Ostfriedhof (Aachen)

Friedhof in Aachen, Deutschland

Der Aachener Ostfriedhof ist der älteste Friedhof in der Neueren Geschichte der Stadt Aachen, der 1803 auf Veranlassung der französischen Munizipalitätsregierung errichtet worden war. Er befindet sich im Osten des Stadtgebietes und gehört geografisch zum Nordviertel. Der Ostfriedhof wurde am 6. Dezember 1988 als eines der ältesten Beispiele moderner Friedhöfe unter Denkmalschutz gestellt.

Eingangsbereich Ostfriedhof mit Mausoleum und der Grabeskirche St. Josef im Hintergrund

Geschichte

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Nachdem die Verstorbenen des römischen Aquae Granni bereits außerhalb der damaligen Stadtgrenzen auf einer Brachfläche begraben worden waren, auf der später im 12. Jahrhundert die Aachener Peterskirche errichtet wurde, war es üblich, die Toten ab dem frühen Mittelalter zunächst auf dem Münsterkirchhof in unmittelbarer Nachbarschaft des Aachener Münsters, und somit innerhalb der Stadtgrenzen beizusetzen. Später und mit zunehmender Einwohnerzahl begrub man die katholischen Bürger in der Nähe ihrer jeweiligen Gotteshäuser, bzw. innerhalb der Kirchen in speziell dafür eingerichteten Totenkellern. Dagegen wurden die evangelischen Bürger bereits seit 1605 außerhalb am Rande der äußeren Stadtmauer Aachens auf der Flur mit der Bezeichnung Am Güldenplan wenige 100 m vor dem Kölntor beerdigt, welcher dann später ab 1899 nicht mehr belegt wurde und seit 1945 ein Teil des Stadtgarten Aachens ist.

Erst nach dem Einmarsch der Franzosen im Rahmen des Ersten Koalitionskrieges und der damit einhergehenden Besetzung des linken Rheinufers sowie durch die Übertragung des Munizipalitätswesens auf das Arrondissement d’Aix-la-Chapelle ab 1794, wurde der allmähliche Wandel zu einer moderneren Begräbniskultur eingeleitet. Die Besatzungstruppen untersagten nun aus gesundheitlichen Gründen grundsätzlich die Benutzung von Friedhöfen innerhalb des Stadtgebietes. Noch vor dem offiziellen kaiserlichen Dekret von 1805, wurde daraufhin in Aachen bereits zwei Jahre zuvor beschlossen, ein neues Friedhofsareal circa 700 m östlich des Adalbertstores im Osten der Stadt für die katholische Bevölkerung zu erschließen.

Der Aachener Ostfriedhof wurde schließlich am 18. August 1803 eröffnet und unter der Verwaltung der Alexianer vom Alexianerkloster Aachen gestellt, die diese viele Jahrzehnte bis zur Gründung der kommerziellen Beerdigungsinstitute wahrgenommen haben. Er befindet sich östlich des Tores auf der nördlichen Seite des Adalbertsteinweges, einer ebenfalls zur napoleonischen Zeit erbauten Ausfallstraße Richtung Kornelimünster. Seit etwa dieser Zeit bürgerte sich im Volksmund auch die Bezeichnung Tolbetsleäm ein, die sich aus den Wörtern Tolbet und Leäm zusammensetzt. Tolbet bedeutet im Aachener Dialekt, dem Öcher Platt, einer Form der ripuarischen Sprachgruppe, Adalbert und weist auf die nahe dem Adalbertstor erbaute St.-Adalbertkirche hin. Leäm ist das Dialektwort für Lehm, und bezieht sich auf die Bodenverhältnisse des Friedhofareals. Aus dem Lehm des Adalbertsteinweges wurden zur damaligen Zeit Ziegel gebrannt.[1]

 
Dienstgebäude des Ostfriedhofs (nach Plänen von Joseph Laurent)

In den Jahren 1883, 1889 und 1933 wurde der Ostfriedhof deutlich erweitert, blieb aber zunächst im Zuständigkeitsbereich der Pfarren St. Adalbert, St. Peter und St. Foillan. Die verstorbenen Bürger der restlichen Aachener Pfarren wurden daraufhin ab 1889/1890 auf dem neu errichteten Aachener Westfriedhof beigesetzt. Darüber hinaus wurde im Jahre 1898 unmittelbar am Ostfriedhof die neue katholische Josefskirche fertiggestellt und geweiht. Im gleichen Zeitraum erhielt der Friedhof auch ein neues Dienstgebäude für den Friedhofinspektor im Stile der Neugotik und angepasst an die Formen von St. Josef nach Entwürfen des Aachener Stadtbaumeisters Joseph Laurent. Ab 1937 wurde schließlich auch die konfessionelle Bindung aufgehoben. Seit der Jahrhundertwende kam es auf Grund des verstärkten Interesses am Erwerb von Familiengräbern zu einer vermehrten Umwandlung von Reihen- in Privatgrabstätten. Dabei sorgten mehrere meist lokale Künstler, Steinmetze und Bildhauer, wie beispielsweise Carl Esser, Wilhelm Pohl und Gustav Angelo Venth mit ihren jeweiligen individuell angefertigten Skulpturen für eine eindrucksvolle Gestaltung dieser Grabstätten.

Gegenwart

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Der größte Teil des Friedhofs wurde 1988 unter Denkmalschutz gestellt. Aufgrund der lehmigen Bodenverhältnisse sind seit dem 25. Januar 1989 nur noch Urnen-Beisetzungen erlaubt. Da der Ostfriedhof mittlerweile auch nicht mehr erweitert werden kann, wurde als Alternative die nahe Josefskirche im Rahmen einer größeren Aktion von Kirchenumwidmungen auf Grund sinkender Mitgliederzahlen in der Diözese Aachen zur Grabeskirche umgenutzt und dient seit 2006 als Kolumbarium für Urnenbestattungen.

Seit 2004 sorgt sich ein gemeinnütziger Förderverein um den Erhalt des Ostfriedhofes im Allgemeinen und um die Sicherung und Bewahrung alter historischer Grabstätten im Besonderen. Dazu dienen auch zahlreiche Informationsveranstaltungen und Führungen für die Bevölkerung sowie einzelne Projekte u. a. mit verschiedenen Schulklassen.[2]

Friedhofskapelle

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Friedhofskapelle mit Mausoleums

Die Friedhofskapelle des Ostfriedhofs ist eine Kopie der 1895 abgebrochenen Kapelle des Quirinus von Neuss auf dem Gut Melaten vor den Toren der Stadt, einem ehemaligen Aachener Siechenhaus. Bei der Neuanfertigung auf dem Ostfriedhof wurden Spolien aus der alten Kapelle verwendet.[3] Heute dient der vordere Teil der Kapelle als Mausoleum.

Grabstätten (Auswahl)

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Grabstätte des früheren Oberbürgermeisters von Aachen Johann Contzen
 
Engel-Darstellung in Galvanoplastik auf dem Grabmal Schöbel-Nadenau

Auf dem Aachener Ostfriedhof finden sich die letzten Ruhestätten von zahlreichen bedeutenden Aachener Persönlichkeiten der letzten 200 Jahre. So unter anderem:

 
Grabstele der Alexianer Aachen
 
Gräberfeld der Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus (Feld 5)

sowie die Grabfelder der

Literatur

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  • Ingeborg Schild, Elisabeth Janssen: Der Aachener Ostfriedhof. Mayersche Buchhandlung, Aachen 1991, ISBN 3-87519-116-1.
  • Florian Aßfalg, Holger A. Dux: Der Aachener Ostfriedhof. Hg.: Förderkreis Ostfriedhof e. V. Aachen, Selbstverlag der Verfasser, Aachen 2010
  • Der Ostfriedhof in Aachen. Wissenswertes aus Vergangenheit und Gegenwart. Band 1. Förderkreis Ostfriedhof e. V. [Selbstverlag], Aachen 2017.
  • Der Ostfriedhof in Aachen. Wissenswertes aus Vergangenheit und Gegenwart. Band 2. Förderkreis Ostfriedhof e. V. [Selbstverlag], Aachen 2018.
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Commons: Ostfriedhof (Aachen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Eduard Holzapfel: Erläuterungen zur Geologischen Karte von Preußen und benachbarten Bundesstaaten -Lieferung 141: Blatt Aachen. S. 66, Königliche Preußische Geologische Landesanstalt, Berlin 1911. darin wörtlich: Zu Ziegeleizwecken wurden im ausgedehntesten Maße die diluvialen Lößlehme verwendet, so in Ziegeleien zwischen Aachen und Rothe Erde, östlich von Schönforst und anderen Ortes.
  2. Förderkreis Ostfriedhof Aachen
  3. „Landeskonservator Rheinland. Denkmälerverzeichnis. 1.1 Aachen Innenstadt mit Frankenberger Viertel.“ Unter Mitwirkung von Hans Königs, bearb. v. Volker Osteneck. Rheinland Verlag Köln, 1977, S. 33.

Koordinaten: 50° 46′ 34,5″ N, 6° 6′ 25,8″ O