Pädagogische Liebe

Art der pädagogischen Praxis
(Weitergeleitet von Pädagogischer Eros)

Pädagogische Liebe (auch: pädagogischer Eros) ist ein in der Pädagogik verwendeter Begriff, der eine spezifische Art der pädagogischen Praxis definiert, die durch den Respekt vor der Person, ihren Bedürfnissen und ihrem Willen gekennzeichnet ist. Geprägt wurde dieser Begriff von Herman Nohl.[1] Grundlegend soll damit die Intention des Erziehers sowohl an der Lebensrealität als auch an der Idealität des Kindes ausgerichtet werden. Dies soll geschehen, indem sich der Erzieher in das Kind hineinversetzt und damit einen Blickwinkel einnimmt, der dem der Eltern gleicht. Das Medium, an dem sich diese Liebe realisieren soll, ist gemäß dieser Vorstellung die Kultur, sodass die pädagogische Liebe auf das Geistige im Kind zielt.

„Von heute aus gesehen kann Nohl so verstanden werden, dass er mit Nachdruck darauf hinweisen will, dass pädagogisches Handeln ohne die elementare Zuneigung zum Menschen nicht möglich ist.“

Kron, Jürgens, Standop: Grundwissen Pädagogik, S. 177

Pädagogischer Eros steht allerdings spätestens seit dem Missbrauchsskandal an der Odenwaldschule für eines der umstrittensten Konzepte der Reformpädagogik und für die Legitimierung sexueller Handlungen durch Erwachsene an vorwiegend jungen Männern oder Knaben.[2][3][4][5]

Literatur

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  • Sabine Seichter: Pädagogische Liebe: Erfindung, Blütezeit, Verschwinden eines pädagogischen Deutungsmusters, Schöningh 2007.
  • Friedrich W. Kron, Eiko Jürgens, Jutta Standop (Hg.): Grundwissen Pädagogik, München 2013 (8. Auflage).
  • Elmar Drieschner, Detlef Gaus (Hrsg.): Liebe in Zeiten pädagogischer Professionalisierung, Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2011.
  • Jürgen Oelkers: Eros und Herrschaft. Die dunklen Seiten der Reformpädagogik, Beltz, Weinheim / Basel 2011, ISBN 978-3-407-85937-2.[6]
  • Thilo Fitzner; Peter E. Kalb; Erika Risse, Hgg.: Reformpädagogik in der Schulpraxis. Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2012, ISBN 978-3-7815-1848-3, darin Jürgen Oelkers: Kritische Fragen an die Geschichte der Reformpädagogik, S. 38–62. Inhaltsverzeichnis des ganzen Bandes[7]

Einzelnachweise

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  1. Kron, Jürgens, Standop, S. 177
  2. Hans-Jürgen Heinrichs: Der pädagogische Eros. Reformpädagogik auf dem Irrweg?, in: Deutschlandfunk Kultur vom 18. März 2010.
  3. Micha Brumlik: Die Verirrungen deutscher Reformpädagogik: Von Athen in den Odenwald, in: taz vom 15. März 2010.
  4. Jürgen Oelkers: Nähe und Unmittelbarkeit: Theorien zum pädagogischen Eros (Vortrag auf der Tagung „Reformpädagogik nach der Odenwaldschule – wie weiter?“ am 6. September 2012 in der Pädagogischen Hochschule Thurgau in Kreuzlingen), veröffentlicht vom Institut für Erziehungswissenschaft an der Universität Zürich als PDF online. Für weitere, wissenschaftlich verfasste Informationen über den Themenkomplex siehe die hier angegebene Literatur u. a. von Jürgen Oelkers.
  5. Jürgen Oelkers: Gewalt am Zauberberg. Vortrag in der Universität Frankfurt am 12. November 2012, veröffentlicht vom Institut für Erziehungswissenschaft an der Universität Zürich als PDF online.
  6. Darin findet man vor, was der Autor Jürgen Oelkers im folgend genannten Zeitungsartikel von ihm über den pädagogischen Eros und seine Instrumentalisierung in der Reformpädagogik, am Beispiel der Odenwaldschule, referierte: Eros und Herrschaft, in: Frankfurter Rundschau, 22. Juli 2010; online.
  7. Rezension von Christian Füller in der taz vom 11. April 2012, S. 18.