Papyrus Rylands 458
Der Papyrus Rylands 458 (Nr. 957 nach Rahlfs) sind Fragmente einer Papyrusrolle, die Teile aus dem 5. Buch Mose, Kapitel 23 bis 28, in griechischer Sprache enthält. Die Rolle stammt aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. und gilt damit als die älteste erhaltene griechische Übersetzung der Tora.
Es sind acht kleine Fragmente erhalten, die in Unzialen fortlaufend ohne Unterbrechung am Ende eines Wortes beschrieben sind, Spatien gibt es nur am Ende von Sinneinheiten, Punkte jeweils am Versende.
Tetragrammaton
BearbeitenDas Manuskript wurde in Diskussionen über das Tetragrammaton verwendet, zumal an den Stellen, an denen einige Gelehrte wie C. H. Roberts glauben, dass es Buchstaben enthielt, Leerzeichen vorhanden sind.[1] Laut Paul E. Kahle wurde das Tetragrammaton an den Stellen im Manuskript geschrieben, an denen diese Pausen oder Leerstellen erscheinen und anschließend entfernt wurden.[2] Die Historikerin Françoise Dunand sagt, dass "wie in Papyrus Fouad 266, P. Rylands 458 des Deuteronomiums das Tetragrammaton wahrscheinlich entweder in quadratischem Hebräisch oder in archaischen Zeichen geschrieben war...".[3] Eine andere Möglichkeit ist, dass der primäre Schreiber Leerzeichen für ein anderes hinterließ, um es später auszufüllen, wie in Papyrus Oxyrhynchus 656; Martin Rösel stellt fest, dass "wir hier eine Lücke in Deut. 26.18 finden, wo man entweder κύριος oder das Tetragrammaton erwarten würde.[4] Diese Lücke ist groß genug, um beide Wörter unterzubringen, und es ist wahrscheinlich, dass der Schreiber des griechischen Textes den Platz frei ließ, damit jemand anderes die hebräischen Zeichen des Tetragrammatons einfügen konnte.[4]
Aktueller Standort
BearbeitenDie Handschrift wurde möglicherweise in al-Fayyūm (Krokodilopolis) in Ägypten angefertigt. Die Fragmente wurden 1917 von J. Rendel Harris erworben und befinden sich heute in der John Rylands Library in Manchester, Signatur Ms. Gr. P. 458.
Edition
Bearbeiten- Colin H. Roberts: Two biblical Papyri in the John Rylands Library Manchester. Manchester 1936.
Literatur
Bearbeiten- Kurt Aland: Repertorium der griechischen christlichen Papyri I. Biblische Papyri: Altes Testament, Neues Testament, Varia, Apokryphen (= Patristische Texte und Studien 18). Walter de Gruyter, Berlin/New York 1975, S. 96 (Nr. AT 28). ISBN 3-11-004674-1
- Alfred Rahlfs, Detlef Fraenkel: Verzeichnis der griechischen Handschriften des Alten Testaments: Die Überlieferung bis zum VIII. Jahrhundert (= Septuaginta. Vetus Testamentum Graecum. Supplementum I,1). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-53447-7, S. 241–242.
- Hans-Georg Opitz, Hans Heinrich Schaeder: Zum Septuaginta-Papyrus Rylands Greek 458. In: Zeitschrift für die Neutestamentliche Wissenschaft 35, 1936, S. 115–117.
- Ernst Würthwein: Der Text des Alten Testaments. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 1988, S. 190.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Sidney Jellicoe: The Septuagint and Modern Study. Eisenbrauns, 1968, ISBN 0-931464-00-5, S. 271–2.
- ↑ Paul E. Kahle: The Cairo Geniza. Basil Blackwell, Oxford 1959, ISBN 0758162456, S. 222.
- ↑ Françoise Dunand: Papyrus grecs bibliques (Papyrus F. inv. 266): volumina de la Genèse et du Deutéronome: introduction. In: Le Carie, Impr. de l'Institut français d'archéologie orientale. Publications de l'Institut français d'archéologie orientale du Caire.; Recherches d'archéologie, de philologie et d'histoire, t. 27. (Hrsg.): JSCS. 45, 1966.
- ↑ a b Martin Rösel: The Reading and Translation of the Divine Name in the Masoretic Tradition and the Greek Pentateuch - with an Appendix: Frank Shaw's Book on IAΩ. In: Tradition and Innovation: English and German Studies on the Septuagint. SBL Press, 2018, ISBN 978-0-88414-324-6, S. 295 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Weblinks
Bearbeiten- Rylands Papyri auf katapi.org