Ordnung (algebraische Zahlentheorie)

Begriff aus der Algebra

In der algebraischen Zahlentheorie ist eine Ordnung des Zahlkörpers ein Unterring von , der (via Multiplikation) als Endomorphismenring auf bestimmten Untergruppen von , den Gittern operiert, zugleich ist die Ordnung selbst ein spezielles Gitter. Die Begriffe Ordnung und Gitter spielen eine Rolle bei der Untersuchung von Teilbarkeitsfragen in Zahlkörpern und bei der Verallgemeinerung des Fundamentalsatzes der Arithmetik auf Zahlkörper. Diese Ideen und Begriffsbildungen gehen auf Richard Dedekind zurück.[1] Die spezielleren Definitionen im ersten Teil des Artikels richten sich nach Leutbecher (1996). Danach wird eine Verallgemeinerung des Begriffes Ordnung nach Silverman (1986) beschrieben. Zur Unterscheidung von allgemeineren und abweichenden Begriffen werden die spezielleren Begriffe auch als Dedekind-Gitter und Dedekind-Ordnung bezeichnet.

Definitionen

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  • Ein Zahlkörper   ist hier ein Erweiterungskörper des Körpers   der rationalen Zahlen, der über den rationalen Zahlen eine endliche Dimension   hat. Diese Dimension heißt Grad der Körpererweiterung.
  • Als Gitter im Zahlkörper   bezeichnet man jede endlich erzeugte Untergruppe   von  , die eine  -Basis von   enthält. Äquivalent sind Gitter in   die freien Untergruppen von   mit Rang  .
  • Zwei Gitter   und   heißen (im weiteren Sinne) äquivalent, wenn es eine Zahl   gibt, mit der   gilt, im engeren Sinne äquivalent, wenn ein solches   sogar in   existiert.
  • Die Ordnung   eines Gitters   ist  . Gleichwertig dazu ist: Jedes Gitter G, das zugleich ein Unterring von K ist, ist eine Ordnung (und zwar zumindest von sich selbst als Gitter, darüber hinaus aber auch von allen äquivalenten Gittern).

Eigenschaften

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  • Äquivalente Gitter haben dieselbe Ordnung.
  • Jede Ordnung ist selbst ein Gitter.
  • Jede Ordnung ist ein Unterring von  .
  • Jedes Element einer Ordnung ist eine algebraisch ganze Zahl.
  • Ist   algebraisch ganz und   eine Ordnung, dann ist auch   eine Ordnung.
  • Es existiert über   eine im Sinne der Inklusion maximale Ordnung  , die Hauptordnung oder Maximalordnung von  .
  • Die Hauptordnung umfasst genau alle algebraisch ganzen Zahlen in  , d. h. die Begriffe Ganzheitsring und Hauptordnung bezeichnen dieselbe Teilmenge von  .

Zusammenhang mit geometrischen Gittern

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Die Wortwahl Gitter deutet einen Zusammenhang mit Gittern in euklidischen Räumen an, der tatsächlich besteht: Der Zahlkörper   ist ein  -dimensionaler Vektorraum über  . Dieser Vektorraum kann in einen  -dimensionalen reellen Vektorraum eingebettet werden. In diesem Vektorraum sind die Dedekind-Gitter spezielle geometrische Gitter. Dedekind-Gitter sind nie „flach“ (d. h. in einem echten Unterraum enthalten), da sie stets eine  -Basis von   enthalten müssen und damit im reellen Vektorraum eine  -Basis.

Die anschauliche Vorstellung eines Gitters im  -dimensionalen Raum kann für das Verständnis nützlich sein. Zum Beispiel ist für eine ganze Zahl   das Dedekind-Gitter   ein Gitter, das „grobmaschiger“ als das Dedekind-Gitter   ist. Die Gitter   und   lassen sich durch zentrische Streckungen aufeinander abbilden.

Bei Beweisen, die auf die beschriebene Einbettung Bezug nehmen, ist Vorsicht geboten. Wird zum Beispiel in einem Zahlkörper  , der die algebraische Zahl   enthält, diese als Vektor mit der reellen Zahl   skalar multipliziert, dann ist das Ergebnis nicht  . Um die verschiedenen Multiplikationen zu unterscheiden, muss man diese Einbettung formal korrekt als Tensorprodukt

 

einführen (vgl. dazu den nächsten Abschnitt).

Verallgemeinerung

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Ist allgemeiner   eine endlichdimensionale, nicht notwendigerweise kommutative  -Algebra, so nennt man einen Unterring   eine Ordnung in  , wenn

  •   ein endlich erzeugter  -Modul ist und
  • der kanonische Homomorphismus
 
ein Isomorphismus ist.

Dieser Begriff verallgemeinert den oben definierten Begriff der Ordnung in einem Zahlkörper. Beispiele für Ordnungen in Quaternionenalgebren über   sind Endomorphismenringe supersingulärer elliptischer Kurven.

Literatur

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  • Armin Leutbecher: Zahlentheorie. Eine Einführung in die Algebra. Springer, Berlin u. a. 1996, ISBN 3-540-58791-8.
  • Joseph H. Silverman: The Arithmetic of Elliptic Curves (= Graduate Texts in Mathematics. Bd. 106). Springer, New York NY 1986, ISBN 3-540-96203-4, Ordnungen, insbesondere in Quaternionenalgebren: III.§9; supersinguläre elliptische Kurven: V.§3.
  1. P. G. Lejeune Dirichlet: Vorlesungen über Zahlentheorie. Herausgegeben und mit Zusätzen versehen von R. Dedekind. 4., umgearbeitete und vermehrte Auflage. Vieweg, Braunschweig 1894.