Orlando (Neuwirth)

Oper von Olga Neuwirth

Orlando ist eine Oper (Originalbezeichnung: „eine fiktive musikalische Biografie“) in neunzehn Bildern von Olga Neuwirth. Das Libretto zum Auftragswerk der Wiener Staatsoper verfasste die Komponistin zusammen mit Catherine Filloux nach Virginia Woolfs gleichnamigem Roman aus dem Jahr 1928. Die Uraufführung fand am 8. Dezember 2019 statt.

Operndaten
Titel: Orlando
Form: „Eine fiktive musikalische Biografie“ in neunzehn Bildern
Originalsprache: Englisch
Musik: Olga Neuwirth
Libretto: Olga Neuwirth, Catherine Filloux
Literarische Vorlage: Virginia Woolf: Orlando
Uraufführung: 8. Dezember 2019
Ort der Uraufführung: Staatsoper Wien
Spieldauer: ca. 2 ¾ Stunden
Ort und Zeit der Handlung: 1598 bis 2019
Personen

(drei Soprane, drei Mezzosoprane, ein Countertenor, drei Baritone, drei Bässe, drei Schauspieler)[1][2]

  • Orlando (Mezzosopran)
  • Erzähler(in) (Sprechrolle)
  • Schutzengel (Countertenor)
  • Königin/Purity/Freund von Orlandos Kind
  • Shelmerdine/Greene
  • Priester
  • Orlandos Kind
  • Sasha/Chastity
  • Modesty
  • Dryden
  • Addison
  • Herzog
  • Doktor 1
  • Doktor 2
  • Doktor 3
  • Orlandos Freundin
  • Lehrer
  • Russischer Segler
  • Diener
  • Bootskapitön
  • Kindervater
  • Offiziant
  • Verlobte
  • drei Chöre

Handlung

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Im Zentrum der Handlung steht die fiktive Biografie der Kunstfigur Orlando. Der dichtende Edelmann aus elisabethanischer Zeit wacht nach einem langen Schlummer unverhofft als Frau auf und lebt nach dieser Geschlechtsumwandlung bis ins 20. Jahrhundert – charakterlich unverändert, wie das Buch festhält, und ohne maßgeblich zu altern. Woolfs Roman reicht bis 1928, dem Jahr der Buchveröffentlichung; Neuwirths Orlando führt das Stück bis 2019 fort. Die Schriftstellerin Orlando verliebt sich während der Hippiezeit in eine Frau und macht mit aktuellen Erscheinungen wie z. B. den neuen rechten Bewegungen Bekanntschaft.

Gestaltung

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Im Zentrum der Komposition steht die Paraphrase, ein Zurückgreifen auf historisches oder historisch inspiriertes Material, aus dem Neuwirth Neues kreiert. Renaissance-Madrigale werden von Glissando-Strudeln überspült, verstimmte Cembali liegen über Kreuz mit Geräuschwerkzeugen von der Autobremse bis zum Donnerblech. Immer wieder gibt es intensive orchestrale Zwischenspiele.[3]

Orchester

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Die Orchesterbesetzung enthält die folgenden Instrumente:[1]

Werkgeschichte

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Uraufgeführt wurde das Werk am 8. Dezember 2019 an der Staatsoper Wien in der Regie von Polly Graham und unter der musikalischen Leitung von Matthias Pintscher. Das Bühnenbild bildeten bis auf wenige weitere Requisiten LED-Paneele, die neue Räume suggerierten. Sie wurden während der Aufführung mit Bildern und Videos von Will Duke (* 1973) bespielt. Im Programmheft zur Uraufführung schrieb Olga Neuwirth: „Orlando ist eine fiktive musikalische Biographie“, und ihr Ziel sei es, „eine hybride ‚Grand opera‘ als eine Fusion aus Musik, Mode, Literatur, Raum und Videos“ zu schaffen […] um dieses altehrwürdige Opernhaus mit unterschiedlichen Menschen aus unterschiedlichen Genres ein wenig aufzuschütteln.“

Die wichtigsten Sängerrollen der Uraufführung waren mit Kate Lindsey als koloraturenreicher Orlando, Justin Vivian Bond als Stimme des ungewissen Geschlechts, Countertenor Eric Jurenas als Schutzengel besetzt. Anna Clementi übernahm die Sprechrolle der Erzählerin. Das Orchester der Wiener Staatsoper wurde für diese Inszenierung um eine E-Gitarre und zwei Synthesizer ergänzt, außerdem spielen ab und zu Instrumentalisten aus dem Zuschauerraum heraus. Es sangen der Staatsopernchor und mehrere Kinderchöre. Klänge wurden oft so eingesetzt, dass sie sich nicht orten ließen. Die Kostüme und Masken kreierte das Modelabel Comme des Garçons.[4]

Mit ihrem als „opus summum“ angekündigten Werk erzielte die Komponistin gemischte Kritiken.[5][6][7]

Im Jänner 2020 wurde bekannt, dass die weitere Verwendung des Kirchenliedes Danke für diesen guten Morgen von der Erbengemeinschaft des deutschen Kirchenmusikers Martin Gotthard Schneider und dem Gustav-Bosse-Verlag untersagt wurde. Diese distanzierten sich von der karikierenden Verwendung des 1961 entstandenen geistlichen Liedes in dem Stück. Für die Uraufführungsserie im Dezember 2019 hatte man vom zuständigen Verlag Ricordi eine Partitur mit abgeklärten Rechten bekommen, betonte das Direktorium der Wiener Staatsoper. Ricordi hatte nun mitgeteilt, dass das Danke-Lied aus der Partitur für künftige Aufführungen gestrichen wird.[8]

Auszeichnungen

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Einzelnachweise

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  1. a b Werkinformationen bei Ricordi, abgerufen am 18. Dezember 2019.
  2. Spielplan-Details der Wiener Staatsoper vom 8. Dezember 2019, abgerufen am 18. Dezember 2019.
  3. Bayerischer Rundfunk: Kritik – „Orlando“ an der Wiener Staatsoper: Gnadenlos gut gemeint | BR-Klassik. 10. Dezember 2019, abgerufen am 17. Dezember 2019.
  4. Markus Schramek: „Orlando“ in Wiener Staatsoper: Die bunte Reise ins Olga-Ich. 10. Dezember 2019, abgerufen am 17. Dezember 2019.
  5. Michael Stallknecht: Kalendersprüche in der Oper. In: SZ.de. 9. Dezember 2019, abgerufen am 17. Dezember 2019.
  6. Kritik im „Merker“, Wien. (abgerufen am 25. April 2020).
  7. weitere Kritik im „Merker“, Wien. (abgerufen am 25. April 2020)
  8. Neuwirth-Oper künftig ohne „Danke für diesen guten Morgen“. Abgerufen am 8. Januar 2020.
  9. Opernkritiker küren Neuwirths "Orlando" zur "Uraufführung des Jahres“. In: Die Presse. 29. September 2020, abgerufen am 30. September 2020.