Die Online Schacholympiade 2021 war die zweite Austragung eines weltweiten Online-Mannschaftsturniers im Schach unter Leitung der FIDE. Sie fand in mehreren Stufen vom 20. August bis 15. September 2021 statt.
Nach der ersten Austragung einer Online-Olympiade im ersten Jahr der COVID-19-Pandemie wurde auch für 2021 ein solches Turnier ausgeschrieben, obwohl sich mittlerweile wieder das "klassische" Schachleben zu etablieren begann. 153 Verbände meldeten ihre Mannschaften zur Teilnahme.
Hauptsponsor waren Behörden und Einrichtungen der chinesischen Stadt Shenzhen.
Die Partien wurden über den Server der Online-Schachplattform Chess.com ausgetragen. Hauptschiedsrichter war wie bereits 2020 Alex Holowczak aus England, seine Vertreterin erneut Sabrina de San Vicente aus Uruguay.
Gegenüber der ersten Online-Olympiade im Jahr zuvor debütierten: Dschibuti, die Elfenbeinküste, Eritrea, Jersey, die DR Kongo, Saudi-Arabien, die Seychellen sowie Tschechien. Zum Teilnehmerfeld gehörten auch die Internationalen Schachverbände der Körperbehinderten (IPCA) und der Gehörlosen (ICCD), wobei letztere erstmals an einer Online-Olympiade teilnahmen. Schließlich stellte China neben der Nationalmannschaft ein zweites Team, welches den virtuellen Gastgeber, die Stadt Shenzhen vertrat.
Die Cayman-Inseln waren das einzige Teilnehmerland, welches zuvor nicht an den "normalen" Schacholympiaden teilgenommen hatte.
Die Bedenkzeit betrug generell 15 Minuten pro Spieler und Partie + 5 Sekunden Zuschlag pro Zug.
Das Turnier wurde in mehreren Leistungsgruppen ausgetragen. Es begannen die am schwächsten eingeschätzten Mannschaften ("Division 4"). Jeweils die besten Teams einer Leistungsklasse qualifizierten sich für die anschließend ausgetragenen Wettkämpfe der nächsthöheren Klasse.
Grundlage der Einstufung waren die Ergebnisse bei der Schacholympiade 2018 in Gesamtauswertung des offenen Turniers und der Frauen-Olympiade.
Bei der Gruppeneinteilung innerhalb einer Spielklasse wurde soweit möglich auf geographische Aspekte (Zeitzonen) Rücksicht genommen.
Jeder Mannschaftssieg wurde mit 2 Mannschaftspunkten bewertet, ein Unentschieden mit je einem Mannschaftspunkt. Bei Gleichheit der Mannschaftspunkte in der Abschlusstabelle entschied die Zahl der Brettpunkte.
Die Mannschaften bestanden in jedem Wettkampf aus sechs Spielern, von denen mindestens zwei weiblich sein mussten. Außerdem mussten mindestens ein Spieler und eine Spielerin vom Geburtsjahrgang 2001 oder jünger sein.
Insgesamt konnten pro Team bis zu 12 Spieler/Spielerinnen eingesetzt werden, wobei in jedem einzelnen Wettkampf die oben angeführte Besetzungsregel einzuhalten war.
In der Division 4 spielten 60 Mannschaften, die im Vorfeld nicht mindestens für das Niveau der Division 3 qualifiziert waren. In fünf Gruppen standen sich je 12 Mannschaften gegenüber. Die besten drei Teams jeder Gruppe rückten in die Division 3 auf. Nach dem Rückzug der Mannschaft aus Afghanistan in Division 3 wurde dort ein zusätzlicher Platz frei, der an den punktbesten Vierten der Division 4 vergeben wurde. Die Spiele der Division 4 wurden vom 20. bis 22. August ausgetragen.
In der ursprünglichen Auswertung hatte Hongkong mit 20 Mannschafts- und 50 Brettpunkten auf Platz 1 gelegen. Nach Analysen durch die Fairplay-Kommission wurden die 10,5 Punkte der Spielerin Huang Yuen Tung aberkannt und alle ihre Partien als verloren gewertet. In der Folge wurde Hongkong nicht zur Division 3 zugelassen, obwohl der erreichte Platz dazu noch genügt hätte.[1]
Die Mannschaft von Eritrea trat zur ersten und den vier letzten Runden nicht an. Auch in weiteren Wettkämpfen kam es zu einigen kampflosen Partien, wobei vor allem Uganda mehrmals mehrere Bretter frei ließ.
Nach Kontrolle der Partien durch die Fairplay-Kommission wurden der Mannschaft von Somalia die sechs Punkte aus den ausnahmslos gewonnenen Partien des Spielers Mohamed Ali Ramlo abgezogen, was auch die Reihenfolge auf Platz 2 und 3 beeinflusste. Ursprünglich hatte Namibia vor Palästina gelegen. Somalia fiel gegenüber der vorläufigen Tabelle von Platz 9 auf 11 zurück.
Auch in dieser Gruppe gab es zahlreiche kampflose Entscheidungen. Vor allem die Mannschaft von Dschibuti trat zu keiner Runde annähernd vollzählig an. San Marino absolvierte alle Runden mit nur je vier Spielern.
Dadurch kam es auch zu Wettkämpfen mit einer Gesamtpunktzahl von weniger als 6, wenn ein Brett bei beiden Teams unbesetzt blieb.
Kampflos abgegebene Partien: Angola (2), Tansania (2), Malta (14), Eswatini (5), Libyen (16), Burundi (19), San Marino (22), Dschibuti (40)
Auch diese Gruppe verzeichnete zahlreiche kampflos entschiedene Partien bzw. sogar beiderseits unbesetzte Bretter. Die Mannschaft von der Elfenbeinküste trat ab Runde 7 überhaupt nicht mehr an und hatte auch zuvor nur sehr unvollständig gespielt. Die Mannschaft der DR Kongo trat in den ersten sieben Runden nicht an und war in den weiteren vier Runden nur mit einem einzigen Spieler (Karim Felix Gamba) vertreten. Auch Sierre Leone sowie São Tomé und Príncipe brachten mehrfach nur eine Rumpfmannschaft an den Start.
Die Mannschaft von Kap Verde rückte in die Division 3 auf, nachdem dort die Mannschaft von Tadschikistan auf ihren Startplatz verzichtete.
Kampflos abgegebene Partien: São Tomé und Príncipe (26), Kamerun (4), Gabun (16), Senegal (4), Gambia (13), Elfenbeinküste (38), Sierra Leone (24), DR Kongo (62)
Die kampflosen Partien dieser Gruppe gehen im Wesentlichen auf das Konto zweier Mannschaften: Mauretanien bestritt das gesamte Turnier nur mit drei Spielern. Die Mannschaft aus Togo trat an den ersten beiden Tagen (acht Runden) meist nur zu zweit an, am letzten Tag dann mit fünf Spielern.
Kampflos abgegebene Partien: Puerto Rico (1), Haiti (1), Niederländische Antillen (2), St. Lucia (8), Mauretanien (34), Bahamas (6), Togo (32)
In der Division 3 spielten 33 Mannschaften aufgrund ihrer sportlichen Qualifikation aus der Schacholympiade 2018 sowie 17 aufgerückte Mannschaften aus der Division 4. In fünf Gruppen standen sich je 10 Mannschaften gegenüber. Die besten drei Teams jeder Gruppe rückten in die Division 2 auf. Die Spiele der Division 3 wurden vom 27. bis 29. August ausgetragen. Die ursprünglich in dieser Division eingeteilten Mannschaften von Afghanistan und Tadschikistan zogen kurzfristig zurück.
Die FIDE verwendet für Taiwan die im internationalen Sportbetrieb übliche Bezeichnung Chinesisch TaipehChinesisch Taipeh anstelle von TaiwanTaiwan.
Für den internationalen Schachverband der Körperbehinderten (IPCA) spielten zwölf Akteure aus fünf Ländern (Ukraine, Russland, Israel, Polen und Kirgisistan)
Kampflos wurden lediglich zwei Partien abgegeben, jeweils eine bei Südkorea und dem Verband IPCA
Die für diese Gruppe vorgesehene Mannschaft aus Tadschikistan zog ihre Meldung kurzfristig zurück. Kap Verde rückte als Viertplatzierter einer Gruppe der Division 4 nach.
In der Mannschaft des International Chess Committee of the Deaf (ICCD) spielten Aktive aus acht Ländern (Litauen, Deutschland, Ukraine, Polen, Indien, Ungarn, Kasachstan, Kolumbien). Erfolgreichste Einzelspielerin des Teams war die deutsche Spielerin Annegret von Erichsen.
Nach Auswertung des Berichts der Fairplay-Kommission wurden der Mannschaft des Kosovo die vier von der Spielerin Ndriqona Saraci erreichten Punkte aberkannt. Die Mannschaft fiel dadurch von Platz 7 der vorläufigen Tabelle auf Platz 10 zurück. Die nachfolgenden Mannschaften rückten vor, in der oberen Tabellenhälfte ergaben sich keine Platzverschiebungen.
In der Division 2 spielten 35 Mannschaften aufgrund ihrer sportlichen Qualifikation aus der Schacholympiade 2018 sowie 15 aufgerückte Mannschaften aus der Division 3. In fünf Gruppen standen sich je 10 Mannschaften gegenüber. Die besten drei Teams jeder Gruppe rückten in die Top-Division auf. Die Spiele der Division 2 wurden vom 2. bis 4. September ausgetragen.
Die Mannschaft des Libanon gab im Turnierverlauf zwei Partien kampflos ab.
Die FIDE verwendet für Taiwan die im internationalen Sportbetrieb übliche Bezeichnung Chinesisch TaipehChinesisch Taipeh anstelle von TaiwanTaiwan.
Nach Überprüfung durch die Fairplay-Kommission wurden der philippinischen Mannschaft die von der Spielerin Jercey Marticio errungenen Punkte aberkannt. Die Reihenfolge in der Tabelle änderte sich dadurch nicht.
Obwohl die Mannschaft der Philippinen damit auf Platz 2 verblieb, wurde sie nicht zur Top-Division zugelassen, der Tabellenvierte Australien rückte dorthin auf.
Kampflos abgegebene Partien: Kuba (3), Bolivien (1)
Nach Überprüfung durch die Fairplay-Kommission wurden Ecuador die von der Spielerin Analia Karen Miranda Varga erzielten sieben Punkte aus sieben Partien aberkannt. Die Mannschaft fällt dadurch vom dritten Platz der vorläufigen Tabelle auf Platz 5 zurück. Paraguay rückt auf Platz 3 vor und qualifiziert sich für die Top-Division.
In der Top-Division spielten 25 aufgrund ihrer sportlichen Qualifikation gesetzte Mannschaften. Dazu kamen die 15 aufgerückten Mannschaften aus der Division 2. In vier Gruppen standen sich je 10 Mannschaften gegenüber. Die besten zwei Teams jeder Gruppe rückten in die Play-offs auf. Die Spiele der Top-Division wurden vom 8. bis 10. September ausgetragen.
Die Entscheidungen der Online-Olympiade fielen schließlich in einer Play-off-Phase im K.-o.-System. Die beiden Mannschaften standen sich jeweils in zwei Wettkämpfen gegenüber. Endete dieses Duell nach Mannschaftspunkten unentschieden, wurde zunächst ein Blitz-Match an sechs Brettern ausgetragen, wobei mit einer Grundbedenkzeit von 3 Minuten und 2 Sekunden Zuschlag pro Zug gespielt wurde. Wäre auch hierbei keine Entscheidung gefallen, so hätte eine Armageddon-Partie ausgetragen werden sollen. Dafür hätte man aus den vier Spielerkategorien (Männer, Frauen, männliche bzw. weibliche Jugend) eine Kategorie per Los ermittelt und dann durch den Mannschaftskapitän den Spieler bzw. die Spielerin für diese Entscheidungspartie bestimmen lassen.