Die Orgel des Camminer Doms ist ein Neubau von Władysław Cepka von 2004. Sie ist eine Rekonstruktion der Orgel von Michael Berigel von 1672, deren Barockprospekt und einige kleine Teile erhalten sind.

Orgel des Camminer Doms
Allgemeines
Ort Kathedrale Kamień Pomorski
Orgelerbauer Władysław Cepka
Baujahr 2003–2004
Epoche 21. Jahrhundert
Orgellandschaft Polen
Abbildungen
Technische Daten
Anzahl der Register 44
Anzahl der Pfeifenreihen 67
Anzahl der Manuale 3

Geschichte

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Erste Orgeln

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Für das Jahr 1382 ist die älteste Erwähnung einer Orgel im Camminer Dom bekannt. 1433 wurde ein Organist genannt. Während der Reformation 1535 in Pommern war die Orgel gerade in Reparatur.

Adrian Zickermann (Sickermann) baute 1580 ein neues Instrument mit 60 Registern und 2660 Pfeifen. Schon 1594 bis 1597 war eine umfassende Reparatur nötig. 1628 fanden Umbauten mit einer Veränderung der Disposition und neuen Pfeifen statt. Bei einem Feuer 1630 im Turm wurde wahrscheinlich auch die Orgel in Mitleidenschaft gezogen.

Neubau 1670–1672 von Michael Berigel

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Stellwagen-Orgel in St. Marien in Stralsund als Vorbild
 
Bildnis von Ernst Bogislaw von Croÿ an der Orgel

Der Statthalter Ernst Bogislaw von Croÿ plante den Bau einer neuen Orgel. 1669 war zunächst Friedrich Breyer beauftragt worden, dieser trat jedoch dann zurück. 1670 begann Michael Berigel mit dem Bau des neuen Instruments. 1672 war es fertiggestellt. Es war sowohl vom Klangkonzept als auch vom Werkaufbau und der Prospektgestaltung stark von der Orgel der Stralsunder Marienkirche beeinflusst, die sein Schwiegervater Friedrich Stellwagen gebaut hatte, und an der Berigel mitgearbeitet haben muss, wenn man seine Detailkenntnisse berücksichtigt. Croÿ soll 4000 Thaler für den Bau bezahlt haben, was einem Wert von 90 Kilogramm reinem Silber entsprach.

Die Bildhauer, die den Gehäuseschmuck anfertigten, waren Martin Edelber (Schleierwerke, Flachreliefs, Konsolen u. a.) und Johann Grundman aus Frankfurt (Oder) (elf Plastiken u. a.). Das erste Konzert fand am ersten Sonntag im Advent 1672 statt. Die Plastiken Grundmans wurden erst 1683 auf den Sockeln befestigt. In diesem Jahr wurde der Maler Johann Schmidt aus Stargard beauftragt, den Orgelprospekt zu fassen und zu vergolden und versilbern. Im Jahr 1692 wurde nach dem Tod des Stifters Croÿ dessen Wappen an der Orgelkonsole angebracht.

Von der Berigel-Orgel von 1672 haben sich bis heute erhalten:

  • (verändertes) Gehäuse (von den Rückwänden Reste im oberen Teil des Rückpositivs, innere Seitenwände der Pedaltürme)
  • Gehäuseornamentik und farbliche Fassung
  • Prospektpfeifen vom Hauptwerk (Principal 8′)
  • Prospektpfeifen vom Rückpositiv (Principal 4′)
  • Prospektpfeifen vom Oberwerk (Principal 4′)
  • Prospektpfeifen vom Pedal (Principal 16′) im nördlichen Pedaltrum

Umbauten und Reparaturen 1696–1848

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Bereits 1696 fanden erste Korrekturen durch Philipp Treikel statt. 1726 war Held mit Reparaturen beschäftigt. 1787 fand eine weitere statt.

Disposition von 1790

Um 1790 hatte die Orgel folgende Disposition[1]

I Rückpositiv [CD–c3?]
Gedackt 8′
Quintaden 8′
Principal 4′
Blockflöte 4′
Superoctava 2′
Scharff [?]
Dulcian Regahl 8′
II Hauptwerk [CD–c3?]
Bordun 16′
Principal 8′
Gemshorn 8′
Gedackt 8′
Octava 4′
Gemshorn 4′
Rohrflöte 4′
Hol Qvint 3′
Sexquialtera [2⅔′+1⅗'?]
Mixtur [?]
Cimbel [?]
Tromb 8′
III Oberwerk [CD–c3?]
Grobgedackt 8′
Principal 4′
Gedackt 4′
Nasat 3′
Superoctava 2′
Sivlitt [1′?]
Cimbel [?]
Knop Regahl 8′
Pedal [C–c1?]
Principal 16′
Gedackt 16′
Octava 8′
Gedackt 8′
Octava 4′
Superoctava 2′
Posaun 16′
Sorduhn 16′
Tromb 8′
Cornett 4′
  • Cymbelstern

Georg Friedrich Grüneberg reparierte 1800 das Instrument. Weitere Ausbesserungen und Umbauten fanden 1817, 1820, 1828, 1830 und 1848, zuletzt durch Friedrich Wilhelm Kalrschmidt statt.

Disposition von 1868

1868 wurde folgende Disposition beschrieben.[2]

I Rückpositiv CD–c3
Gedackt 8′
Quintatöna 8′
Principal 4′
Blockflöte 4′
Salicional 4′
Nasat 3′
Principal 2′
Mixtur III
Dulcian 8′
Cymbelstern
II Hauptwerk CD–c3
Bordun 16′
Principal 8′
Hohlflöte 8′
Gedackt 8′
Gamba 8′
Octava 4′
Rohrflöte 4′
Quinta 3′
Octava 2′
Mixtur III–IV
Trompet 8′
Cymbelstern
III Oberwerk CD–c3
Gedackt 8′
Salicional 8′
Flauto traverse 8′
Viola d’amour 8′
Principal 4′
Flöte 4′
Waldflöte 2′
Mixtur III
Pedal C–c1
Principal 16′
Subbaß 16′
Violon 8′
Gedackt 8′
Baßflöte 8′
Octava 4′
Octava 2′
Posaune 16′
Trompete 8′
Tremulant

Neubau 1888 von Barnim Grüneberg

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Spieltisch von 1888, heute im Museum am Dom

1888 wurde die Orgel durch einen Neubau aus der Werkstatt von Barnim Grüneberg ersetzt. Diese hatte 44 Stimmen mit folgender Disposition:[3]

I Hauptwerk C–
Principal 16′
Quintatön 16′
Principal 8′
Flöte 8′
Viola di Gamba 8′
Gemshorn 8′
Bordun 8′
Nassard 513
Oktave 4′
Rohrflöte 4′
Gemshorn 4′
Rauschquinte 223′+2′
Cornett IV
Mixtur V
Trompete 8′
II Oberwerk C–
Bordun 16′
Principal 8′
Salicional 8′
Rohrflöte 8′
Flöte (überblasend) 8′
Principal 4′
Spitzflöte 4′
Nassard 223
Flautino 2′
Progressiv Harmonica II–IV
Oboe 8′
III Fernwerk (Schweller) C–
Lieblich Gedackt 16′
Geigenprincipal 8′
Liebesflöte 8′
Engelstimme 8′
Lieblich Gedackt 8′
Aeoline 8′
Himmelstimme 8′
Fugara 4′
Flauto Traverso 4′
Clarinette 8′
Pedal C–
Untersatz 32′
Principalbaß 16′
Violonbaß 16′
Subbaß 16′
Quintbaß 1023
Octavbaß 8′
Violoncell 8′
Baßflöte 8′
Octave 4′
Posaune 16′
Trompete 8′

Pläne, das Instrument im Stile der Orgelbewegung umzubauen, wurden wegen des ausbrechenden Zweiten Weltkrieges nicht umgesetzt. 1941 fanden noch einmal Reparaturen durch Felix Grüneberg statt. Am Ende des Krieges, als sich die Front der Stadt näherte, plante man den Abbau des Instruments und die Auslagerung ins Innere des Reiches. Dieses wurde jedoch nicht mehr umgesetzt. 1945 wurde das Instrument erheblich beschädigt, 90 Prozent des Orgelwerkes wurden zerstört.

Nach dem Ende des Krieges wurde der barocke Charakter des Instruments durch Kurt Berendt wieder hergestellt. Die fehlenden Pfeifen wurden ergänzt. 1964 fanden umfangreiche Umbauten durch Zygmunt Kamiński statt. 1992 schlug er eine weitest mögliche Rekonstruktion der Beriegelschen Orgel von 1672 vor, was jedoch nicht umgesetzt wurde.

Neubau 2003–2004 von Władysław Cepka

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In den Jahren 2003 bis 2004 fanden umfangreiche Erneuerungsarbeiten durch Władysław Cepka statt, die einem rekonstruierenden Neubau gleichkamen. Dabei wurde ein neuer Spieltisch eingebaut, der vorherige befindet sich im Museum der Kathedrale. Bei den Arbeiten wurde die Gehäusekonstruktion beschädigt und das moderne Innenwerk auf einer Stahlträgerkonstruktion hinter der alten Gehäusefront mit den historischen Prospektpfeifen montiert. Die Disposition orientiert sich an der Orgel von 1672.

Disposition

I Rückpositiv C–
Gedackt 8′
Quintadena 8′
Prinzipal 4′
Gedacktflöte 4′
Octave 2′
Quinte 113
Sesquialtera II
Scharff IV–V
Krummhorn 8′
II Hauptwerk C–
Quintadena 16′
Prinzipal 8′
Spillpfeife 8′
Gedackt 8′
Octave 4′
Hohlflöte 4′
Rohrflöte 4′
Quinte 223
Octave 2′
Rauschquinte II
Mixtur VI–VIII
Trompete 8′
Clarine 4′
III Oberwerk C–
Prinzipal 8′
Koppelflöte 8′
Octave 4′
Gemshorn 4′
Nasat 223
Blockflöte 2′
Terz 135
Scharff IV–VI
Cymbel III
Dulzian 16′
Bärpfeife 8′
Schalmey 4′
Tremulant
Pedal C–
Prinzipalbass 16′
Subbass 16′
Quintbass 1023
Octavbass 8′
Rohrflötenbass 8′
Octave 4′
Nachthorn 2′
Mixtur IV
Posaune 16′
Trompete 8′
  • Koppeln: I/II, III/II, I/P, II/P, III/P

Literatur

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  • Friedrich Giese: Pommersche Orgeln des 17. Jahrhunderts. 2011.
  • Martin Rost: Vergessene norddeutsche Orgeln – Studienreisen der Orgelkommission. Stralsund 2008.
  • Urania. Musik-Zeitschrift für Orgelbau. 25. Jahrgang, 1868, S. 86.
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Commons: Orgeln des Camminer Doms – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Martin Rost: Vergessene norddeutsche Orgeln – Studienreisen der Orgelkommission. Stralsund 2008.
  2. Urania. Musik-Zeitschrift für Orgelbau, Orgel- und Harmoniumspiel. 25. Jahrgang, 1868, S. 86.
  3. Orgel auf Orgel-Databank (niederländisch), abgerufen am 27. Dezember 2018.