Osogna

Dorf im Kanton Tessin, Schweiz

Osogna (dt. veraltet: Ulonia) ist ein Dorf in der Gemeinde Riviera, Bezirk Riviera, im Schweizer Kanton Tessin. Osogna war eine selbständige politische Gemeinde, bis es am 2. April 2017 mit den damaligen Gemeinden Cresciano, Iragna und Lodrino zur neuen Gemeinde Riviera fusionierte.

Osogna
Wappen von Osogna
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Tessin Tessin (TI)
Bezirk: Bezirk Rivieraw
Kreis: Kreis Riviera
Gemeinde: Rivierai2
Postleitzahl: 6703
frühere BFS-Nr.: 5286
Koordinaten: 719265 / 130193Koordinaten: 46° 18′ 45″ N, 8° 59′ 13″ O; CH1903: 719265 / 130193
Höhe: 279 m ü. M.
Fläche: 18,99 km²
Einwohner: 1069 (31. Dezember 2016)
Einwohnerdichte: 56 Einw. pro km²
Website: www.comuneriviera.ch
Osogna
Osogna
Karte
Osogna (Schweiz)
Osogna (Schweiz)
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Gemeindestand vor der Fusion am 1. April 2017
Pfarrkirche Santi Felino e Gratiniano
Kirche Santa Maria del Castello
Kirche Santa Pietà
Berghütte d’Örz

Geographie

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Osogna liegt 15 Kilometer nördlich von Bellinzona und fünf Kilometer südlich von Biasca, am linken Ufer des Flusses Ticino. Der höchste Berggipfel ist der Torrone d’Orza (2952 m.ü. M.). Die Felsen der Region sind meist aus Gneis und Granit. Die Vegetation besteht aus Laubbäumen (Buche, Kastanie) bis auf 900 Meter Höhe und oberhalb Nadelholz (Fichte, Lärche). Der Fluss Nala teilt das Dorf in zwei Teile. Der Fluss Boggera markiert die Grenze mit Cresciano.

Geschichte

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Eine erste Erwähnung findet das Dorf in den Jahren 1210–1258 unter dem damaligen Namen Usonia. Osogna ist zum ersten Mal in einer Urkunde von 1299 erwähnt. Römische Gräber wurden in der Nähe des Flusses Nala gefunden. Eine Verordnung der Bürgergemeinde von 1410 besagt, dass wenn eine Familie mehr als 10 Ziegen hat, muss sie einen Zehnten (ein gesundes Zicklein) bezahlen. Interessant ist der Bericht der Bürgergemeinde vom 3. August 1448. Sie beschloss den Standort eines Gebäudes für ein Sägewerk. Die Teilnehmer wurden nur mit dem Vornamen (Joseph von Cornon oder Jacob von Roncasc) genannt.

Osogna war der Hauptort der Vogtei von 1573 bis 1798 und ist der Hauptort des Bezirks Riviera seit 1803. Die Landvogte vertraten die Macht der drei souveränen Kantone (Kanton Uri, Kanton Schwyz und Unterwalden) und sprachen Recht. Die Hinrichtungen fanden im Ortsteil «Ra Giüstizzia» zwischen Biasca und Osogna statt. Die Landwirtschaft war für Jahrhunderte die Haupttätigkeit der Bevölkerung. Die Kastanien waren wichtig als Lebensmittel während der Wintermonate. Auch die Rebe wurde an den sonnigsten Stellen kultiviert.

Im Valle d'Osogna gab es viele wilde Tiere. Der letzte Bär wurde von Francesco Antonio Mattei im Jahr 1837 getötet.[1] Zwischen 1808 und 1837 wurden in Osogna 15 Bären erlegt. Der Kanton bezahlte eine Belohnung von 50 Pfund von Mailand für jeden erlegten Bären (man musste die rechte Pfote als Beweis vorlegen).

Das Dorf war eine Zwischenstation auf der Gotthard-Route. Einige Tavernen sorgten für die Passagiere und Pferde, die während der Nacht blieben. Der Fluss Ticino überflutete oft Felder und Wiesen. Auch heute kommt es vor, dass manchmal trotz der Dämme einige Bereiche überschwemmt werden.

Osogna bildet nach wie vor eine eigenständige Bürgergemeinde.[2] Diese Bürgergemeinde ist älter als die politische Gemeinde.

Bevölkerung

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Bevölkerungsentwicklung[3]
Jahr 1850 1900 1950 2000 2010 2016
Einwohner 262 656 489 941 1038 1069

Industrie

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Die Granit-Industrie hat mit der Eröffnung der Gotthardbahn zugenommen. Im Jahr 1899 arbeiteten etwa 1500 Männer in den Steinbrüchen von Osogna. Zu dieser Zeit war Gesteinsabbau einer der wichtigsten Wirtschaftszweige im Tessin. Diese Industrie war sehr abhängig von der Bautätigkeit. Im Jahr 1908 war die Produktion um die Hälfte gesunken. Die Konkurrenz aus Stahlbeton war sehr stark. Die Arbeiter kamen aus Italien. Die Silikose war eine weit verbreitete Krankheit unter den Maurern. Streiks für bessere Arbeitsbedingungen und Löhne waren häufig. Der letzte Steinbruch wurde in den Sechzigerjahren geschlossen. Heute sind Steinbrüche noch in Cresciano in Betrieb.

Die Eröffnung der Gotthardbahn erlaubte mehreren Einwohnern im Gleisbau, in den Werkstätten von Biasca und Bellinzona oder auf dem Bahnhof und in den Zügen zu arbeiten. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Schule Osogna in der Schweiz bekannt, weil die Lehrerin Giovannina Mattei-Alberti eine der ersten war, die die Montessori-Methode anwandte. Die Emigration in die Vereinigten Staaten und Lateinamerika war im neunzehnten Jahrhundert und zu Beginn des Zweiten Weltkriegs hoch.

Sehenswürdigkeiten

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  • Die Pfarrkirche Santi Felino e Gratiniano wurde 1498 gebaut,[4] mit Südportal[4]
  • mittelalterliche Kirche Santa Maria del Castello mit einer gotischen Ikone von Ivo Strigel auf den Fundamenten eines alten Schlosses[4]
  • alter Kreuzweg mit Fresken[4]
  • Betkapelle San Rocco mit Fresken (17. Jahrhundert)[4]
  • Kirche Santa Pietà (1729)[4]
  • zwei Steinbrücken: Ponte del Sabbion und Ponte di Merisciöö[4]
  • Festung Linea LONA[5].

Persönlichkeiten

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  • Felicissimo Mattei (* 1810 in Osogna; † 23. November 1875 in Mailand), Kapuziner, Guardian des Klosters von Faido, Provinzial[6]
  • Giovannina Mattei Alberti (* 14. Oktober 1873 im Montevideo; † 20. September 1963 in Osogna), Schwester der Maria Boschetti Alberti, Sekundarlehrerin, Pädagogin, Nachfolgerin der Montessoripädagogik, Journalistin[7]
  • Vittorio Castelnuovo (* 3. August 1915 in Osogna; † 17. September 2005 in Bellinzona), aus Biasca, Schweizer Sänger, Akkordeonist und Komponist[8]
  • Graziano Mandozzi (* 23. Juni 1939 in Osogna), Dirigent und Komponist. Mandozzi studierte am Salzburger Mozarteum unter Wimberger, Paumgartner und Bresgen (Diplom 1963). Als Kenner der Kompositionen Ruggero Leoncavallos trug er wesentlich zur Schaffung des Fondo Leoncavallo an der Biblioteca cantonale in Locarno bei.[9]
  • Gabriele Genini (* 1981), Maler, Zeichner, Druckgraphiker[10]
  • Associazione Calcistica Osogna[11]

Literatur

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  • Piero Bianconi (Hrsg.): Osogna. In: Inventario delle cose d’arte e di antichità. Le Tre Valli Superiori. Leventina, Blenio, Riviera. Grassi & Co., Bellinzona 1948, S. 156, 158, 161.
  • Giuseppe Chiesi: Osogna. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 9. September 2021.
  • Simona Martinoli u. a.: Osogna. In: Guida d’arte della Svizzera italiana. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, S. 69–70.
  • Eligio Pometta: Il Comune libero di Osogna nel 1400. In: Bollettino storico della Svizzera Italiana. 1935, S. 282–85.
  • Agostino Robertini u. a.: Osogna. In: Il Comune. Edizioni Giornale del Popolo, Lugano 1978, S. 2282–292.
  • Celestino Trezzini: Osogna. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 5, Neuenschwander – Picot. Attinger, Neuenburg 1929, S. 360 (Digitalisat).
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Commons: Osogna – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Marzio Barelli: Lupi, orsi, linci e aquile. JAM Edizioni, Prosito, 2005, S. 127.
  2. Patriziato di Osogna (mit Fotos) auf patriziatodiosogna.ch
  3. Giuseppe Chiesi: Osogna. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 9. September 2021.
  4. a b c d e f g Simona Martinoli und andere: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S. 69–70.l
  5. Verteidigungswerk Linea LONA auf forti.ch, abgerufen am 26. Juli 2015.
  6. Celestino Trezzini: Felicissimo Mattei. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz. Band 8, Supplement, Macheret – Z. Attinger, Neuenburg 1934, S. 110 (PDF Digitalisat), abgerufen am 23. Oktober 2017
  7. Giovannina Mattei Alberti (mit Foto) auf archividonneticino.ch
  8. Vittorio Castelnuovo (italienisch) auf ricercamusica.ch/dizionario/ (abgerufen am: 6. November 2017.)
  9. Graziano Mandozzi (italienisch) auf ricercamusica.ch/dizionario/ (abgerufen am: 19. Dezember 2017.)
  10. Gabriele Genini in portal.dnb.de (abgerufen am: 4. Mai 2016.)
  11. Associazione Calcistica Osogna (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)