Paul Bös
Paul Bös (* 21. April 1920 in Linz; † 15. Dezember 1967) war ein österreichischer Schauspieler und Kabarettist.
Leben
BearbeitenPaul Bös wurde als Sohn des Ingenieurs Paul Bös und dessen Ehefrau Maria, geborene Neumann, in Oberösterreich geboren. Nach dem Abitur studierte er zunächst zwei Semester Zeitungswissenschaften. 1939–45 war er zum Wehrdienst verpflichtet, den er bei der Luftwaffe der Wehrmacht versah. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er ab 1947 als Theaterschauspieler und Kabarettist tätig.[1] Er hatte Auftritte in München unter anderem am Residenztheater und am Bayerischen Staatsschauspiel, wo er häufig in komödiantischen Rollen zu sehen war, so als Wiener Gastwirt Strudl in der Zauberposse Der böse Geist Lumpazivagabundus (Spielzeit 1955/56) oder als Retiarius in der Komödie Androklus und der Löwe von George Bernard Shaw (Spielzeit 1957/58). In der Spielzeit 1956/57 spielte er im Juni 1957 in der deutschen Erstaufführung des Theaterstücks Die Geschichte von Vasco von Georges Schehadé den Leutnant Turm.[2] 1960 übernahm er, unter der Regie von Kurt Meisel, am Bayerischen Staatsschauspiel die Rolle des Kupplers Tong in dem Märchenspiel Der Kreidekreis von Klabund.[3] Weitere Rollen am Bayerischen Staatsschauspiel waren Meister Steinmetz in Wilhelm Tell (Premiere: April 1960), Mariner in Der trojanische Krieg findet nicht statt (Premiere: Juni 1960) und der Kaufmann Abdúlin in Der Revisor (Premiere: April 1962).
1963 spielte er in München den „ruppig struppigen“ Schaubudenbesitzer in einer Bühnenfassung des Romans David Copperfield am Theater der Jugend.[4]
Bös spielte in den 1950er und 1960er Jahren zahlreiche Nebenrollen in deutschen und österreichischen Kinofilmen, wobei er in verschiedenen Genres tätig war, unter anderem in Heimatfilmen, Kriminalfilmen und Filmkomödien. Er war an etwa 60 Film- und TV-Produktionen beteiligt.
Als seinen ersten Filmauftritt führt die Filmdatenbank IMDb die Komödie Alles für die Firma aus dem Jahr 1950, wo er unter der Regie von Ferdinand Dörfler zu sehen war. Schwerpunktmäßig spielte Bös in Heimatfilmen wie Das sündige Dorf (1954), Der Glockenkrieg (1957, als sturer Dorfbewohner Blasius Hackler) und Hubertusjagd (1959) sowie in eher seichten Schlager- und Musikfilmen, wie Hula-Hopp, Conny (1959) mit Cornelia Froboess oder als Bürgermeister in der Musikkomödie Gitarren der Liebe (1954), an der Seite von Vico Torriani. Paul Bös war auch in Märchenfilmen zu sehen, so als Wirt in Rübezahl – Herr der Berge unter der Regie von Erich Kobler und als Räuber in Die Bremer Stadtmusikanten.[5][6] Außerdem übernahm er Nebenrollen in zwei internationalen Produktionen, als Major Gouderc in Stanley Kubricks Kriegsdrama Wege zum Ruhm (1957) und als Krause in Billy Wilders Komödie Eins, Zwei, Drei (1961).
Ab den 1960er Jahren war Bös hauptsächlich für das Fernsehen tätig, wo er in Nebenrollen in verschiedenen Kriminalserien, unter anderem in Gestatten, mein Name ist Cox, Das Kriminalmuseum, Kommissar Freytag und Graf Yoster gibt sich die Ehre zu sehen war. 1961 gehörte er als Schauspieler zur Besetzung der biografischen ARD-Musikshow Cancan und Barkarole, eine musikalische Reise mit Episoden aus dem Leben von Jacques Offenbach von Arthur Maria Rabenalt.[7] 1963 verkörperte er im ZDF unter der Regie von Dietrich Haugk die Rolle des Bullingham in dem Kriminalfernsehspiel Der Geisterzug.[8]
Paul Bös arbeitete auch für den Rundfunk. 1949/50 wirkte er in Rundfunksendungen des NWDR (Köln / Hamburg) mit.[9][10] Als Hörspielsprecher war er beim Bayerischen Rundfunk, aber auch beim Südwestfunk, an mehreren Hörspielproduktionen beteiligt. Meist sprach er kleine Rollen (Portier, Diener, Wirt usw.), so unter anderem in den Kriminalhörspielen Maigret und die Unbekannte und Maigret und die Bohnenstange (BR, 1961, Regie: Heinz-Günter Stamm)[11] und Gestatten, mein Name ist Cox; Tod auf Gepäckschein 3311 (Regie: Walter Netzsch, BR 1959).[12][13][14] Beim Bayerischen Rundfunk übernahm er 1958, an der Seite von Gretl Schörg, auch die Rolle des Panoptikumsbesitzers Adrian Juratschek in einer Hörfunkproduktion der Operette Frühling im Prater von Robert Stolz.[15] Die Aufnahme wurde mittlerweile auf CD wiederveröffentlicht.
Seine letzte Ruhestätte fand er in Germering.
Filmografie (Auswahl)
Bearbeiten- 1950: Alles für die Firma
- 1953: Die geschiedene Frau
- 1953: Liebeserwachen
- 1954: Das sündige Dorf
- 1954: Gitarren der Liebe
- 1955: Königswalzer
- 1955: Die Försterbuben
- 1956: Hilfe – sie liebt mich!
- 1956: Durch die Wälder, durch die Auen
- 1956: Das alte Försterhaus
- 1957: Weißer Holunder
- 1957: Liebe, wie die Frau sie wünscht
- 1957: Der Glockenkrieg
- 1957: Weißer Holunder
- 1957: Rübezahl – Herr der Berge
- 1957: Wege zum Ruhm (Paths of Glory)
- 1958: Blitzmädels an die Front
- 1959: Hula-Hopp, Conny
- 1959: Die Bremer Stadtmusikanten
- 1959: Hubertusjagd
- 1959: Die Wahrheit über Rosemarie
- 1960: Endstation Rote Laterne
- 1960: Das Spukschloß im Spessart
- 1960: Agatha, laß das Morden sein!
- 1960: Gustav Adolfs Page
- 1961: Der jüngste Tag
- 1961: Cancan und Barkarole [Fernsehfilm]
- 1961: Eins, zwei, drei (One, Two, Three)
- 1961: Freddy und der Millionär
- 1961: Gestatten, mein Name ist Cox [Fernsehserie, 13 Folgen]
- 1962: Auf Wiedersehn am blauen Meer
- 1963: Der Geisterzug [Fernsehfilm]
- 1963: Interpol: Herz ist Trumpf [Fernsehserie, 1 Folge]
- 1964: Gewagtes Spiel: Teddy und Freddy [Fernsehserie, 1 Folge]
- 1964: Gerechtigkeit in Worowogorsk [Fernsehfilm]
- 1964: Slim Callaghan greift ein: Die Falle [Fernsehserie, 1 Folge]
- 1964: Erzähl mir nichts (Liebesgrüße aus Meran)
- 1965: Die Pfingstorgel [Fernsehfilm]
- 1965: Wolken am Himmel [Fernsehfilm]
- 1965: Das Kriminalmuseum: Das Feuerzeug [Fernsehserie, 1 Folge]
- 1965: Der heimliche Teilhaber [Fernsehfilm]
- 1965: Die fromme Helene
- 1966: Kommissar Freytag: 1:0 für Frankfurt [Fernsehserie, 1 Folge]
- 1967: Ein Riß im Eis [Fernsehfilm]
- 1968: Der Unbestechliche [Fernsehfilm]
- 1968: Graf Yoster gibt sich die Ehre: Orchideen für Majella [Fernsehserie, 1 Folge]
Literatur
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- Paul Bös bei IMDb
- Paul Bös bei filmportal.de
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Deutsches Bühnenjahrbuch Ausgabe 1966
- ↑ ...dann spielten sie wieder. Das Bayerische Staatsschauspiel 1946–1986. S. 188/189; 195. München 1986. ISBN 3-7654-2059-X
- ↑ Der Kreidekreis in: Brigitte Ruhwinkel: Kurt Meisel und sein Beitrag zur modernen Münchner Theatergeschichte, S. 329 (Auszüge bei Google Books)
- ↑ David Copperfield in: Volker D. Laturell: Theater und Jugend in München: eine Zusammenstellung aus 500 Jahren Münchner Theatergeschichte, S. 157 (Auszüge bei Google Books)
- ↑ Rübezahl - Der Herr der Berge (BRD 1957). Besetzung und Szenenfotos. Abgerufen am 14. Februar 2025
- ↑ Die Bremer Stadtmusikanten (BRD 1959). Besetzung und Szenenfotos. Abgerufen am 14. Februar 2025
- ↑ Cancan und Barkarole ( vom 31. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) Produktionsdetails und Besetzung
- ↑ Der Geisterzug. Besetzung und Produktionsdetails
- ↑ Der fröhliche Samstagnachmittag und Grüße von Haus zu Haus. Rundfunkprogramm vom 27. August 1949.
- ↑ Der frohe Samstag-Nachmittag. Rundfunkprogramm vom 8. April 1950.
- ↑ Detailangaben auf www.hoerdat.in-berlin.de, abgerufen am 25. Juni 2012.
- ↑ Maigret und die Unbekannte, HÖRDAT, die Hörspieldatenbank (Nr. 2)
- ↑ Maigret und die Bohnenstange Besetzung bei Was aufs Ohr?
- ↑ Gestatten, mein Name ist Cox HÖRDAT, die Hörspieldatenbank (Nr. 1)
- ↑ Frühling im Prater Besetzung und Produktionsdetails
Personendaten | |
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NAME | Bös, Paul |
ALTERNATIVNAMEN | Boes, Paul |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Schauspieler und Kabarettist |
GEBURTSDATUM | 21. April 1920 |
GEBURTSORT | Linz |
STERBEDATUM | 15. Dezember 1967 |