ORWO Net
Die ORWO Net GmbH betreibt eines der führenden Fotogroßlabore in Deutschland. Am Produktionsstandort Bitterfeld-Wolfen werden u. a. Fotoabzüge, Fotobücher, Fotokalender, Wanddeko und Fotogeschenkartikel gefertigt. Auch analoge Filme werden bei ORWO noch traditionell entwickelt. Neben der hauseigenen Vertriebsmarke ORWO, die seit 2023 wieder Teil der Fotodienstleistungsbranche ist, und der Marke Photo Dose ist ORWO außerdem Service-Partner für Drogerieketten und andere Handelsmarken.
ORWO Net GmbH
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 2003 |
Sitz | Bitterfeld-Wolfen, Deutschland |
Leitung |
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Mitarbeiterzahl | 340 (2019)[1] |
Umsatz | 41 Mio. Euro (2018)[2] |
Branche | Fototechnik, Druckerei |
Website | www.orwonet.de |
Stand: 9. Februar 2021 |
Geschichte
BearbeitenDer Ursprung der ORWO Net GmbH liegt in der Agfa (Actien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation). Dieses Berliner Unternehmen ließ ab 1909 in Wolfen die Filmfabrik als „Agfa Wolfen“ errichten. Dort wurde seinerzeit der Kine-Positivfilm hergestellt, später abgelöst vom Agfacolor-Neu-Film – dem ersten Mehrschichtenfarbfilm der Welt. Doch auch in anderen Bereichen konnte die AGFA Wolfen glänzen: 1934 wurde mit der PeCe-Faser die erste vollsynthetische Faser in Wolfen hergestellt.[3]
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 beschlagnahmen die USA die wichtigsten Dokumente und Patente der Fabrik und im Zuge der Reparationszahlungen an die Sowjetunion fanden etliche Demontagen in den Werken statt. Facharbeiter wurden abgezogen und die Firmenpatente, -rezepturen u. Ä. wurden abtransportiert.[4]
Ab dem 1. Januar 1954 wurde Agfa Wolfen von der Sowjetunion der DDR zurück überschrieben. Das Markenzeichen teilte sich Agfa Wolfen mit der Agfa Leverkusen. Diese Entscheidung wurde 10 Jahre später aufgrund handelspolitischer Konflikte zwischen Ost- und Westdeutschland zurückgenommen und die Agfa Leverkusen erhielt alle Markenrechte. So firmierte die Filmfabrik 1964 weltweit unter dem Label „ORWO“ (ORiginal WOlfen). Unter diesem Namen wurden dann auch Informationsaufzeichnungsmaterialien wie Magnetton-, Video- und Computerbänder produziert.[5]
Im Laufe der Jahre und im Zuge der Digitalisierung nahmen die Produktionsmengen allerdings stetig ab. Nach der Umwandlung zur ORWO AG 1990 wurde von der Treuhand die Liquidation der Filmfabrik und somit das Ende der Produktion von Filmen bekanntgegeben. 1996 investierte der Berliner Fotokaufmann Heinrich Mandermann in das Unternehmen und brachte die ORWO-Filme (nicht neu, lediglich konfektioniert) wieder in den Handel. Aufgrund einer Erkrankung des Investors folgte 1997 die Insolvenz der ORWO AG.
1999 übernahm die Lintec Computer AG die Unternehmensassets. In diesem Zuge wurden die PixelNet AG und die ORWO Media GmbH gegründet und die Produktionshallen für die digitale Fotografie vorbereitet. Wider Erwarten erfolgte allerdings kein Boom in der Digitalfotografiebranche. So stellten die PixelNet AG und Tochterfirma ORWO Media GmbH 2002 einen Insolvenzantrag wegen Zahlungsunfähigkeit.
Kurz darauf übernahm eine Investorengruppe unter Gerhard Köhler das Fotogroßlabor unter der ORWO Net GmbH. Unter dessen Leitung stiegen Produktion, Umsatz und Mitarbeiterzahl wieder stetig an. 2009 übernahm ORWO die Markenrechte der insolventen Foto Quelle GmbH. 2018 erwarb ORWO das Onlinegeschäft der Traditionsmarke Photo Dose aus Bremen. 2020 erfolgte ein Relaunch der Vertriebsmarke myFOTO.[6]
Mitte 2023 gibt dann die ORWO Net GmbH die erfolgreiche Fusion ihrer 3 Marken PixelNet, Foto Quelle und myFOTO unter ihrer Traditionsmarke ORWO bekannt. Mitsamt neuem Online-Auftritt, Software und Apps ist nun also die Kultmarke aus Analogfotografie-Zeiten wieder zurück am Markt und präsentiert sich passend im Zeitalter der Digitalfotografie.[7]
Produktion
BearbeitenDie ORWO Net GmbH produziert an 2 Standorten – in Bitterfeld-Wolfen im Ortsteil Wolfen und im Ortsteil Thalheim. Dort werden 300 Mio. Fotos und 1,5 Mio. Fotobücher im Jahr produziert. Pro Tag können 4000 Tassen, 5000 Leinwände und 2 Mio. Fotoabzüge hergestellt werden.[8]
Der Umsatz der ORWO Net belief sich 2018 auf 41 Mio. Euro.[9]
Literatur
Bearbeiten- Paul Schulze: Filmfabrik Agfa Wolfen, In: 400 Jahre Wolfen, Rat der Gemeinde (1950), S. 72–79.
- Angelika Behnk, Ruth E. Westerwelle: Die Frauen von ORWO. Kiepenheuer Verlag, Leipzig 1995, ISBN 3-378-01004-5.
- Rainer Karlsch, Paul Werner Wagner: Die AGFA-ORWO-Story. Geschichte der Filmfabrik Wolfen und ihrer Nachfolger. Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin 2010, ISBN 978-3-942476-04-1.
- Silke Fengler: Entwickelt und fixiert. Zur Unternehmens- und Technikgeschichte der deutschen Fotoindustrie, dargestellt am Beispiel der Agfa AG Leverkusen und des VEB Filmfabrik Wolfen (1945–1990). Klartext, Essen 2009, ISBN 978-3-8375-0012-7.
- Silke Fengler: Forschung und Entwicklung im „Skandal-Kombinat der DDR-Chemie“. Die Filmfabrik Wolfen. In: Technikgeschichte, 79. Bd. (2012), H. 1, S. 29–44.
- Ehrhard Finger. Hrsg. von Günter Matter: In Farbe : Die Agfa-ORWO-Farbfotografie. Fruehwerk Verlag. Berlin 2014. ISBN 978-3-941295-14-8.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Unternehmensprofil. In: orwonet.de. ORWO Net GmbH, abgerufen am 9. Februar 2021.
- ↑ Unternehmensprofil. In: orwonet.de. ORWO Net GmbH, abgerufen am 9. Februar 2021.
- ↑ Historie. In: ORWO Net GmbH. 10. Juni 2020, abgerufen am 9. Februar 2021.
- ↑ AGFA/ VEB ORWO Filmfabrik Wolfen. In: Industrie Kultur Ost. 2014, abgerufen am 9. Februar 2021.
- ↑ Angelika Behnk, Ruth E. Westerwelle: Die Frauen von ORWO. 1. Auflage. Kiepenheuer Verlag, Leipzig 1995, ISBN 3-378-01004-5, S. 10, 11.
- ↑ Historie. In: ORWO Net GmbH. 10. Juni 2020, abgerufen am 9. Februar 2021.
- ↑ 2023 ORWO Livegang. 3. August 2023, abgerufen am 7. August 2023.
- ↑ Fotoproduktion bei ORWO Net - Stillstand ist Rückschritt. In: ORWO Net GmbH. 17. Juli 2020, abgerufen am 9. Februar 2021.
- ↑ Unternehmensprofil. In: ORWO Net GmbH. 10. Juni 2020, abgerufen am 9. Februar 2021.