Pagus

Gliederungsbezeichnung ländlicher Räume

Pagus (lateinisch für ‚Flur‘, ‚Gau‘, Plural pagi) war in altrömischer Zeit Namenszusatz der ländlichen Distrikte, in welche das römische Gebiet von Numa Pompilius oder nach anderen Quellen von Servius Tullius eingeteilt wurde. Sie bildeten seit letzterem Unterabteilungen der Tribus (Wahlbezirke) und hatten ihre eigenen Vorsteher (magistri pagi), welche die Flurbücher führten, die Paganalien leiteten und bei Aushebungen und Tributverteilung Dienste zu leisten hatten.

Die Römer übertrugen den Namen auch auf fremde Völker, so auf die Germanen und die Helvetier.

Frankenreich

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Nach der Übernahme der Macht durch die Merowinger in den ehemaligen gallischen und germanischen Provinzen des römischen Reiches, die zum Teil entvölkert waren und somit über keine spätrömische Verwaltungsstrukturen mehr verfügten (insbesondere im nordgallischen Raum und entlang der ehemaligen Rheinprovinzen), führten diese neue pagi ein, denen meist ein Hauptort in Form einer ehemaligen Civitas fehlte und dessen Mittelpunkt so auch ein Vicus oder ein Kastell sein konnte.[1]

Amtsträger in einem solchen pagus war ein grafio, aus denen sich später Grafen herausbildeten.

Frankreich

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In Frankreich hat der Begriff des pagus in den heutigen pays überlebt. Noch immer sind viele der pays mit den alten pagi (weitgehend) deckungsgleich, so zum Beispiel das Ponthieu und Comminges. Die Republik hat den Begriff in ihrer Gesetzgebung zur Raumordnung aufgegriffen und zunächst 1995, dann verändert ab 1999 ein pays als eine freiwillige Planungsregion ohne die Eigenschaft einer eigenständigen Gebietskörperschaft definiert.[2]

So war zu Beginn des 5. Jahrhunderts die Provincia Gallia Lugdunensis Secunda, die heutige Normandie, kirchenrechtlich mit der Diözese Rouen identisch, zu der sechs Suffraganbistümer gehörten. Zivilrechtlich hingegen war Lugdunensis Secunda in pagi aufgeteilt:

Etymologie

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Pays leitet sich vom lateinischen pagus und dieses wiederum vom Verb pangere (einschlagen, befestigen, verabreden) ab. Pagus bezeichnete also zunächst ein z. B. durch Bodenpflöcke oder Steine markiertes Territorium. Verwandte Wörter sind pactum (frz. pacte, Pakt, Vertrag) und pax (frz. paix, Friede), aber auch englisch the pagans (die Heiden, ursprünglich die Bewohner ländlicher Gebiete abseits der Städte, die vom neuen Glauben noch nicht erfasst waren).[3]

Literatur

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Römerzeit
  • Michel Tarpin: Vici et pagi dans l’Occident romain (= Collection de l'École française de Rome. Nr. 299). École française de Rome, Rome 2002, ISBN 2-7283-0582-X (französisch).
Mittelalter
  • Thomas Bauer: Die mittelalterlichen Gaue. Hrsg.: Franz Irsigler (= Geschichtlicher Atlas der Rheinlande. Beiheft IV/9). Rheinland-Verlag, Köln 2000, ISBN 3-7927-1818-9 (mgh-bibliothek.de [PDF; 8,4 MB; abgerufen am 29. Juli 2017]).
  • Stefan Esders: Zur Entwicklung der politischen Raumgliederung im Übergang von der Antike zum Mittelalter – Das Beispiel des pagus. In: Ortwin Dally, Friederike Fless, Rudolf Haensch, Felix Pirson, Susanne Sievers (Hrsg.): Politische Räume in vormodernen Gesellschaften. Gestaltung, Wahrnehmung, Funktion. VML Verlag Marie Leidorf, Rahden/Westfalen 2013, ISBN 978-3-86757-386-3, S. 185–201.
  • Alois Gerlich: Geschichtliche Landeskunde des Mittelalters. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1986, ISBN 3-534-06743-6, Kap. Gauforschung, S. 247–254 (Abriss über Geschichte und Stand der Gauforschung).
  • Wilhelm Niemeyer: Der "Pagus" des frühen Mittelalters in Hessen. Zugl. Diss. Marburg 1964 (= Schriften des Hessischen Landesamtes für Geschichtliche Landeskunde. Band 30). Elwert, Marburg 1968, ISBN 3-942760-03-7 (Mit umfassender Forschungsgeschichte).
  • Ulrich Nonn: Vom römischen pagus zum germanischen Gau. In: Sebastian Brather, Hans Ulrich Nuber, Heiko Steuer, Thomas Zotz (Hrsg.): Antike im Mittelalter. Fortleben – Nachwirken – Wahrnehmung (= Archäologie und Geschichte. Band 21). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2014, ISBN 978-3-7995-7371-9, S. 287–298.
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Einzelnachweise

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  1. Eugen Ewig: Die Merowinger und das Frankenreich, 6. Aufl.; Stuttgart 2012, ISBN 978-3-17-022160-4, S. 97 ff.
  2. Loi Pasqua (LOADDT) vom 25. Juni 1999.
  3. Entsprechende Einträge in div. etymologischen Wörterbüchern bzw. Portalen zum Französischen, Italienischen und Englischen