Otto Ruprecht
Otto Ruprecht (* 3. Juli 1860 in Aurich; † 29. Dezember 1946 in Göttingen[1]) war ein deutscher Architekt und Baubeamter.
Leben und Wirken
BearbeitenOtto Ruprecht war der Sohn des Oberlehrers Ludwig Anton Ruprecht,[1] studierte 1880–1885 in München[1] und an der Technischen Hochschule Hannover Architektur; zu seinen Lehrern gehörte Conrad Wilhelm Hase.[1] 1881 wurde er Mitglied des Corps Hannovera.[2]
1886 absolvierte Ruprecht die Prüfung zum Regierungsbauführer; die Auszeichnung von 900 Mark ermöglichte eine Studienreise. 1889 wurde er Regierungsbaumeister im Hochbau-Fach. Die damit verbundene Auszeichnung von 1890 ergab eine weitere Reiseprämie in Höhe von 1800 Mark.[1] Folge der italienischen Studien war ein 1896 in der Zeitschrift für Bauwesen veröffentlichter Aufsatz. Es folgte bis 1897 eine Tätigkeit als Regierungsbaumeister bei Bauleitungen in Frankfurt am Main, Düsseldorf, Koblenz und Berlin.[1] 1897 bat Ruprecht um Entlassung aus dem Staatsdienst[1] und wechselte in die kommunale Bauverwaltung. 1897–1908 war Ruprecht Leiter der Hochbauabteilung B im Stadtbauamt in Hannover und als Stadtbauinspektor[3] vor allem für Schulbauten zuständig, ebenso wie der Architekt Paul Rowald, bis 1902 Carl Wolff sein Amt als Stadtbaurat antrat.[4] Einige seiner Bauprojekte veröffentlichte Otto Ruprecht in der Zeitschrift für Architektur und Ingenieurwesen.
Ab 1908 war Ruprecht Landesbaurat in Merseburg;[1] diese Tätigkeit ist bisher kaum erforscht; immerhin sind aus den Jahren 1908–1913 einige Bauten am Harz und in Halle an der Saale bekannt, so beispielsweise die Bearbeitung des von Wilhelm Kreis entworfenen Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle.[1]
1928 übersiedelte Ruprecht von Merseburg nach Göttingen,[1] wo die Familie Ruprecht seit langem ansässig war[5][6] und er als Landesbaurat i. R. seinen Lebensabend verbrachte.
Otto Ruprecht war verheiratet mit Sofie Charlotte, geb. Wieseke.[7]
Werk (unvollständig)
BearbeitenBauten in Hannover
Bearbeiten- 1896–1898: Bürgerschule 9/12, später auch Institut für Erdölforschung, Am Kleinen Felde 30; Putzbau mit roter Sandsteingliederung und Neorenaissance-Formen,[8] denkmalgeschützt
- 1897–1900: Feuerwache Am Kleinen Felde 28; zweigeschossiger Putzbau mit Fachwerk im Obergeschoss mit renaissancistischen Stilelementen,[8] denkmalgeschützt
- 1897–1901: Bürgerschule 57/58, 59/60, Eckbau Haltenhoffstraße, Auf dem Loh, Herrenhäuser Kirchweg; städtebaulich bedeutender, verputzter Massivbau mit neobarocker Gliederung[9]
- um 1901: ehemalige Realschule III, heute Lutherschule, An der Lutherkirche 18; gotisierender Sandsteinbau[8]
- um 1901: Ausflugslokal Steuerndieb[10]
- um 1905: Pferdetränke vor der Lutherkirche; Granitblock in Formen des Jugendstils als Trinkstelle für Pferde, Hunde und Vögel,[11] denkmalgeschützt
- um 1906 (gemeinsam mit Carl Wolff): Städtisches Alters- und Pflegeheim, Schulenburger Landstraße 335; heute Obdachlosenasyl[12]
- 1907–1908 (gemeinsam mit Carl Wolff): Höhere Töchterschule I – Lehrerinnenbildungsanstalt und Elisabethschule, heute Wilhelm-Raabe-Schule, Langensalzastraße 34; dreigeschossiger, breitgelagerter Sandsteinbau in der Formensprache des Jugendstils[3][13]
Bauten andernorts
Bearbeiten- um 1909/1910, Schielo am Harz: Erweiterungsbauten für die Lungenheilstätte[1][14]
- 1908–1925, Nordhausen am Harz: verschiedene Bauten, Umbauten und Erweiterungen der Landeserziehungsanstalt[1][15][16][17][18][19]
- 1911–1913, Halle an der Saale: Landesmuseum für Vorgeschichte; zusammen mit Museumsdirektor Karl Reuß Bearbeitung des Entwurfs von Wilhelm Kreis.[1]
Schriften
Bearbeiten- Guglia della Concezione in Neapel. In: Zeitschrift für Bauwesen. Nr. 1, 1896, Sp. 1–4 (zlb.de – Atlas: Blatt 1).
- Die Waldwirtschaft „Steuerndieb“ bei Hannover. In: Zeitschrift für Architektur und Ingenieurwesen, NF, Band 9, 1904, Heft 1, Sp. 1–8; Digitalisat auf books.google.de
- Zwei neue Volksschulen in Hannover. In: Zeitschrift für Architektur und Ingenieurwesen, NF, Band 9, 1904, Heft 5, Sp. 509–518 (Abbildungen bis Sp 520); books.google.de
- Neuere Pumpen und Viehtränken in Hannover. In: Zeitschrift für Architektur und Ingenieurwesen, NF, Band 10, 1905, Heft 1, Sp. 77–82.
- Das Alters- und Pflegeheim der Stadt Hannover. In: Zeitschrift für Architektur und Ingenieurwesen, NF, Band 12, 1907, Heft 1 u. 2, Sp. 51–58; books.google.de
- Neubau für die Höhere Töchterschule I, die Lehrerinnen-Bildungsanstalt und die Elisabethschule in Hannover. In: Zeitschrift für Architektur und Ingenieurwesen, NF, Band 13, 1908, Heft 3, Sp. 193–208; books.google.de
Literatur
Bearbeiten- Günther Kokkelink, Monika Lemke-Kokkelink: Baukunst in Norddeutschland. Architektur und Kunsthandwerk der Hannoverschen Schule 1850–1900. Schlütersche, Hannover 1998, ISBN 3-87706-538-4, S. 560.
- Helmut Knocke, Hugo Thielen: Hannover. Kunst- und Kultur-Lexikon. Handbuch und Stadtführer. 4., aktualisierte und erweiterte Auflage. zu Klampen, Springe 2007, ISBN 978-3-934920-53-8, S. 86.
- Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Band 10, Teil 1: Stadt Hannover. Bearbeitet von Wolfgang Neß, Ilse Rüttgerodt-Riechmann, Gerd Weiß, Marianne Zehnpfennig. Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig und Wiesbaden 1983, ISBN 3-528-06203-7; ub.uni-heidelberg.de
Archivalien
Bearbeiten- Stadtarchiv Hannover, Signatur: StadtA H, 3.NL.518 Nr. 2097: Ruprecht, Otto; Architekt, Stadt-Bauinspektor in Hannover und Hase Schüler, 2003 (aus dem Nachlass Günther Kokkelink, Hannoversche Bausammlung)[20]
Weblinks
Bearbeiten- Reinhard Glaß: Ruprecht, Otto Karl Alexis. glass-portal.hier-im-netz.de, Architekten und Künstler mit direktem Bezug zu Conrad Wilhelm Hase (1818–1902) (enthält umfangreiches Werk- und Literatur- und Quellenverzeichnis).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e f g h i j k l m Ruprecht, Otto Karl Alexis. In: glass-portal.hier-im-netz.de (Architekten und Künstler mit direktem Bezug zu Conrad Wilhelm Hase (1818–1902)). Abgerufen am 25. November 2023.
- ↑ 1866–1966, Corps Hannovera an der Technischen Hochschule Hannover, 1966, S. 91
- ↑ a b Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Band 10, Teil 1: Stadt Hannover. Bearbeitet von Wolfgang Neß, Ilse Rüttgerodt-Riechmann, Gerd Weiß, Marianne Zehnpfennig. Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig und Wiesbaden 1983, ISBN 3-528-06203-7, S. 124
- ↑ Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Band 10, Teil 1: Stadt Hannover. Bearbeitet von Wolfgang Neß, Ilse Rüttgerodt-Riechmann, Gerd Weiß, Marianne Zehnpfennig. Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig und Wiesbaden 1983, ISBN 3-528-06203-7, S. 19
- ↑ Rudolf und Otto Ruprecht: Chronik des Geschlechts Ruprecht. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1932. DNB 575937394, Inhaltsverzeichnis d-nb.info
- ↑ Brief von Otto Ruprecht an Vandenhoeck & Ruprecht, 13.02.1890-07.03.1890. In: kalliope-verbund.info. 2017, abgerufen am 25. November 2023 (Staatsbibliothek zu Berlin. Handschriftenabteilung; Nachl. 494, Archiv des Verlages Vandenhoeck & Ruprecht).
- ↑ Stadtarchiv Hannover, StadtA H 1.AA.5.04 Nr. 23128: Ruprecht, Otto Stadtbauinspektor verheiratet mit Ruprecht, geb. Wieseke, Sofie Charlotte, Laufzeit 1899–1902. In: arcinsys.niedersachsen.de. Abgerufen am 25. November 2023.
- ↑ a b c Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Band 10, Teil 1: Stadt Hannover. Bearbeitet von Wolfgang Neß, Ilse Rüttgerodt-Riechmann, Gerd Weiß, Marianne Zehnpfennig. Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig und Wiesbaden 1983, ISBN 3-528-06203-7, S. 107.
- ↑ Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Band 10, Teil 1: Stadt Hannover. Bearbeitet von Wolfgang Neß, Ilse Rüttgerodt-Riechmann, Gerd Weiß, Marianne Zehnpfennig. Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig und Wiesbaden 1983, ISBN 3-528-06203-7, S. 115.
- ↑ Dieter Brosius: 1901. In: Hannover Chronik, S. 144
- ↑ Helmut Knocke, Hugo Thielen: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon / Handbuch und Stadtführer. Neuausgabe (4., aktualisierte und erweiterte Auflage). Hrsg.: Dirk Böttcher und Dr. Klaus Mlynek. zu Klampen Verlag, Springe 2007, ISBN 978-3-934920-53-8, S. 86
- ↑ Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen, Band 10, Teil 1: Stadt Hannover. Bearbeitet von Wolfgang Neß, Ilse Rüttgerodt-Riechmann, Gerd Weiß, Marianne Zehnpfennig. Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig / Wiesbaden 1983, ISBN 3-528-06203-7, S. 71.
- ↑ Dieter Brosius: 1908. In: Hannover Chronik, S. 146
- ↑ Landesarchiv Sachsen-Anhalt (Magdeburg): C 92, Nr. 5209, Bl. 32 Lungenheilstätte Schielo am Harz – Inspektorwohnhaus, Blatt 1, 1909. In: recherche.landesarchiv.sachsen-anhalt.de. Abgerufen am 26. November 2023.
- ↑ Landesarchiv Sachsen-Anhalt (Magdeburg): C 92, Nr. 5204, Bl. 48 Landeserziehungsanstalt Nordhausen – Gärtnerei mit Gewächshausanlage, 1911. In: recherche.landesarchiv.sachsen-anhalt.de. Abgerufen am 26. November 2023.
- ↑ Landesarchiv Sachsen-Anhalt (Magdeburg): C 92, Nr. 5204, Bl. 62 Landeserziehungsanstalt Nordhausen – Zeichnung zum Anschluß der Grundstücke an die städtische Kanalisation, 1912. In: recherche.landesarchiv.sachsen-anhalt.de. Abgerufen am 26. November 2023.
- ↑ Landesarchiv Sachsen-Anhalt (Magdeburg): C 92, Nr. 5205, Bl. 9 Provinzial-Erziehungsanstalt zu Nordhausen – Zeichnung zum Einbau einer Wohnung im Nebengebäude auf dem Grundstück Ammerberg 4, 1921. In: recherche.landesarchiv.sachsen-anhalt.de. Abgerufen am 26. November 2023.
- ↑ Landesarchiv Sachsen-Anhalt (Magdeburg): C 92, Nr. 5204, Bl. 33 Landeserziehungsanstalt Nordhausen – Zeichnung zur Erweiterung des Pferdestalles beim Burschenheim, 1922. In: recherche.landesarchiv.sachsen-anhalt.de. Abgerufen am 26. November 2023.
- ↑ Landesarchiv Sachsen-Anhalt (Magdeburg): C 92, Nr. 5204, Bl. 16 Landeserziehungsanstalt Nordhausen – Neubau eines Kammergebäudes, 1925. In: recherche.landesarchiv.sachsen-anhalt.de. Abgerufen am 26. November 2023.
- ↑ Stadtarchiv Hannover: H 3.NL.518 Nr. 2097: Ruprecht, Otto Architekt, Stadt-Bauinspektor in Hannover und Hase Schüler, Laufzeit 2003. In: arcinsys.niedersachsen.de. Abgerufen am 25. November 2023.
Personendaten | |
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NAME | Ruprecht, Otto |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt und kommunaler Baubeamter |
GEBURTSDATUM | 3. Juli 1860 |
GEBURTSORT | Aurich |
STERBEDATUM | 29. Dezember 1946 |
STERBEORT | Göttingen |