Passspiel oder Jeu de Passe ist ein historisches Präzisionsspiel für mehrere Personen, bei dem Kugeln aus Elfenbein mit einem löffelartigen Stock in Löcher geschlagen wurden und dabei Markierungen "passieren" mussten. Die Erfindung wird Kurfürst Max Emanuel zugeschrieben. Vielleicht kann man das vom crocketähnlichen Pall Mall inspirierte Passspiel des 18. Jahrhunderts mit dem heutigen Minigolf vergleichen. Die Spielregeln finden sich in der von Max Emanuels Hofprediger Pierre de Bretagne verfassten Beschreibung der wochenlangen Hochzeitsfeierlichkeiten anlässlich der Vermählung des bayerischen Kurprinzen Karl Albrecht mit der Kaisertochter Maria Amalie von Österreich.

Nymphenburger Passspiel (Kupferstich von Matthias Diesel, um 1722)

Das Passspiel wurde nicht nur im Freien gespielt. Im nördlichen, an das Hauptschloss Nymphenburg sich anschließenden Längstrakt befand sich im 18. Jahrhundert ein eigener Saal für das Passspiel im eigens dafür errichteten Passgebäude, dem späteren (und heute noch so bezeichneten) Gardemeublebau.

Passspielplätze im Freien gab es im Schlosspark Nymphenburg und, eingerichtet von Kurfürst Clemens August I. von Bayern, dem Sohn des mutmaßlichen Erfinders, zu Clemensruhe bei Poppelsdorf bei Bonn (Kupferstich von Mettely nach einer Zeichnung von J. M. Metz, um 1755).

Passspiele wurden auch an anderen Höfen veranstaltet, um 1800 zum Beispiel auch am Kurfürstlich-Sächsischen Hof Friedrich Augusts I.[1], wo seinerzeit Johann Gottfried Hempel als ‚Marqueur‘ fungierte.

Ein anderes zur Zeit des höfischen Barocks beliebtes Spiel war das Mailspiel (Maille, Pall Mall).

  • Pierre de Bretagne: Ausführliche Relation von denen herrlichen Festivitäten und offentlichen Freuden-Bezeugungen welche so wohl bei Hofe in der Stadt München als auch auf denen Chur-Fürstlichen Jagt- und Lust-Schlössern wegen der Vermählung des Chur-Prinzens zu Bayrn Durchl. Caroli Alberti mit der Durchleuchtigsten Ertz-Herzogin Maria Amalia gehalten worden/ und zu sehen gewesen/ Nebst einer accuraten Beschreibung was in obbenannten Chur-Fürstl. Jagt- und Lust-Schlössern merckwürdiges zu bestehen und zu bemerken. (Daniel Walder, Augsburg 1723)

Literatur

Bearbeiten
  • Norbert Hierl-Deronco: Es ist eine Lust zu Bauen. Von Bauherren, Bauleuten und vom Bauen im Barock in Kurbayern-Franken-Rheinland. München 2001. ISBN 3-929884-08-9

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Churfürstlich-Sächsischer Hof- und Staatskalender auf das Jahr 1800, Weidmannsche Buchhandlung, Leipzig 1800, S. 59