Nutzreservat in Brasilien
Nutzreservate (portugiesisch Reservas Extrativistas, abgekürzt REx oder RESEX) sind eine in Brasilien seit 2007 durch Gesetz eingeführte Form von Geschützter Landschaft.
RESEX entsprechen weitgehend der Kategorie VI Ressourcenschutzgebiet der IUCN („Internationale Union zur Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen“). Mit Stand 2016 sind über 80 RESEX in Brasilien verzeichnet.
Entwicklung
BearbeitenWährend die Landrechte der Indigenen seit der Gründung Brasiliens eine Rolle in der Politik spielen, begann die Debatte über die Rechte für nicht-indigene, lokale Gemeinschaften erst in den 1980er Jahren. Es begann mit den Naturkautschukzapfern (Seringueiros) im Bundesstaat Acre: Sie forderten gesicherte Territorien und das Recht auf eine nachhaltige regionale Wirtschaftsweise und entwickelten dazu die Idee der extraktiven Sammelgebiete. Diese Bestrebungen führten bis 2007 zur Ausweisung von 65 solcher Sammelgebiete in Amazonien mit einer Gesamtfläche von 117.720 km². Rondônia hatte bereits seit Anfang der 1990er Jahre auf staatlicher Ebene begonnen, Ressourcenschutzgebiete einzurichten.
Davon ermutigt stellten bald auch andere traditionelle Gemeinschaften wie beispielsweise die Amazonas-Flussanwohner und die Babaçu-Sammlerinnen (Quebradeiras de Coco Babaçu) ähnliche Forderungen, die ebenfalls erfolgreich waren. 2004 wurde mit der „Nationalen Kommission für traditionelle Völker und Gemeinschaften“ erstmals eine Vertretung eingerichtet, die nicht nur indigenen Völkern nutze sollte. Unterstützung leistete auch der Deutsche Entwicklungsdienst.[1] 2007 wurde schließlich das rechtlich bindende „Dekret für Traditionelle Völker und Gemeinschaften“ (Decreto 6040) vom Präsidenten der Republik unterzeichnet.[2] Darin wird neben der Festschreibung der traditionellen Rechte explizit auf eine nachhaltige Entwicklung und Ökonomie hingewiesen, ohne die die langfristige Existenz dieser Gruppen kaum vorstellbar ist. Im Gegensatz zu den von der Verfassung garantierten Landrechten der Indigenen und Quilombolas enthält das Dekret allerdings keine Verpflichtung zur Ausweisung konkreter Gebiete.
Organisation
BearbeitenDie Verwaltung der in Bundeshoheit liegenden Reservate wurde dem Instituto Chico Mendes de Conservação da Biodiversidade (ICMBio) übertragen. Für die einzelnen Reservate wurde jeweils ein Management-Plan (Schutzgebietsmanagement) mit den dortigen Bewohnern vereinbart.
Liste der Nutzreservate
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- Áreas protegidas. Apremavi - Associação de Preservação do Meio Ambiente e da Vida, abgerufen am 6. Januar 2017 (portugiesisch).
- Instituto Chico Mendes de Conservação da Biodiversidade (ICMBio).
- Categorias. Instituto Chico Mendes de Conservação da Biodiversidade (ICMBio), abgerufen am 6. November 2017 (portugiesisch).
- Reservas Extrativistas na Amazônia Legal. Instituto Socioambiental (ISA), abgerufen am 6. Januar 2017 (portugiesisch).
- Lei No 9.985, de 18 de Julho de 2000. 18. Juli 2000, abgerufen am 6. Januar 2017 (portugiesisch).
- Ambiente Brasil, Umweltportal (portugiesisch)
- IBAMA, Website des Instituto Brasileiro do Meio Ambiente e dos Recursos Naturais Renováveis (portugiesisch)
- Amazonia.org.br
- Amazonlink
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Deutscher Entwicklungsdienst (DED): Nutzreservat im Amazonasgebiet eingerichtet. Datum: 10. Dezember 2004. Abgerufen am 3. Januar 2017.
- ↑ Presidência da República: Decreto Nº 6.040, de 7 de fevereiro de 2007: Institui a Política Nacional de Desenvolvimento Sustentável dos Povos e Comunidades Tradicionais. Ersetzt die Dekrete vom 27. Dezember 2004 und 13. Juli 2006 bezüglich der „Comissão Nacional de Desenvolvimento Sustentável dos Povos e Comunidades Tradicionais“. Abgerufen am 3. Januar 2017 (portugiesisch).