Der Oder-Havel-Kanal (OHK) ist eine Teilstrecke der Bundeswasserstraße Havel-Oder-Wasserstraße und erstreckt sich über 54 Kilometer Länge von der Havel südlich Oranienburg (Oranienburger Havel) bis zur Alten Oder (Oderberger Gewässer) bei Niederfinow. Zuständig für die Verwaltung ist das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Oder-Havel.
Oder-Havel-Kanal Großschifffahrtskanal | |
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Oder-Havel-Kanal rund zwei Kilometer östlich von Eberswalde, Ragöser Damm, Blickrichtung Osten | |
Abkürzung | OHK |
Länge | 48 km |
Erbaut | bis 1914 |
Ausgebaut | in den 1990er Jahren |
Beginn | Havel in Berlin-Spandau |
Ende | Oder in Hohensaaten oder Schwedt |
Abstiegsbauwerke | zwei: Lehnitzschleuse und das Schiffshebewerk |
Genutzter Fluss | Havel |
Herausragende Bauwerke | Brücken, Werft Malz |
Zuständige WSD | Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes sowie Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Spree-Havel |
Schiffshebewerk Niederfinow und Schiffshebewerk Niederfinow Nord, 2017 |
Verlauf
BearbeitenDer Kanal beginnt an der östlichen Aufstiegsschleuse aus der Oder bei Hohensaaten und endet an der Abstiegschleuse zur Havel (Oranienburger Havel) bei Lehnitz (Lehnitzschleuse). Mit dem Schiffshebewerk Niederfinow wird seine bis zur Lehnitzschleuse reichende Scheitelstrecke erreicht.
Vor 1914 war der Verlauf dieser Schifffahrtsstraße anders und sie war zusammengesetzt aus drei Kanälen mit je eigenem Namen.
Der älteste (frühes 17. und spätes 18. Jahrhundert, dazwischen Verfall infolge des Dreißigjährigen Krieges) dieser Kanäle war der Finow-Kanal, durch den die Oder per Schiff von Berlin aus zum ersten Mal erreicht werden konnte. Dieser begann an der Havel bei Liebenwalde etwa 45 km nördlich von Berlin und endete an der Oder bei Hohensaaten, wo heute die Oderhaltung der Havel-Oder-Wasserstraße beginnt.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Benutzung der nur bedingt schiffbaren Havel von Liebenwalde bis Oranienburg durch zwei fast gleichzeitig gebaute Kanäle ersetzt.
Im nördlichen, dem längeren Teil dieses Abschnittes der Havel wurde der Malzer Kanal zwischen Malz und Liebenwalde gebaut. Hier mäandert die Havel (Schnelle Havel) relativ stark
Im südlichen Teil wurde Oranienburg westlich mit dem Oranienburger Kanal umgangen, weil die Havel (Oranienburger Havel) insbesondere in Oranienburg schlecht schiffbar ist.
In den Jahren bis 1914 wurde der westliche Teil des Oder-Havel-Kanal stark verändert. Die wesentlichste Veränderung betraf die Streckenführung der Scheitelhaltung. Die Benutzung des schmalen und mit vielen Schleusen versehenen Finow-Kanals wurde außer seinem letzten Stück, das heute die Oderhaltung ist, aufgegeben. Die Scheitelhaltung begann an der Havel neu südöstlich von Oranienburg mit der neu erstellten Lehnitzschleuse, benutzte ab einigen Kilometern danach einen mittleren Teil des Malzer Kanals, verließ diesen etwa 3 km südlich von Liebenwalde und führte als Neubau ostwärts bis zur Schleusentreppe Niederfinow, die 1934 durch das zum Schiffshebewerk Niederfinow ersetzt wurde. Zur Wasserversorgung der Scheiteilhaltung aus dem Einzugsgebiet der Havel (Zufluss durch den nicht mehr zum Oder-Havel-Kanal gehörenden Nordteil des Malzer Kanals) ist die aus den Werbelliner Gewässern im Norden hinzugekommen (Zufluss auf etwa halben Wege bis zum Schiffshebewerk).
Geschichte
BearbeitenZur besseren verwaltungsmäßigen Organisation der Bauarbeiten wurde per Anordnung (veröffentlicht zum 16. Dezember 1914) das Königliche Hauptbauamt in Potsdam aufgelöst, womit Staatsbeamte für das neue Aufgabengebiet frei wurden.[1] Die heutige Havel-Oder-Wasserstraße ist im Wesentlichen der am 17. Juni 1914 unter dem Namen Großschiffahrtsweg Berlin–Stettin von Plötzensee bis Hohensaaten eröffnete Wasserweg. Bei der Einweihung benannte Kaiser Wilhelm II. diesen sofort in Hohenzollernkanal um.[2]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Hohenzollernkanal auf ganzer Länge (außer seinem kurzen Teil in West-Berlin) in Oder-Havel-Kanal umbenannt. Heute ist nur noch die Strecke zwischen Havel und Niederfinow (größtenteils die Scheitelstrecke der Havel-Oder-Wasserstraße) als Oder-Havel-Kanal definiert.[3] Die Bezeichnung Großschiffahrtskanal ist seit 1945 ebenfalls üblich.
Der Kanal weist folgende technische Besonderheiten auf: Von der etwa 48 Kilometer langen Scheitelhaltung bestehen über 25 Kilometer als Dichtungsstrecke, wo der Kanalwasserspiegel höher als das umgebende Gelände liegt. Zur Begrenzung etwaiger Schäden im Umland bei einem Dammbruch wurden im Streckenverlauf mehrere Sicherheitstore eingebaut. Die Sicherheitstore bei Lichterfelde und Eberswalde wurden im Zusammenhang mit dem Ausbau des Kanals entfernt. Neben dem Sicherheitstor am Pechteich befindet sich noch ein weiteres am Oberhafen des alten Hebewerks in Niederfinow. Bei Eberswalde führte eine 1910 erbaute Kanalbrücke über die Eisenbahnlinie Berlin–Stettin. Im Rahmen der Kanalerweiterung wurde die Kanalbrücke 2007 abgerissen. Vorher war für die Eisenbahn etwa 250 Meter weiter nördlich im verlegten Kanal (Neue Fahrt) ein Tunnelbauwerk errichtet worden. Der bis zu 28 Meter hohe Ragöser Damm (lange Zeit der weltweit höchste Kanaldamm, auch heute noch einer der höchsten) überquert das Ragöser Fließ, dessen Wasser durch einen Durchlass im Damm fließt. 1927–1934 wurde als Ersatz für die Schleusentreppe Niederfinow das Schiffshebewerk Niederfinow mit einer Hubhöhe von 36 Metern (zur Bauzeit der weltweit größte von einem Hebewerk bewältigte Höhenunterschied) errichtet. Die Schleusentreppe blieb allerdings bis 1972 noch parallel zum Hebewerk in Betrieb. Mit Grundsteinlegung 2009 wurde nördlich des bestehenden ein größeres neues Schiffshebewerk errichtet. Die Inbetriebnahme erfolgte am 2. Oktober 2022.[4]
Im Rahmen des Ausbaus der Wasserstraße wird der Kanal von 34 Meter auf 55 Meter verbreitert und die Wassertiefe von 2,8 Meter auf 3 Meter bzw. 4 Meter erhöht.[5] Der Ausbau der gesamten Havel-Oder-Wasserstraße ist Teil des Bundesverkehrswegeplans 2003 und kostet insgesamt 600 Mio. €. In Zukunft sollen hier Großmotorgüterschiffe bis 110 Meter Länge und 11,40 Meter Breite verkehren können. Bei Schubverbänden wird die Grenze nach dem Ausbau bei 135 Meter liegen.[6]
Literatur
Bearbeiten- Hans-Joachim Uhlemann: Berlin und die Märkischen Wasserstraßen. DSV-Verlag u. a., Hamburg 1994, ISBN 3-88412-204-5.
- Anonym: Festschrift zur Eröffnung des Großschiffahrtweges Berlin-Stettin. 1914, urn:nbn:de:gbv:9-g-5196658.
- Haesler, Braun, Grotewold: Karten Des Großschiffahrtweges Berlin-Stettin. G.e.a. Verlag, Berlin 1914, urn:nbn:de:gbv:9-g-5195301.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Anordnung über die Auflösung des Königl. Hauptbauamts in Potdam für die Herstellung des Großschiffahrtsweges Berlin-Stettin. Zentralblatt der Bauverwaltung, Inhaltsverzeichnis 1930, Nr. 14, S. 568.
- ↑ Festschrift zur Eröffnung des Großschiffahrtweges Berlin – Stettin. Sittenfeld, Berlin 1914.
- ↑ 100 Jahre Havel-Oder-Wasserstraße. Eine Wasserstraße verbindet Berlin mit der Ostsee. Wasser- und Schifffahrtsamt Eberswald, Eberswalde 2014, S. 35.
- ↑ https://schiffshebewerk-niederfinow.com/
- ↑ Artikel auf moz.de, abgerufen am 8. Juni 2018.
- ↑ Die Havel-Oder-Wasserstraße auf www.wsa-eberswalde.de/wir_ueber_uns/wasserstrassen/havel-oder-wasserstrasse/index.html, abgerufen am 8. Juni 2018.
Koordinaten: 52° 51′ 35″ N, 14° 0′ 24″ O