Orgeln von San Juan Bautista (Marchena)
Die beiden Orgeln von San Juan Bautista (Marchena) sind typische Beispiele für verschiedene Phasen der Hochblüte des spanischen Orgelbaus.
Orgel auf der Epistelseite
BearbeitenBaugeschichte
BearbeitenNeubau durch Murugarren 1765
BearbeitenDie Orgel auf der Epistelseite wurde 1765 von Juan de Chavarría Murugarren gebaut. Der Name des Erbauers lässt auf baskische Herkunft schließen. In Andalusien waren außer Meistern aus ganz Spanien auch französische, flämische und sogar maurische Orgelbauer tätig.
Die Orgel ist unverändert erhalten, außer den Zungen und Kehlen der Trompeta real, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts verändert worden waren und im Zuge der Restaurierung 1997 von Gerhard Grenzing erneuert wurden. Die Register Dies y nobena und Compuestas de lleno des Rückpositives stammen aus einer Orgel des 17. Jahrhunderts.
Die Disposition zeigt etliche für die spanische Barockorgel typische Merkmale:
- Eine reichhaltige Disposition mit Prinzipalen, Flöten, Nasaten, Mixturen, Kornett und Zungenstimmen.
- Eine innere Trompete (Trompeta real) und mehrere horizontale Zungenregister über dem Spieltisch.
- Unsymmetrische Register, die nicht im Bass und im Diskant gleichermaßen vorkommen.
- Einen Schwellkasten für das Kornett, der mit einem Fußtritt betätigt wird.
- Ein festes Pedalregister, das Pedal ist nicht angehängt und als Stummelpedal ausgeführt.
Disposition
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- Anmerkungen I
Technische Daten
Bearbeiten- Stimmung:
- a1 = ca. 415 Hz
- 1⁄4 Komma-mitteltönig, modifiziert.
Klangbeispiele
BearbeitenBeispiel | Registrierung | Datei |
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Prinzipal | 1 | |
Mixturplenum Hauptwerk | 1, 2, 5, 5a/b, 6, 7 | |
Basssolo mit Zungenstimme | Bass: 9 Diskant: 1 |
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Doppeltes Diskantsolo mit Mixtur | Bass: 13, 14 Diskant: 13, 14, 16, 17 |
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Horizontaler Zungenchor | 9, 10, 11 | |
Echokornett | Bass: 1, 2, 4, 5a, 18 Diskant: 8, 18 |
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Michelangelo Rossi Settima Toccata |
Registrierung | Datei |
---|---|---|
T. 1–7 | 1, 3 | |
T. 7–13 | 12, 15, 15a | |
T. 13–31 | 12, 13, 15, 15a | |
T. 31–50 | 1, 2, 3 | |
T. 50–53 | 1, 2, 3, 5, 5a | |
T. 54– | 1, 2, 3, 5, 5a, 6, 7, 18 | |
Orgel auf der Evangelienseite
BearbeitenBaugeschichte
BearbeitenNeubau durch Rodríguez 1802
BearbeitenDie Orgel auf der Evangelienseite wurde 1802 von Francisco Rodríguez gebaut. Man nimmt an, dass er der Schule von Jordi Bosch zuzurechnen ist. Das Instrument wurde 2003 von Gerhard Grenzing restauriert.
Diese Orgel stellt bereits ein Spätstadium des klassischen spanischen Orgeltypus dar:
- Die Schwebung als Klangfarbe des späten 18. Jahrhunderts.
- Mehrere gleichartige Mixturen, die überwiegend terzhaltig sind.
- Ein weit ausgebauter Chor von Horizontalzungen, jedoch kein Zungenregister innerhalb des Hauptwerkes.
- Da sich die Orgel an der Seite des Chores innerhalb des Kirchenraumes befindet,
werden Pfeifen auf der Rückseite für räumliche Effekte genutzt.
Besonders die letzten beiden Punkte weisen darauf hin, dass Fanfarenmusik mit Dialog- und Echoeffekten sehr beliebt war. Darin spiegeln sich das Gefühl von Macht und Stärke des spanischen Reiches der damaligen Zeit und der Kirche innerhalb dieses Reiches wider. Allerdings ist kaum Musik überliefert, die diese Effekte einsetzt. Es handelte sich dabei wohl um die für die Orgelmusik des 18. Jahrhunderts auch andernorts typische plakative Tonmalerei, die selten komponiert, sondern meistens improvisiert wurde.
Disposition
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- Anmerkungen II
- ↑ Auf der Rückseite.
- ↑ Schwebung.
- ↑ a b Terzhaltig.
- ↑ a b c d e f g h i j k Horizontal.
- ↑ Im Schwellkasten.
- ↑ Ohne Registerzug.
Technische Daten
Bearbeiten- 29 Register.
Klangbeispiele
BearbeitenBeispiel | Registrierung | Datei |
---|---|---|
1. Mixtur | 1, 2, 5, 6, 7 | |
2. Mixtur | 2, 5, 6, 8 | |
Zimbel | 1, 2, 5, 6, 9 | |
Mixtur Rückpositiv | 22, 23, 24, 25, 26 | |
Horizontaler Trompetenchor | 11, 12, 13, 15, 16 | |
Regale | 17, 18 | |
Traversflöte | Bass: 3 Diskant: 4 |
Juan Bautista Cabanilles Corrente Italiana |
Registrierung | Datei |
---|---|---|
T. 1–21 | Bass: 22 Diskant: 23 |
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T. 41–48 | 22, 23 | |
T. 80–90 | 22, 23, 24 | |
T. 102–119 | 22, 23, 24, 25 | |
T. 141– | 22, 23, 24, 25, 26 |
Literatur
Bearbeiten- Jean-Claude Zehnder: Marchena, ein neues Zentrum iberischer Orgelkultur. In: Ars Organi. Nr. 3, 2005.
Aufnahmen
Bearbeiten- Tiento a las Españas. Música de la Época del Imperio Español. Musik von Antonio Valente, Bernardo Storace, Manoel R. Coelho, Francisco Correa de Arauxo, Francisco de Tejada u. a. Andrés Cea Galán an der Epistelorgel von Juan de Chavarría (1765) der Kirche San Juan in Marchena, Sevilla. Lindoro, 1997.[1]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Programm und ausführlicher Beschrieb ( des vom 20. Juni 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf Verlags-Website (englisch). Abgerufen am 25. Januar 2013.
Weblinks
Bearbeiten- Andalusische Orgelakademie mit Beschreibungen der Instrumente und Fotos.
- Restaurierung der Orgel von 1765, Seite der Orgelbaufirma Grenzing.
- Restaurierung der Orgel von 1802, Seite der Orgelbaufirma Grenzing.