Office de Radiodiffusion-Télévision du Mali
Das Office de radiodiffusion et de télévision du Mali, ORTM (dt.: „Büro für Radioverbreitung und Fernsehen von Mali“, en.: Office of Radio and Television of Mali[1]) ist die nationale Rundfunkanstalt des westafrikanischen Staates Mali.
Office de radiodiffusion et de télévision du Mali (ORTM) | |
Hörfunksender | |
Programmtyp | Bildung, Kunst und Kultur, Sport |
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Empfang | terrestrisch |
Empfangsgebiet | Mali |
Sendestart | 1957 / 22. September 1983 |
Eigentümer | Staat |
Liste von Hörfunksendern | |
[ortm.ml Website] |
Geschichte
BearbeitenDer malische Rundfunk begann 1957 als ein 1-Kilowatt-Radiosender unter dem Namen Radio Sudan in Bamako, damals Verwaltungszentrum der französischen Kolonie Französisch-Sudan. Nach der Unabhängigkeit im Jahr 1960 begann das Radio Nationale du Mali (Radio-Mali) mit der Ausstrahlung aus dem Maison de la Radio im Stadtteil Bozola in Bamako. Die technischen Möglichkeiten wurden 1962 durch tschechische Sender mit einer Leistung von 18 bis 30 Kilowatt verstärkt.
1970 errichtete die chinesische Regierung vier 50-kW-Radiosender etwa 7 km von Bamako entfernt in Richtung Kati, wodurch Radio Mali weite Teile Westafrikas erreichen konnte. Am 22. September 1983 wurde in Bamako ein von Libyen finanziertes Fernsehübertragungszentrum eröffnet, das es RTM ermöglichte, einen Farbfernsehkanal auszustrahlen.[2] Französische und deutsche Entwicklungshilfe zwischen 1984 und 1990 ermöglichte es, die Nachrichtensparte auszubauen und regionale Stationen in Ségou (1986), Koulikoro (1989), Sikasso (1990) und Mopti (1993) zu errichten. 1992 wurde ein zweites nationals Radio-Netzwerk (Chiffre II) begründet und 1984 Farbfernsehen ergänzt.
Am 5. Oktober 1992 spaltete die malische Regierung die Rundfunkanstalt gemäß dem „Law 92-021“ von der direkten staatlichen Kontrolle ab und der Sender wurde zu einer öffentlich finanzierten, unabhängig geführten Einrichtung (einem „Établissement Public à Caractère Administratif - EPA“). Dies war Teil des nationalen Liberalisierungsprozesses, der die Nation in die „Dritte Malische Republik“ überführte. Private Rundfunkveranstalter wurden legalisiert und RTM wurde am 1. Januar 1993 als ORTM umstrukturiert.
Die Stationen wurden am 21. März 2012 im Rahmen des Putsches 2012 vom Nationalen Komitee zur Wiederherstellung von Demokratie und Staat (Comité national pour le redressement de la démocratie et la restauration de l’État - CNRDR/CNRDRE) beschlagnahmt.[3] Bei einer Protestdemonstration am 26. März forderten Tausende: „Nieder mit Sanogo“ („Down with Sanogo“) und: „Befreit das ORTM“ („Liberate the ORTM“).[4]
Entwicklungshilfe
Bearbeiten2002 hatte ORTM 35 lokale Radio/Fernseh-Übertragungsstationen mit TV/Radio Übertragungspunkten in allen acht Regionen in Mali. Von seinem Hauptsitz in Bamako aus betreibt ORTM zwei Radionetze (RTM und Chiffre II), ein nationales Fernsehnetz (RTM) und leitet die Arbeit einer Reihe von regionalen RTM-Radiosender.
Mali gilt als einer der freiesten Nachrichtenmärkte Afrikas.[5] Jedoch drohen Regierungsbeamte aufgrund der strengen Anti-Verleumdungsgesetze Malis mit Strafverfolgung von Journalisten (und greifen auch manchmal darauf zurück). 2001 wurde dem Leiter von OTRM eine Gefängnisstrafe angedroht, nachdem die Regierung versucht hatte, RTM wegen eines Interviews strafrechtlich zu verfolgen, in welchem der Bürgermeister von Bamako die malische Justiz der Korruption beschuldigte.[6][7] Seit 1992 ist Rundfunk kein Staatsmonopol mehr. Es gibt zwei große private Fernsehanbieter mit zahlreichen Kanälen und viele private Radiostationen. Mali gilt auch als weltweit führend in der Entwicklung von Community-Radios; ORTM half beim Aufbau der Union des Radios et Televisions Libres (URTEL), einem Netzwerk von über einhundert unabhängig lokal betriebenen Sendern.[8][9] OTRM arbeitet auch mit anderen staatlichen und internationalen Organisationen in Bildungs- und Entwicklungsprogrammen in ganz Mali zusammen.[10]
Programm
BearbeitenRTM Radio und Fernsehen senden Nachrichten und Informationsprogramme, leichte Unterhaltung (ausländische und inländische), Musik und Sport. Die meisten nationalen Sendungen sind auf Französisch, mit mehreren Stunden Bambara-sprachigen Programmen sowie regionalen Sendungen in anderen Sprachen. Emission Hebdomadaire d’Information, das wöchentliche ORTM-Nachrichtenmagazin, wird seit 1998 jeden Sonntag um 12 Uhr ausgestrahlt und von Manga Dembélé und Youssouf Touré moderiert. Zweimal täglich wird eine Nachrichtensendung ausgestrahlt. Das Radionetzwerk Chiffre II wird auf der OTRM-Website simultan ausgestrahlt, während Fernsehübertragungen über regionale Satelliten ausgestrahlt werden. Das Fernsehen von ORTM überträgt regelmäßig lokalen Sport, hauptsächlich Fußballspiele der Première Division, an mindestens drei Tagen pro Woche.[11]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Home 1: Sancy - Responsive Magazine News Drupal 8 Theme. In: www.ortm.ml. Abgerufen am 26. Mai 2020 (englisch).
- ↑ Birama Diakona, Ute Röschenthaler: The Chinese presence in the Malian mediascape. In: Journal of African Cultural Studies. 2016.
- ↑ Possible Mali coup as soldiers storm TV station. In: The Guardian, Associated Press. 21. März 2012, abgerufen am 24. März 2012 (englisch).
- ↑ Martin Vogl: Mali Coup Leaders Partially Reopen Airport. In: The Guardian. 26. März 2012, abgerufen am 26. März 2012 (englisch).
- ↑ Mali country profile. In: BBC News. 22. Juni 2011, abgerufen am 23. August 2017 (englisch).
- ↑ Mali: Public Broadcasting Head Jailed for Defamation. In: IFEX Communiqué. vol. 10, 21. ifex.org vom 29. Mai 2001. Archivlink
- ↑ Defamation charge against public TV director dropped. ifex.org vom 19. Juni 2001.
- ↑ Dan Gerber: Country Guides / Mali. In: Oneworld UK. August 2007, archiviert vom am 3. Mai 2008; abgerufen am 25. Februar 2008 (englisch).
- ↑ Moussa Keita: The Malian Experience in the Field of Rural Radio. FAO Natural Resources Management and Environment Department: First International Workshop on Farm Radio Broadcasting. fao.org. Februar 2001.
- ↑ Process in Mali. In: UNESCO Exchange Platform on Non-Formal Education. Archiviert vom am 11. Mai 2008; abgerufen am 25. Februar 2008 (englisch).
- ↑ Anh Ly: Dispatch from Mali: Democracy at Play. Soccer Coverage and Viewing for All. Framework: The Journal of Cinema and Media - Vol. 48, Nr. 1, Frühling 2007: S. 97–102.
Weblinks
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Pascal James Imperato: Historical Dictionary Of Mali. Scarecrow Press 1986, ISBN 0-8108-1885-X
- Xavier Crespin: Knowledge, Practice, Coverage. Baseline Survey Report Februar 2006 Child Survival Project 21 in Koulikoro (Mali): Helen Keller International/Mali. hki.org.
- Peter Coles: Turn your radio on. New Scientist. newscientist.com vom 7. Oktober 1995.
- Mali (2007): Freedom House report. freedomhouse.org.
- Six radio station staff freed on completing sentences: Mali. Reporters Without Borders. rsf.org vom 26. September 2006.
- Silvia Sansoni: Silicon Mali. Forbes forbes.com vom 2. April 2002.
- VOA Training African Affiliates: Broadcasters’ Fiscal Health Key ‘To Guarantee Pluralism’. Voice of America, voanews.com vom 13. September 2005.
- Mali Market Information Study Food Security II Cooperative Areement between U.S. Arency for International Development and Michigan State University: In-Country Time Period: July 1987-December 1994. „statistical evidence is consistent with anecdotal reports from both farmers and traders that the SIM radio broadcasts have fundamentally changed bargaining relationships between traders and farmers, forcing traders to offer more competitive prices in isolated rural markets.“
- Cécile Leguy: Revitalizing the Oral Tradition: Stories Broadcast by Radio Parana (San, Mali). In: Research in African Literatures. Herbst 2007, Vol. 38, No. 3, S. 136–147. via: jstor.org.
- Radio Bamakan-Mali. InteRadio. africa.upenn.edu. Vol. 5, No. 2, Juni 1993.