Paul Faust (* 1872 in Schwelm; † 1953 ebenda) war ein deutscher Orgelbauer in Barmen und Schwelm.

Paul Faust erlernte von 1888 bis 1892 den Orgelbau bei Julius Schwarz in Rostock. Anschließend vertiefte er sich in verschiedenen Werkstätten und legte 1896 die Meisterprüfung bei der Firma Fabritius in Kaiserswerth ab. Zwei Jahre später wurde Faust Geschäftsführer bei der Ernst Bernhard Koch in Barmen und führte dort ab 1904 dessen Werkstatt fort, während Koch das Unternehmen nach Ronsdorf verlegte. Die Barmer Firma wurde 1920 nach Schwelm verlegt.[1]

Carl Bürkle war seit 1941 Gesellschafter. Als er 1960 starb, übernahm seine Witwe die Leitung. Jürgen Dahlbüdding führte die Firma unter dem Namen „Schwelmer Orgelbau Jürgen Dahlbüdding KG“ fort, bis sie 1982 erlosch.[1]

Faust stand in der direkten Tradition von Ibach und Koch und bezeichnete sich zunächst als B. Koch’s Nachf. vormals Ibach’s Nachf.[2] Insgesamt schuf Faust bis 1953 etwa 260 Orgelneubauten, von denen die meisten im Laufe der Zeit ersetzt wurden. Sein Wirkungskreis konzentrierte sich auf das südliche Westfalen und das angrenzende Rheinland. Vereinzelt wurden Werke ins Ausland exportiert. Er verwendete zunächst Kegelladen, ab 1920 setzte er Taschenladen ein. Die Trakturen waren pneumatisch oder elektrisch. Seine Prospektgestaltung war vom Jugendstil, in späteren Jahren vom Art déco geprägt. Nach Fausts Tod baute die Firma wieder Schleifladen.[1]

Werkliste (Auswahl)

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Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1903 Wuppertal Herz Jesu (Barmen) II/P etwa 18–20 1935 beim Erweiterungsumbau 14 Register übernommen[3]
1908 Hordel Ev. Kirche II/P 24 pneumatische Kegelladen; mehrere kleine Umbauten, heute II/P/22; weitgehend erhalten[4]
1910 Brüninghausen bei Lüdenscheid Ev. Kirche II/P 10 pneumatische Kegelladen; nahezu vollständig erhalten[5]
1910 Oberwambach Ev. Kirche II/P 9 [6]
1913 Lieberhausen Kirche Lieberhausen   II/P 12 mit Kegelladen, hinter Prospekt von Johann Heinrich Kleine (1765)[7]
1913 Meddersheim Ev. Pfarrkirche II/P 16 Kegelladen, pneumatische Traktur[8]
1914 Adenau Erlöserkirche II/P 13 Kegelladen, pneumatische Traktur[9]
1914 Marl Ev. Pauluskirche II/P 17 Kegelladen, pneumatische Traktur → Orgel
1915 Dortmund St.-Remigius-Kirche   II/P 23 elektropneumatische Kegelladen; 1984 umgebaut; 17 Register ganz oder teilweise erhalten[10]
1917 Velbert Bürgerhaus Langenberg III/P 41 zudem 2 Extensionen und 6 Transmissionen; umgebaut erhalten
1926 Gütersloh Kreuzkirche II/P ursprünglich für den Festsaal der Klinik erbaut, 1959 in die neu errichtete Kreuzkirche versetzt
1928 Hiltrop Erlöserkirche   II/P 32 eine der größten, vollständig erhaltenen Faust-Orgeln[11]
1928 Sonnborn Hauptkirche Sonnborn   II/P 28 spätromantisch; mehrfach umgebaut[12]
1930 Dortmund Nicolai-Kirche III/P 38 breiter Orgelprospekt in Form eines „Lattenzauns“ mit vielen auf eine Länge geschnittenen Pfeifen; in den 1960er Jahren ersetzt
1930 Bockum-Hövel Herz-Jesu-Kirche II/P 17 pneumatische Kegelladen; bis auf zwei neue Pedalregister vollständig erhalten[13]
1931 Oberholzklau Evangelische Kirche   II/P 20 unter Verwendung älteren Materials, hinter neoromanischem Prospekt; mechanische Schleifladen; weitgehend erhalten[14]
1932 Schwarzenau bei Bad Berleburg Ev.-ref. Kirche II/P 10 Taschenladen, elektropneumatische Trakturen; erhalten[15]
1937 Netphen bei Siegen Martinikirche II/P 13 Kegelladen, erhalten, 1968 renoviert durch Emanuel Kemper
1953 Duisburg-Walsum Johannis-Kirche II/P 16 elektropneumatisch, 2006–2009 in die Harder-Völkmann-Orgel integriert

Literatur

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  • Franz Bösken, Hermann Fischer, Matthias Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 4: Regierungsbezirke Koblenz und Trier, Kreise Altenkirchen und Neuwied (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte 40. 2 Bände). Schott, Mainz 2005, ISBN 978-3-7957-1342-3.
  • Hermann Fischer: 100 Jahre Bund deutscher Orgelbaumeister. Orgelbau-Fachverlag, Lauffen 1991, ISBN 3-921848-18-0.
  • Hannalore Reuter: Historische Orgeln in Westfalen-Lippe. Ardey-Verlag, Münster 2006, ISBN 978-3-87023-245-0.
  • Hannalore Reuter, Helmut Klöpping: Der Westfälische Orgelbauer Paul Faust und sein Erbe. In: Westfalen. Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde. Bd. 76, Aschendorff, Münster 1998, ISSN 0043-4337, S. 160–216.
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Organ index: Paul Faust

Einzelnachweise

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  1. a b c Fischer: 100 Jahre Bund deutscher Orgelbaumeister. 1991, S. 182.
  2. Bösken, Fischer, Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 4/1. 2005, S. 56.
  3. Orgel in Herz Jesu, Barmen; abgerufen am 9. Dezember 2023.
  4. Reuter: Historische Orgeln in Westfalen-Lippe. 2006, S. 60 f.
  5. Reuter: Historische Orgeln in Westfalen-Lippe. 2006, S. 213 f.
  6. Bösken, Fischer, Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 4/2. 2005, S. 801.
  7. Orgel in Lieberhausen; abgerufen am 9. Dezember 2023.
  8. Bösken, Fischer, Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 4/2. 2005, S. 663.
  9. Bösken, Fischer, Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 4/1. 2005, S. 64.
  10. Reuter: Historische Orgeln in Westfalen-Lippe. 2006, S. 107 f.
  11. Reuter: Historische Orgeln in Westfalen-Lippe. 2006, S. 60.
  12. Orgel in Sonnborn; abgerufen am 9. Dezember 2023.
  13. Reuter: Historische Orgeln in Westfalen-Lippe. 2006, S. 143 f.
  14. Reuter: Historische Orgeln in Westfalen-Lippe. 2006, S. 124 f.
  15. Reuter: Historische Orgeln in Westfalen-Lippe. 2006, S. 29 f.