Paul Ascher (Marineoffizier)

deutscher Kapitän zur See der Kriegsmarine

Paul Ascher (* 18. Dezember 1899 in Stuttgarten bei Storkow; † 27. Mai 1941 an Bord der Bismarck) war ein deutscher Kapitän zur See der Kriegsmarine. Während der Zeit des Nationalsozialismus galt er als „Halbjude“ und erhielt durch Hitler eine Deutschblütigkeitserklärung.

Korvettenkapitän Paul Ascher

Paul Ascher trat im Juli 1917 in die Kaiserliche Marine ein. Bis Dezember 1917 war er zur Ausbildung an der Marineschule und auf der Freya, kam dann als Seekadett bis Juni 1918 auf die Kaiserin. Am 23. Mai 1918 wurde er zum Fähnrich zur See ernannt. Bis Kriegsende besuchte er Ausbildungskurse.

Nach dem Krieg wurde er in die Reichsmarine übernommen, am 10. Januar 1931 Leutnant zur See und am 1. Juli 1923 Oberleutnant zur See.

Ab September 1930 war er für zwei Jahre Kommandant des Torpedobootes Falke. Das Boot unternahm die üblichen Ausbildungsfahrten, Manöver und Auslandsreisen (unter seinem Kommando im Juni 1931 nach Lettland und im Juni 1932 nach Schweden). Am 1. Oktober 1930 wurde er zum Kapitänleutnant befördert.[1] Ende 1932 war er in die Luftschutzgruppe (LS) des Marinekommandoamtes kommandiert.[1] Am 1. März 1936 wurde er Korvettenkapitän.

Von März 1938 bis Dezember 1939 diente er als Erster Artillerieoffizier auf der Admiral Graf Spee. Nach dem Gefecht vor dem Río de la Plata Mitte Dezember 1939 hatte das Panzerschiff Montevideo angelaufen und war dort mit einem Ultimatum für die Weiterfahrt belegt worden. In der Fehlinformation, dass die Weiterfahrt durch britische Kriegsschiffe gefährdet wäre, entschied sich der Kapitän der Admiral Graf Spee zur Selbstversenkung. Der Selbstversenkung vorausgegangen war der Kapitän zur See Hans Langsdorff aufgrund verschiedener gut platzierter Fehlinformationen der Briten zu dem Schluss gekommen, dass außerhalb des Hafens starke gegnerische Einheiten auf ihn warten würden. So war über das Radio vermeldet worden, dass das französische Schlachtschiff Dunkerque eingetroffen sei. Ebenfalls hatte eine Meldung Aschers diese Einschätzung vermeintlich bestätigt. Ascher hatte vermeintlich den Schlachtkreuzer Renown und den Flugzeugträger Ark Royal identifiziert.[2][3]

Die Besatzung kam in Argentinien in Internierung. Bis März 1940 blieb Ascher interniert, konnte fliehen und kam dann für zwei Monate zur Verfügung des Marineoberkommandos Nord.

Von Mai 1940 war er als Nachfolger von Hans Hartmann bis zur Auflösung der Dienststelle Ende Juli 1940 als Fregattenkapitän Erster Admiralstabsoffizier des Befehlshaber der Panzerschiffe. Ab Oktober 1940 diente er in gleicher Position im Flottenkommando. Für das Unternehmen Rheinübung schiffte er sich Mitte Mai 1941 auf die Bismarck ein. Ende des gleichen Monats kam er während des letzten Gefechts der Bismarck um. Das letzte dokumentierte Treffen wird vom Bismarck-Überlebenden Burkard Freiherr von Müllenheim-Rechberg beschrieben. Demnach traf er am frühen Morgen des 27. Mai 1941 gegen 08:30 Uhr an Oberdeck zufällig auf den Flottenchef Admiral Günther Lütjens und seinen I. Admiralstabsoffizier Ascher.[4] Der Admiral habe gefasst und selbstbewusst gewirkt und seinen militärischen Gruß erwidert.[5] Anschließend sei er mit seinem Begleiter Ascher in Richtung Admiralsbrücke gegangen. Die Bismarck wurde letztendlich am gleichen Tag versenkt.

Postum wurde er zum 1. Mai 1941 zum Kapitän zur See befördert.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. a b Marineleitung: Rangliste der deutschen Reichsmarine. E.S. Mittler, 1932, S. 48.
  2. Panzerschiff „Graf Spee“: „Durchbruch Heimat aussichtslos“ - WELT. 22. November 2021, abgerufen am 20. Juni 2024.
  3. Eric Grove: The Price of Disobedience: The Battle of the River Plate Reconsidered. Naval Institute Press, 2001, ISBN 978-1-55750-429-6, S. 104.
  4. Burkard Freiherr von Müllenheim-Rechberg: Schlachtschiff Bismarck, Flechig Verlag 2005, S. 216.
  5. Deutsches Marine Institut mit Unterstützung des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes: Der Marineoffizier als Führer im Gefecht – Vorträge auf der Historisch-Taktischen Tagung der Flotte 1983, Mittler Verlag 1984, S. 130.