Paradiestal (Oberfranken)

Tal im Landkreis Bamberg in Bayern

Das Paradiestal ist ein kleines, etwa 4,2 Kilometer langes linkes Seitental des Wiesent­tals im Nördlichen Frankenjura. Es gehört größtenteils zur Gemeinde Stadelhofen, das südliche Ende zur Gemeinde Königsfeld, beide im Landkreis Bamberg in Bayern. Das Tal liegt im nördlichsten Teil der Fränkischen Alb und wird im südlichen Ausläufer von einem kurzen, etwa 400 Meter langen rechten Nebenarm der Wiesent durchflossen. Es ist unbewohnt und unbebaut und ist vor allem bei Wanderern und Kletterern beliebt. Es liegt vollständig im Naturpark Fränkische Schweiz-Veldensteiner Forst und gilt als eines der schönsten Täler der Fränkischen Schweiz.[1]

Paradiestal
Das Paradiestal im Mai 2008

Das Paradiestal im Mai 2008

Lage Stadelhofen und Königsfeld, Landkreis Bamberg, Oberfranken, Bayern, Deutschland
Gewässer Im südlichen Bereich kurzer rechter Nebenarm der Wiesent (ca. 400 m lang)
Gebirge Nördlicher Frankenjura, Nördliche Frankenalb
Geographische Lage 49° 59′ 6″ N, 11° 11′ 0″ OKoordinaten: 49° 59′ 6″ N, 11° 11′ 0″ O
Paradiestal (Bayern)
Paradiestal (Bayern)
Typ Trockental
Gestein Malm δ
Höhe 421 bis 445 m ü. NN
Länge 4,2 km
Flora Nadel- und Mischwälder sowie offene Weideflächen
Nutzung Touristische Nutzung
Besonderheiten Zahlreiche anspruchsvolle Kletterfelsen

Geographie und Beschreibung

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Blick über die Aue am südlichen Ende des Paradiestals. In der Mitte ist der Vordere Paradiestalwächter zu sehen

Das Paradiestal beginnt etwa 1,5 km südwestlich von Stadelhofen[2] auf einer Höhe von etwa 445 M ü. NN,[2] verläuft in Nord-Süd-Richtung und mündet nach ungefähr 4,2 km auf 421 M ü. NN in das Wiesent­tal.[2][3]

Zunächst verläuft das Tal relativ geradlinig mit einigen kleineren Biegungen über etwa 1,6 km von Nordnordwest in Südsüdost-Richtung.[2] In diesem Talabschnitt befinden sich die Felsformationen Langerstein mit davorliegendem Regenrückhaltebecken, Hinterer Paradiestalwächter, Wüstenstein, Parasol und Zigeunerstube.[4][5] Der Talverlauf beschreibt anschließend eine große S‑Kurve, bevor es erneut in Nord-Süd-Richtung verläuft. Etwa 1,4 km vor der Talmündung befindet sich das „Blaue Meer“ (49° 58′ 48,3″ N, 11° 11′ 23,6″ O), eine kleine, von einer Felswand begrenzte Karstquelle,[6] die sich durch ihre türkisblaue Farbe auszeichnet. Talabwärts befinden sich noch der Felsen Silberwand und die Nasenlöcherfelsen, hinter denen das Tal etwa 500 m weiter endet.[4][5] Für weitere Informationen zu den Felsen siehe nachstehende Tabelle.

Geologie

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Das Paradiestal verläuft vollständig durch die Frankeldolomitschichten[3] des Malm-δ.[3][7] Da es sich um ein Trockental handelt, fließt durch das Paradiestal, wie durch andere Trockentäler der Frankenalb seit der letzten Eiszeit kein Gewässer mehr permanent.[8] Der Talgrund ist von Sedimentgesteinen überlagert.[7] Das Bayerische Landesamt für Umwelt stuft das Tal als allgemein geowissenschaftlich bedeutend und den geowissenschaftlichen Wert als wertvoll ein.[3]

Liste der Felsformationen im Paradiestal

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Die Tabelle gibt einen Überblick über die markantesten Felsformationen im Paradiestal (nicht vollständig!). Die Reihenfolge entspricht der Lage der Objekte in Nord-Süd-Richtung des Tals.

Name Höhe (m) Beschreibung Koordinaten Weiterführende
Kletterinformationen
Bild
Langerstein 18 Felsmassiv mit kugelförmiger Spitze im nördlichen Bereich und davor liegendem Regenrückhaltebecken 49° 59′ 49,3″ N, 11° 10′ 52″ O  
Predigtstuhl 2 Felsenturm mit Gipfelkreuz; erinnert an eine Kanzel 49° 59′ 39,1″ N, 11° 11′ 1,6″ O  
Hinterer Paradiestalwächter 13 Dünne Felsnadel mit rundlichem, größerem Abschluss 49° 59′ 36,7″ N, 11° 11′ 8,2″ O  
Gänsestube 10 Felswand mit drei kleinen Höhlen 49° 59′ 36,1″ N, 11° 11′ 4,9″ O  
Wüstenstein 28 Massive Felswand mit senkrechter sowie teils überhängender bzw. einfallender Front und Plateauabschluss. Der Fels ist durch über 20 Kletterrouten erschlossen und bietet einen großen Panoramablick nach Wölkendorf, Gräfenhäusling und Wattendorf.[4] Einer Sage zufolge soll sich auf dem Wüstenstein im Mittelalter eine Burg befunden haben.[4] Am Fuße befindet sich eine kleine Höhle, in der, nach Erzählungen, die Stadelhofener in Kriegszeiten ihre Kirchenglocken versteckt haben sollen. Im Innersten der Höhle, die auch als Teufelsloch bezeichnet wird, soll einer anderen Sage nach der Teufel auf einem Goldschatz sitzen.[4] 49° 59′ 24,4″ N, 11° 11′ 15″ O [1]  
Parasol 3 Pilzförmiger Felsenturm mit schmalem Schaft und ausladendem Kopf 49° 59′ 22,4″ N, 11° 11′ 23,9″ O  
Zigeunerstube 10 Höhle am Fuße eines Wulstigen Felsenturms mit teils überhängender Front, erschlossen durch 5 Kletterrouten 49° 59′ 18,3″ N, 11° 11′ 11,5″ O [2]  
Silberwand oder Gelbe Wand 15 Große Felswand mit senkrechter bis stark Überhängender Vorderseite, erschlossen durch zwölf Kletterrouten 49° 58′ 43,4″ N, 11° 11′ 22,7″ O [3]  
Dachstein oder Schildkröte 12 Stark überhängiger Felssporn mit sechs Kletterrouten 49° 58′ 39,9″ N, 11° 11′ 34,4″ O [4]
Die Wikipedia wünscht sich an dieser Stelle ein Bild vom hier behandelten Ort.

Falls du dabei helfen möchtest, erklärt die Anleitung, wie das geht.
BW
Lagerstein 18 Felsenturm mit senkrechter bis leicht überhängender Wand und einer Kletterroute 49° 58′ 37,4″ N, 11° 11′ 45,4″ O [5]  
Nasenlöcherfelsen 22 Stark zerklüftete Felswand mit senkrechter sowie teils überhängender und teils einfallender Vorderseite und sechs Kletterrouten 49° 58′ 44,3″ N, 11° 11′ 24,4″ O [6]  
Vorderer Paradiestalwächter 12 Senkrechte Felswand am Wanderweg durch das Tal, erschlossen mit 9 Kletterrouten 49° 58′ 28,6″ N, 11° 11′ 38,2″ O [7]  

Flora und Fauna

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Das Paradiestal weist eine vielfältige Vegetation auf. Der Talgrund ist waldfrei und von Wiesen und Trockenrasen überzogen. Die Hänge sind von Laub-, Nadel- und Mischwäldern bewachsen, mit einigen freien Flächen, die von Trockenrasen oder Wacholderheiden überzogen sind.[4] In den Wäldern finden sich große Vorkommen von Speisepilzen wie Steinpilzen, Pfifferlingen und Krause Glucken. An den Waldrändern wächst u. a. der Seidelbast.[4] Auf den offenen Flächen finden sich unter anderem Klee, Wiesensalbei, Hahnenfuß, Grasnelken, Wilden Möhren und Wald-Erdbeeren.[4][9]

Die Tierwelt im Paradiestal unterscheidet sich nicht wesentlich von der anderer Waldstücke in Oberfranken. So gibt es von Insekten und Wirbeltieren über Kleinsäuger bis hin zu Singvögeln wie dem Pirol oder Kuckuck,[4] Greifvögeln und größeren Säugetieren wie Rot- und Schwarzwild zahlreiche Arten.

Besiedlung, Bevölkerung

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Felsenkeller einer ehemaligen Stadelhofener Brauerei im Paradiestal

Das Paradiestal ist heute unbewohnt und weist bis auf einen Felsenkeller am Wüstenstein keine Bauwerke auf. Der Felsenkeller diente von 1848 bis 1920 der Brauerei Schrenker in Stadelhofen[10] als Eis- und Bierkeller und wurde zur Jahrtausendwende im Auftrag des Bruders des einstigen Brauereibesitzers saniert.[1] Die Halbhöhle Zigeunerstube gilt als vorgeschichtlicher Siedlungsplatz.[4]

Erschließung, Infrastruktur und Tourismus

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Das Paradiestal ist von Norden und Süden gut erreichbar. Der Einstieg am nördlichen Ende ist von zwei Wanderparkplätzen südlich von Wölkendorf möglich, der südliche von einem Wanderparkplatz an der Bundesstraße 22, unweit von Treunitz. Durch das Tal führt ein ausgeschilderter Wanderweg mit zahlreichen optional begehbaren Abzweigungen und Schleifen.[4] Im Winter werden im Tal gespurte Langlaufloipen angelegt.[4] Je nach Jahreszeit gilt das Tal als beliebtes Ziel für Wanderer, Pilzsammler, Kletterer und Skilangläufer.

Literatur

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  • Thomas Gunzelmann, Klaus Rupprecht: Wölkendorf – Dorf »auf dem Gebürg« am »Weg ins Paradies«, In: Josef Urban (Hrsg.): Wölkendorf. Das Dorf – Die Kapelle – Die Menschen. Geschichtliches zum 100-jährigen Kapellenjubiläum. (= Vom Main zum Jura; Sonderheft 3). Eggolsheim 2005, S. 11–49 (online, PDF 3,6 MB)
  • Dietrich Höllhuber, Wolfgang Kaul: Fränkische Schweiz, Carl Verlag, Nürnberg, 2004, ISBN 3-418-00397-4, S. 52–56
  • Anette Köhler: Fränkische Schweiz mit Oberem Maintal und Hersbrucker Schweiz, Bergverlag Rother, München, 2009, ISBN 978-3-7633-4281-5, S. 38–40
  • Karin Lorenzato: Fränkische Schweiz, ADAC-Verlag, München, 2010, ISBN 978-3-89905-800-0, S. 44–46
  • Ulrich Röker: 1. Franken. Nördlicher Frankenjura 1, Immenstadt, 2011, ISBN 978-3-938680-16-2
  • Sebastian Schwertner: 1. Kletterführer Frankenjura, Köngen, 2014, ISBN 978-3-95611-015-3
  • Bernhard Thum: Topoführer Frankenjura, Selbstverlag, Freising, 2010, ISBN 3-932064-03-8, S. 855–861
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Commons: Paradiestal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Ute Fürböter: Hohe Felsen bewachen das Paradiestal, Nürnberger Zeitung, nordbayern.de, 16. Juni 2012, abgerufen am 27. Dezember 2014
  2. a b c d Topografische Karte von Bayern - Paradiestal bei Stadelhofen, geoportal.bayern.de, abgerufen am 27. Dezember 2014
  3. a b c d Paradiestal bei Treunitz (PDF; 155 kB), lfu.bayern.de, abgerufen am 27. Dezember 2014
  4. a b c d e f g h i j k l Infobroschüre Paradiestal - Oase der Ruhe, Gemeinde Stadelhofen 2008
  5. a b Kartenausschnitt Paradiestal, maps.google.de, abgerufen am 27. Dezember 2014
  6. Gunzelmann (2005), S. 18
  7. a b Geologische Karte von Bayern 1:25.000, Kartenblatt 6033 Hollfeld, online: Kartenblatt 6033 Hollfeld (Memento des Originals vom 28. Januar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bestellen.bayern.de, bestellen.bayern.de, abgerufen am 27. Dezember 2014
  8. Erleben Sie das Paradies in (s)einem Tal, hinterindien.de, abgerufen am 27. Dezember 2014
  9. Paradiestal - ...von Hochwasser/Überschwemmung ... keine Spur...., treunitz.de, abgerufen am 27. Dezember 2014
  10. Aufgelassene Brauereien in Oberfranken (Memento des Originals vom 15. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fraenkische-brauereien.com, fraenkische-brauereien.com, abgerufen am 10. Januar 2016 (PDF; 207 kB)