jim Crow.[6]
- Scott Ellsworth: The Secret Game. A Wartime Story of Courage, Change, and Basketball’s Lost Triumph, Little, Brown and Company, 2015, ISBN 9780316244619
Weblinks
Bearbeiten- Offizieller Webauftritt der NCCU
- The Campus Echo – Zeitung der Studentenschaft
- Ernst Moritz Manasse: A Black College Welcomes a Refugee by Christoph E. Schweitzer. Der Artikel über Ernst Moritz Manasse ist Teil der Studie "They fled Hitler's Germany and found refuge in North Carolina", die im Frühjahr 1996 von Henry A. Landsberger und Christoph E. Schweitzer für das Academic Affairs Library Center for the Study of the American South Faculty Working Group in Southern Studies der University of North Carolina herausgegeben wurde. Der Beitrag über Ernst Moritz Manasse befindet sich auf den Seiten 41 bis 49. Unter der Web-Adresse Ernst Moritz Manasse by Christoph E. Schweitzer kann der Text auch im Buchlayout eingesehen werden und enthält mehrere Photographien von Ernst Moritz Manasse.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ White House Initiative on Historically Black Colleges and Universities ( des vom 13. Mai 2008 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Gabrielle Simon Edgcomb: From Swastika to Jim Crow. Refugee Scholars at Black Colleges
- ↑ Ernst Moritz Manasse: A Black College Welcomes a Refugee by Christoph E. Schweitzer
- ↑ Kurzbiografie Scott Ellsworth ( des vom 12. Januar 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Thr Secret Basketball Game of 1944. Link zum Original-Artikel: JIM CROW LOSES; The Secret Game
- ↑ Die Studie von Edgcomb basiert auf den Interviews im Rahmen des Projekts Refugee Scholars at Black Colleges oral history collection. Die 31 Interviews befinden sich im Bestand des "United States Holocaust Memorial Museum". 1999 wurde unter dem gleichen Titel und unter direktem Bezug auf die dem Buch zugrundeliegenden Materialien eine knapp einstündige Video-Dokumentation erstellt: From Swastika to Jim Crow. Unter dem Titel Exiled Jews found black bridge findet sich ein informativer Artikel über diesen Film in der "The Seattle Times" vom 10. Februar 2001. Hier kommt auch ein Schüler von Ernst Moritz Manasse zu Wort, der noch einmal dessen Engagement für seine schwarzen Studenten herausstellt.