Paolo Uccello

italienischer Maler und Mosaikkünstler

Paolo di Dono, besser bekannt als Paolo Uccello, (* 1397 in Florenz; † 10. Dezember 1475 in Florenz) war ein italienischer Maler und Mosaikkünstler.

Porträt von Paolo Uccello (unbekannter Künstler)
Der hl. Georg und der Drache
Jagd bei Nacht, Detail
Episoden aus dem eremitischen Leben
Paolo Uccello, Anbetung der Könige, 1435
Wireframe Darstellung[1] einer Vase[1] von Paolo Uccello. 15tes Jahrhundert

Uccello gilt als Vater der perspektivischen Malerei in Italien und war ein experimentierfreudiger und auch etwas exzentrischer Zeitgenosse. In Werken wie Die Schlacht bei San Romano (um 1440) schafft seine Verwendung der Perspektive und des Fluchtpunkts neue Wege der räumlichen Darstellung.

Leben und Werk

Bearbeiten

1407 trat er in die Bildhauerwerkstatt Lorenzo Ghibertis als Gehilfe ein, wo er die Bildhauerei erlernte; er verließ Ghiberti 1415, um sich der reichen Zunft der Ärzte und Apotheker (Arte dei Medici e Speziali) anzuschließen (Künstler durften in Florenz damals keine eigene Zunft bilden) und sich der Malerei zuzuwenden. Von 1427 an wirkte Uccello zwei Jahre lang in Venedig, wo er Mosaiken für die Kirche San Marco schuf, und kehrte 1431 nach Florenz zurück. 1436 schuf er im dortigen Dom das Fresko des Sir John Hawkwood, mit dem er den Typus eines Reiterstandbilds[2] erfand, der später noch vielfach aufgegriffen werden sollte.[3] Wegen der vielen Vögel und anderer Tiere in seinen Gemälden erhielt er von seinen Zeitgenossen den Namen „Uccello“ – Vogel. Sein Haus war voller gemalter Vögel, Katzen, Hunde und aller möglichen fremdartigen Tiere, von denen er sich Abbildungen verschaffen konnte, ähnlich wie bei Die Jagd (um 1460), wo er sich bemühte, die Hunde dreidimensional wirken zu lassen, genau wissend, dass der räumliche Anblick entscheidend für den Eindruck auf den Betrachter ist.

Er fand in der mächtigen Florentiner Bankiers-Familie der Medici seine Gönner. Um 1440 fertigte er für die Familie der Bartolini Salimbeni drei Schlachtenbilder über einen unbedeutenden Sieg der Florentiner über die Sienesen 1432 (Die Schlacht von San Romano, um 1440)[4] an; diese bestechen durch ihre Figurenfülle in klarer perspektivischer Bildstruktur. Die Bilder zierten das Schlafzimmer Lorenzo de’ Medicis und befinden sich heute in der National Gallery in London, in den Uffizien in Florenz und im Louvre in Paris.[5]

1467–69 weilte er am Hof von Urbino und malte dort für die Corpus-Domini-Bruderschaft die Predella Die Schändung der Hostie von 1467/8, auch bekannt als Pala del Corpus Domini, heute in der Galleria Nationale delle Marche, Urbino. Diese Szenen der Heiligenlegende, gefertigt als sechs Sockelbilder, sollten das Hauptwerk des flämischen Malers Justus van Ghent am Hauptaltar, die Kommunion der Apostel von 1473/74, unterstreichen.

Paolo Uccello ist bekannt für seine wissenschaftlichen Studien. Wenn ihn schwierige, scheinbar unlösbare Probleme der Perspektive beschäftigten, pflegte er sich für Wochen oder Monate in seinem Hause einzuschließen und nicht zum Vorschein zu kommen. Zu seinen Freunden gehörte der Mathematiker Manetti, mit dem er gern über Euklid diskutierte. Der ebenfalls mit ihm befreundete Donatello behauptete, Uccello vergeude seine Zeit mit dem Zeichnen von mazzocchi – der eigenartig geformten Kopfbedeckung der Männer im Quattrocento – und mit dem Projizieren von Punkten und Kugeln mit 72 Facetten, alles perspektivisch und unter verschiedenen Winkeln gesehen. „Der verrückte Paolo“, wie ihn seine Zeitgenossen nannten, war besessen von der Geometrie, die sich in den Formen verbirgt. Laut Vasari „… einsam, exzentrisch, melancholisch und arm, wurde er immer von den schwierigsten Dingen in der Kunst angezogen.“ Die Wirklichkeit lag für ihn in der geometrischen Form, nicht in der Farbe. Um dies auszudrücken, malte er zu Vasaris Entsetzen „die Felder blau, die Städte rot, die Gebäude in verschiedenen, seiner Fantasie entsprechenden Schattierungen.“ Stilistisch stand er dem Mittelalter noch nahe, er bevorzugte eher dekorative und schematische Effekte, als dass er die humanistische „Reinheit der Linie“ anstrebte.[6]

Im Alter war Uccello so wunderlich, dass er keine Aufträge mehr erhielt, völlig hilflos wurde und schließlich den Staat um Steuernachlass bitten musste.

Dennoch zählt Paolo Uccello zu den vielseitigsten Malerpersönlichkeiten der Florentiner Frührenaissance nach Masaccio und gilt aus heutiger Sicht als unmittelbarer Vorgänger der wichtigsten italienischen Meister.

Rezeption

Bearbeiten

Sein Fresko Die Sintflut von 1439/40 verwendete Bill Viola für die Präsentation seiner Video- und Soundinstallation The Deluge (2002) in der Ausstellung Electronic Renaissance im Palazzo Strozzi in Florenz.[7]

Literatur

Bearbeiten
  • Paolo D’Ancona: Paolo Uccello. Verlag Anton Schroll, Wien/München 1960.
  • Wilhelm Boeck: Paolo Uccello. Der Florentiner Meister und sein Werk. Grote, Berlin 1939.
  • Claus Pelling, Die Città ideale der Berliner Gemäldegalerie. Ein Gemälde von Paolo Uccello?, Rahden 2020.
Bearbeiten
Commons: Paolo Uccello – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
  • Literatur von und über Paolo Uccello im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Werke von Paolo Uccello bei Zeno.org
  • Biografie mit weiterführenden Links bei Encyclopædia Britannica Online (englisch)
  • Werkauswahl. Archiviert vom Original am 12. April 2013; abgerufen am 6. März 2018. in der Grafischen Sammlung des Louvre, Paris (französisch)

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b C. Colombo, A. Del Bimbo, F. Pernici: Metric 3D reconstruction and texture acquisition of surfaces of revolution from a single uncalibrated view. In: IEEE Transactions on Pattern Analysis and Machine Intelligence. 27. Jahrgang, Nr. 1, 2005, S. 99–114, doi:10.1109/TPAMI.2005.14, PMID 15628272.
  2. Gemaltes Reiterstandbild des Giovanni Acuto (John Hawkwood). 1436
  3. James H. Beck: Malerei der italienischen Renaissance, Könemann Verlag, Köln, 1999, S. 84–91.
  4. James H. Beck: Malerei der italienischen Renaissance. Könemann Verlag, Köln 1999, ISBN 3-8290-0485-0, S. 88–89.
  5. Norbert Schneider: Historienmalerei. Vom Spätmittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Köln u. a. 2010. S. 86.
  6. Paul Johnson: Die Renaissance. Berlin 2002
  7. Gabi Czöppan: Als die Bilder leiden lernten. Der Videokünstler Bill Viola weckt mit seinen digitalen Inszenierungen tiefe Emotionen, in: Focus Nr. 12, 18. März 2017, S. 90–94, hier S. 92.