Paul Rebillot
Paul Rebillot (* 19. Mai 1931 in Detroit; † 11. Februar 2010 in San Francisco)[1] war ein US-amerikanischer Autor und Psychotherapeut, bekannt für sein Konzept der Heldenreise, eine gestalttherapeutisch orientierte Gruppentherapie.
Leben
BearbeitenPaul Rebillot studierte Philosophie und Theater an der University of Michigan. Im Jahr 1958 schloss er sein Studium mit einem Mastergrad in Education and Theater Art ab. Nach einer tiefen persönlichen Krise zog sich Paul Rebillot von seiner Arbeit zurück und begann intensiv zu meditieren. In der Meditation erlebte er außergewöhnliche Bewusstseinszustände, die in ihm ein Interesse an Psychologie und Psychotherapie weckten und ihn schließlich ans Esalen-Institut in Kalifornien brachten, wo er von Dick Price in Gestalttherapie ausgebildet wurde und Joseph Campbell und dessen Mythenforschung kennenlernte.
Leistungen
Bearbeiten1968 gründete Rebillot die Gestalt Fool Theatre Family, die, angelehnt an Psychodrama und Dramatherapie, mit einer Verbindung von Theater, Ritual und Therapie experimentierte. 1988 gründete er die Schule für Gestalt und Erfahrungslehre in der Schweiz, die in einer dreijährigen Berufsausbildung eine Verbindung von Gestalttheorie und Gestalttherapie mit Theater, Ritual, Mythos und Gruppenprozessen zu vermitteln suchte. Seit 1996 leitete er gemeinsam mit Ilse Schmidt-Zimmermann vier Jahre lang eine neue Ausbildung für Übergangsrituale in Frankfurt. Rebillot lehrte über 25 Jahre lang am „Esalen-Institut“ sowie an verschiedenen Zentren für Selbsterfahrung und Persönlichkeitsentwicklung in Europa. Er erhielt ein Stipendium von Leonard Rockefeller mit dem Auftrag, die Arbeit an seinem Buch abzuschließen.
Sein Konzept Die Heldenreise (The Hero’s Journey) ist ein gestalttherapeutisch orientiertes Gruppenseminar von ca. fünf Tagen, in dem gemäß den Thesen des Mythenforschers Joseph Campbell der universalen Aufgabenstellung der Helden und Heldinnen aller Kulturen gefolgt wird. Dies beinhaltet die Etappen "Ruf und Herausforderung", "Angst und Schwelle des Aufbruchs", der Widersacher in Form des "Dämons" als Träger der Ängste und Widerstände, die Konfrontation" zwischen Held und dämon und eine (Phantasie-)Reise in ein magisches Land, in dem "innere Aufgaben" zu bestehen sind. Am Schluss winkt der Gewinn einer Belohnung, die Klarheit für die Zukunft bringen kann. Abschließende Aufgabe ist die Rückkehr in die reale Welt mit dieser neuen Erfahrung, die mehr Klarheit, Sicherheit und Offenheit gegenüber der Umwelt bringen soll.
Die weiteren von ihm entwickelten gestalttherapeutisch-rituellen Prozesse sind unter anderem: Die Liebenden („The Lover's Journey“), Die Suche nach dem inneren Mann und der inneren Frau („Quest for the Inner Man and Woman“), Der Schatten („Owning the Shadow“), Den Dämon Du-Sollst austreiben („Exorcising the Demon Should“), Tod und Auferstehung („Death and Resurrection“) und Rituale der Veränderung („Rituals of Transformation“).
Die Arbeit von Paul Rebillot wird inzwischen „Rituelle Gestalttherapie“ genannt und von verschiedenen Instituten angeboten. Die außerordentliche Wirksamkeit der Heldenreise bei psychischen Problemen wurde empirisch nachgewiesen,[2] ist jedoch wissenschaftlich nicht als psychotherapeutische Behandlungsform anerkannt.[3]
Schriften und Podcasts
Bearbeiten- mit Melissa Kay: Die Heldenreise. Das Abenteuer der kreativen Selbsterfahrung. 2. Auflage. Eagle Books, Wasserburg 2016, ISBN 978-3-9813672-0-1. (Originaltitel: The Call to Adventure. Bringing the Hero's Journey to Daily Life. HarperCollins, San Francisco 1993)
- Beziehungen: Von Fantasie zur Fülle. In: Frankfurter Ring Magazin. 1995/2.
- The Power of Story and Myth - The Genesys of an Approach to Healing. In: Inside Out. 48 (2006), herausgegeben von IAHIP (Irische Vereinigung für humanistische und integrierte Psychotherapie), Internet-Journal of iahip.org
- Embodied Mythology. Podcast, Radical Change Group 2010ff, http://www.radicalchangegroup.com/search/label/Paul%20Rebillot
Literatur
Bearbeiten- Pierre-Carl Link, Armin Schachameier: Humanistisch-experientielle Veränderungsprozesse am Beispiel des theater- und gestaltpädagogischen Seminars „Die Heldenreise“. In: Thepakos. 31, 2016.
- Steve Mitchell: Paul Rebillot's Modern Day Rites of Passage. In: Claire Shrader: Ritual Theatre. Jessica Kingsley Publishers, 2012, ISBN 978-1-84905-138-5.
- Franz Mittermair: Neue Helden braucht das Land. 2. Auflage. Eagle Books, Wasserburg 2019, ISBN 978-3-9813672-1-8.
- Franz Mittermair, Susanne Singer: Veränderung von Beschwerdedruck, Kohärenzsinn und Depressivität nach dem gestaltpädagogischen Seminar „Die Heldenreise“. In: Musik-, Tanz- und Kunsttherapie. Hogrefe, Göttingen 2008, S. 62–69.
- F. Mittermair, H. Weule, M. Weule (Hrsg.): Vom Künstler zum Heiler. Aus Leben und Werk von Paul Rebillot. Eagle Books, Wasserburg 2021, ISBN 978-3-946136-23-1.
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Paul Rebillot im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Paul Rebillot's Direct Impact Creativity, Paul Rebillots Webseite (englisch)
- Nachruf in der Zeitschrift gestalt-kritik
- Rebillot.de Deutsche Webseite zu Paul Rebillot mit ausführlicher Biographie
- Deutsche Vereinigung für Gestalttherapie
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Steve Mitchell: Paul Rebillot's Modern Day Rites of Passage. In: Claire Shrader: Ritual Theatre. Jessica Kingsley Publishers, 2012, ISBN 978-1-84905-138-5.
- ↑ Franz Mittermair, Susanne Singer: Veränderung von Beschwerdedruck, Kohärenzsinn und Depressivität nach dem gestaltpädagogischen Seminar "Die Heldenreise". In: Musik-, Tanz- und Kunsttherapie. Hogrefe, Göttingen 2008, S. 62–69.
- ↑ dvg-gestalt.de
Personendaten | |
---|---|
NAME | Rebillot, Paul |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Psychotherapeut |
GEBURTSDATUM | 19. Mai 1931 |
GEBURTSORT | Detroit |
STERBEDATUM | 11. Februar 2010 |
STERBEORT | San Francisco |