Klassifikation nach ICD-10
Q93.5 PURA-Syndrom
Sonstige Deletionen eines Chromosomenteils
G40.4 PURA-bedingtes schweres neonatales Hypotonie-Krampf-Enzephalopathie-Syndrom
{{{03-BEZEICHNUNG}}}
{{{04-BEZEICHNUNG}}}
{{{05-BEZEICHNUNG}}}
{{{06-BEZEICHNUNG}}}
{{{07-BEZEICHNUNG}}}
{{{08-BEZEICHNUNG}}}
{{{09-BEZEICHNUNG}}}
{{{10-BEZEICHNUNG}}}
{{{11-BEZEICHNUNG}}}
{{{12-BEZEICHNUNG}}}
{{{13-BEZEICHNUNG}}}
{{{14-BEZEICHNUNG}}}
{{{15-BEZEICHNUNG}}}
{{{16-BEZEICHNUNG}}}
{{{17-BEZEICHNUNG}}}
{{{18-BEZEICHNUNG}}}
{{{19-BEZEICHNUNG}}}
{{{20-BEZEICHNUNG}}}
Vorlage:Infobox ICD/Wartung {{{21BEZEICHNUNG}}}
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Das PURA-Syndrom ist eine sehr seltene angeborene Erkrankung, die bereits beim Neugeborenem oder Kleinkind auffällt mit Muskelhypotonie, übermäßiger Schläfrigkeit, Epilepsie, Wachstumsstörung und Entwicklungs- und Sprachverzögerung.[1][2]

Synonyme sind: PURA-bedingte neurologische Entwicklungsstörung, englisch PURA-related neurodevelopmental disorder, PURA-related severe neonatal hypotonia-seizures-encephalopathy syndrome

Das PURA-Syndrom wurde erstmals im Jahre 2014 von den US-amerikanischen Ärzten Seema Lalani und Mitarbeiter beschrieben. Dieser Studie lagen elf Fälle vor, darunter Hypotonie bei Neugeborenen, Enzephalopathie (oft – aber nicht immer – mit Epilepsie einhergehend) und schwere Entwicklungsverzögerung.[3]

Verbreitung

Bearbeiten

Die Häufigkeit ist nicht bekannt, bislang wurde in der Literatur über mindestens 70 Betroffene berichtet. Schätzungen zufolge ist der PURA-Gendefekt die Ursache für 1 % aller Fälle von Entwicklungsverzögerungen.[3] Die Vererbung erfolgt autosomal-dominant.[1][2]

Es werden immer wieder Patienten entdeckt, bei denen entweder lange Zeit keine Diagnose gestellt wurde, oder bei denen fälschlicherweise andere Krankheiten (wie das Angelman-Syndrom) mit ähnlichem Erscheinungsbild diagnostiziert wurden. Bis zum Jahr 2023 hat die PURA-Syndrom-Stiftung (PURA Syndrome Foundation) weltweit über 500 Patienten anerkannt.[4]

Der Erkrankung liegen Mutationen im PURA-Gen auf Chromosom 5 auf Genort q31.3 zugrunde. Dieses auch als MRD31, PUR-ALPHA, PURALPHA oder PUR1 bezeichnete Gen kodiert für das „Purin-reiche-ssDNA bindende Protein alpha“ (englisch purine-rich single-stranded DNA-binding protein alpha, alias purine rich element binding protein A), auch Transkriptionsaktivator-Protein Pur-alpha (transcriptional activator protein Pur-alpha).[5][6][7][8]

Dieses Gen ist essentiell für die Bildung des Aktivator-Proteins Pur-alpha, das die Aktivität verschiedener anderer Gene steuert, und außerdem für die Replikation von Genen unerlässlich ist. Es ist von Bedeutung für die normale Entwicklung des Gehirns, indem es das Wachstum und die Teilung von Neuronen steuert, sowie die Bildung und Reifung von Myelin bewirkt, einer Substanz, die die Nerven schützt und eine effiziente Übertragung von Nervenimpulsen fördert.[9][10]

Klinische Erscheinungen

Bearbeiten

Patienten mit dieser Störung (in der Regel Kinder, aber auch Erwachsene) zeigen in der Regel folgende Symptome:[11][12][13]

  • ausgeprägt verzögerte Entwicklung
  • verlangsamtes Sprechen
  • Gleichgewichtsstörungen und Gehschwierigkeiten (Betroffene lernen das Gehen möglicherweise später als der Durchschnitt oder werden sogar nie gehfähig)
  • Hypotonie
  • Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme (mit Dysphagie, d. Schluckstörung als eine der Ursachen)
  • Epilepsie
  • Exzessive Tagesschläfrigkeit
  • Chronische Hypothermie (Unterkühlung)
  • Apnoe (Atemstillstand)
  • Hypoventilation
  • Kyphose und Skoliose (verschiedene formen der Wirbelsäulenverkrümmung)
  • Sehstörungen, insbesondere Strabismus (Schielen) und Nystagmus (Augenzittern)

Atemprobleme verschwinden oft nach dem ersten Lebensjahr.

Diagnostik

Bearbeiten

Medizinische Bildgebung kann im MRT Auffälligkeiten der Weißen Substanz und eine verzögerte Myelinisierung ergeben.[2]

Differentialdiagnostik

Bearbeiten

Abzugrenzen sind das Angelman-Syndrom, die Myotone Dystrophie Typ 1, das Pitt-Hopkins-Syndrom, Prader-Willi-Syndrom, Rett-Syndrom sowie das Undine-Syndrom.[10]

Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Medline Plus
  2. a b c Eintrag zu PURA-abhängige schwere neonatale Hypotonie-Krämpfe-Enzephalopathie-Syndrom. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten), abgerufen am 24. Juli 2024.
  3. a b S. R. Lalani, J. Zhang, C. P. Schaaf et al.: Mutations in PURA cause profound neonatal hypotonia, seizures, and encephalopathy in 5q31.3 microdeletion syndrome. In: American Journal of Human Genetics. Band 95, Nummer 5, November 2014, S. 579–583, doi:10.1016/j.ajhg.2014.09.014, PMID 25439098, PMC 4225583 (freier Volltext).
  4. PURA 101 | PURA Syndrome Foundation. In: purasyndrome.org. 2023, abgerufen am 13. März 2024 (englisch).
  5. Yuya Fukuda, Yoshimasa Kudo, Makoto Saito, Tadashi Kaname, Tohru Oota, Reikichi Shoji: Expanding the PURA syndrome phenotype with manifestations in a Japanese female patient. In: Human Genome Variation. 9. Jahrgang, Nr. 1, 19. April 2022, ISSN 2054-345X, S. 11, doi:10.1038/s41439-022-00189-7, PMID 35440576, PMC 9019084 (freier Volltext) – (englisch).
  6. Neurodevelopmental disorder with neonatal respiratory insufficiency, hypotonia, and feeding difficulties. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
  7. MGI: MGI Pura: purine rich element binding protein A.
  8. PURA
  9. PURA gene: MedlinePlus Genetics. In: medlineplus.gov. 1. August 2017, abgerufen am 13. März 2023 (englisch).
  10. a b Margot R. F. Reijnders, Richard J. Leventer, Bo Hoon Lee, Diana Baralle, Paulo Selber, Alex R. Paciorkowski, David Hunt: PURA-Related Neurodevelopmental Disorders. In: Margaret P. Adam, Holly H. Ardinger, Roberta A. Pagon, Stephanie E. Wallace (Hrsg.): GeneReviews®, University of Washington, Seattle, 1993; PMID 28448108, Epub 27. April 2017 (englisch).
  11. M. Nogueira, C. Melo, A. Grangeia, T. Magalhães, C. Soares, R. Dias, J. Fonseca, M. Sampaio, R. Sousa: PURA syndrome in a child with severe developmental delay: a challenging diagnosis. In: Revista de Neurologia (videnze). 74. Jahrgang, Nr. 05, 1. März 2022, S. 170–173, doi:10.33588/rn.7405.2021068, PMID 35211951 (englisch).
  12. Margot R. F. Reijnders, Robert Janowski, Mohsan Alvi, Jay E. Self, Ton J. van Essen, Maaike Vreeburg, Rob P. W. Rouhl, Servi J. C. Stevens, Alexander P. A. Stegmann, Jolanda Schieving, Rolph Pfundt, Katinke van Dijk et al.: PURA syndrome: clinical delineation and genotype-phenotype study in 32 individuals with review of published literature. In: Journal of Medical Genetics. 55. Jahrgang, Nr. 2, 1. Februar 2018, ISSN 0022-2593, S. 104–113, doi:10.1136/jmedgenet-2017-104946, PMID 29097605, PMC 5800346 (freier Volltext) – (englisch, bmj.com).
  13. Steven Trau, Carolyn Pizoli: PURA Syndrome and Myotonia: A Case Report and Review of the Literature (P3.336). In: Neurology. 90. Jahrgang, 15 Supplement, 10. April 2018, ISSN 0028-3878, doi:10.1212/WNL.90.15_supplement.P3.336 (englisch).