Nux (lat. Nuss oder Nussbaum) ist eine Elegie, die in Form von 91 elegischen Distichen verfasst ist und lange Zeit dem römischen Dichter Ovid zugeschrieben wurde. Seit dem 19. Jahrhundert gibt es jedoch Zweifel an dieser Verfasserschaft.
Inhalt
BearbeitenIm Gedicht geht es um einen Walnussbaum, der eine schlechte Behandlung beklagt. Es werden zudem fünf Nussspiele beschrieben, die heute noch nachvollziehbar sind.[1]
Autorschaft
BearbeitenIn den frühen Überlieferungen durch etwa 60 Handschriften des 11. bis 16. Jahrhunderts wird Ovid als Verfasser kritiklos angenommen. 1877 veröffentlichte Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff eine Abhandlung, die den nicht-ovidischen Ursprung zu belegen versuchte,[2] es folgten weitere kritische Stimmen am Ende des 19. Jahrhunderts. Carl Ganzenmüller stellte dementgegen in einer eingehenden sprachlichen Analyse dar, dass das Gedicht höchstwahrscheinlich doch Ovid zuzuschreiben sei.[3] Auch 50 Jahre später war die Autorschaft nicht geklärt.[4]
Bedeutung und Auslegung
BearbeitenDas Gedicht ist dahingehend bedeutend, dass es einen Teil der römischen Alltagskultur, spezifisch die Kinderspiele mit Nüssen beschreibt. Manche Interpreten erkennen im klagenden Walnussbaum eine Allegorie auf den von Kaiser Augustus ins Exil ans Schwarze Meer verbannten Ovid.
Erasmus von Rotterdam schrieb einen Kommentar zu dem Gedicht[5] und sah es als satirisch gegen den Luxus und die Habgier der Zeit gerichtet.[6]
Text
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ John A. Richmond : Nux. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 8, Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01478-9, Sp. 1067 (online).
- ↑ Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff: Liber Nucis. In: Commentationes philologae in honorem Theodori Mommseni scripserunt amici. Weidmann, Berlin 1877, S. 390–401 (Digitalisat).
- ↑ Carl Ganzenmüller: Die Elegie Nux und ihre Verfasser. J. J. Heckenhauer, Tübingen 1910 (Digitalisat).
- ↑ Roger Beck: Ovid, Augustus, and a Nut Tree. In: Phoenix. Band 19, Nummer 2, 1965, S. 146–152, doi:10.2307/1087021.
- ↑ Matthew McGowan: The Nux attributed to Ovid and its Renaissance readers. The case of Erasmus. In: Tristan E. Franklinos, Laurel Fulkerson (Hrsg.): Constructing Authors and Readers in the Appendices Vergiliana, Tibulliana, and Ouidiana. Oxford University Press, Oxford 2020, ISBN 978-0-19-886441-7, S. 262–274, doi:10.1093/oso/9780198864417.003.0017.
- ↑ The Heroïdes; or, Epistles of the heroines, The Amours, Art of love, Remedy of love, and minor works of Ovid. Herausgegeben von Henry Thomas Riley. H. G. Bohn, London 1852, S. 495 (Digitalisat; enthält eine englische Prosaübersetzung des Gedichts).