Paul Seitz (Architekt)

deutscher Architekt, Stadtplaner und Baubeamter

Paul Seitz (* 21. Oktober 1911 in Nürnberg; † 21. Februar 1989 in Hamburg) war ein deutscher Architekt, Stadtplaner und Baubeamter, von 1953 bis 1963 amtierte er als Erster Baudirektor in Hamburg.

Paul Seitz wurde 1911 in Nürnberg geboren. Ab 1925 absolvierte er eine dreijährige Maurerlehre. Von 1929 bis 1932 besuchte er die Höhere Technische Lehranstalt Nürnberg. Danach setzte er seine Ausbildung an der Staatsschule für angewandte Kunst in Nürnberg fort. Ab 1934 arbeitete er im Architekturbüro von Franz Ruff, bis er 1941 eingezogen wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er zunächst als freier Architekt tätig.

Von 1949 bis 1952 war Seitz Stadtbaurat in Leverkusen. 1952 holte ihn Oberbaudirektor Werner Hebebrand als Ersten Baudirektor und Leiter des Hochbauamtes nach Hamburg. In dieser Funktion war er der Nachfolger von Hans M. Antz.[1] Die Amtszeit von Seitz währte zehn Jahre. In dieser Zeit entwarf er hauptsächlich Schulen, Hochschulgebäude und andere öffentliche Bauten. Er entwickelte mehrere standardisierte Montagetypen für Schulen: Pavillon-, Waben- und Kreuzbau sowie Turnhalle („Seitzhalle“) und kleinere Gymnastikhalle. Mehrere hundert Klassenräume wurden nach seiner Vorlage in Hamburg gebaut.

1963 ging Seitz nach Berlin und wurde Professor an der Hochschule für bildende Künste. Sein Nachfolger als Leiter des Hamburger Hochbauamtes wurde Hans-Dietrich Gropp.[2]

Zwei Jahre später kehrte er als Geschäftsführer des Gewerkschaftsunternehmens Neue Heimat nach Hamburg zurück. Ende der 1960er Jahre wurde er Mitglied des Vorstands. 1974 verließ er das Unternehmen und arbeitete als freischaffender Bildhauer. Mit 77 Jahren starb er in Hamburg.

Bauten und Entwürfe (Auswahl)

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Bezirksamt Hamburg-Nord
 
Bezirksamt Hamburg-Nord Seitenansicht
  • 1952: Waldschule in Leverkusen[3]
  • 1952–1953: Schule Mendelssohnstraße in Hamburg-Bahrenfeld (1. Bauabschnitt)
  • 1952–1958: Bezirksamt Hamburg-Nord, Kümmellstraße
  • 1953–1957: Schule Willhöden in Hamburg-Blankenese
  • 1953–1955: Willi-Kraft-Schule in Hamburg-Wilhelmsburg
  • 1954: Pavillon Typ A (Montagepavillon für den Schulbau),[4] bis 1962 wurden damit 459 Klassenräume errichtet.
  • ab 1954: Planung des Campus der Universität Hamburg
  • ab 1954: Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht in Hamburg, Mittelweg
  • ab 1955: Amerika-Haus in Hamburg[5] (abgerissen)
  • 1955–1956: Schule an der Katharinenkirche in Hamburg (abgerissen)
  • 1955–1957: Studentenwohnheim Grindelallee in Hamburg
  • 1956: Montagetyp Turnhalle für Hamburger Schulen, Typ 1
  • 1958: Freibadanlage in Hamburg-Dulsberg
  • 1958–1962: Montagetyp Kreuzbau für Hamburger Schulen
  • 1958–1965: Hamburg-Haus Eimsbüttel in Hamburg-Eimsbüttel, Doormannsweg 12[6]
  • 1959–1960: Pädagogisches Institut der Universität Hamburg, Von-Melle-Park
  • 1960–1963: Kunsthaus Hamburg, Ferdinandstor (abgerissen)
  • 1960–1961: Philosophenturm der Universität Hamburg
  • 1962: Goetheschule in Marl, Hervester Straße / Bruchstraße (Vorläufer des Wabentyps)[7]
  • 1962: Montagetyp Turnhalle für Hamburger Schulen, Typ 2
  • 1962: Montagetyp Wabenschule
  • 1962–1963: Leitung der Bauten für die Internationale Gartenbauausstellung 1963 in Hamburg
  • 1963: Kindererholungsheim Vogelkoje auf Sylt (mit Geert Rechtern)
  • 1963: Lichtwarkhaus in Hamburg-Bergedorf (abgerissen)

Literatur

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  • Boris Meyn: Der Architekt und Städteplaner Paul Seitz. Eine Werkmonographie. (= Veröffentlichungen des Vereins für Hamburgische Geschichte, Bd. 41). Verlag Verein für Hamburgische Geschichte, Hamburg 1996, ISBN 3-92335-673-0.
  • Detlef Jessen-Klingenberg: Paul Seitz. Bauen als Problemlösen. In: Gert Kähler, Hans Bunge u. a. (Hrsg.): Der Architekt als Bauherr Hamburger Baumeister und ihr Wohnhaus. (=Schriftenreihe des Hamburgischen Architekturarchivs, Bd. 34). Dölling und Galitz, Hamburg 2016, ISBN 3-86218-077-8, S. 252–260.
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Einzelnachweise

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  1. Peter Krieger: “Wirtschaftswunderlicher Wiederaufbau-Wettbewerb” : Architektur und Städtebau der 1950er Jahre in Hamburg. Universität Hamburg, Hamburg 1996, urn:nbn:de:gbv:18-136, S. 219, Fußnote 32. (Hochschulschrift)
  2. Direktor Gropp neuer Chef im Hochbauamt. In: Hamburger Abendblatt, ISSN 0949-4618, 4. April 1963.
  3. Wolfgang Ebert: Eine Stadt voller Möglichkeiten. In: Die Zeit, Nr. 13 vom 31. März 1955.
  4. Paul Seitz: Schulhauspavillons der Stadt Hamburg aus vorfabrizierten Elementen. In: Bauen + Wohnen. ISSN 0005-6529, Band 10 (1956), Heft 11, S. 394–396. (doi:10.5169/seals-329333)
  5. Das Amerika-Haus Hamburg. In: Bauen + Wohnen. ISSN 0005-6529, Band 12 (1958), Heft 6, S. 194–197. doi:10.5169/seals-329761
  6. Galerie Morgenland (Hrsg.), Sielke Salomon: Eine städtebauliche Wiedergutmachung. Bauen und Wohnen in Hamburg-Eimsbüttel 1950–1968. Dölling und Galitz Verlag, Hamburg 2000, ISBN 3-933374-77-4, S. 171.
  7. Roland Günter: Die „Vision Marl“ des Bürgermeisters Rudolf Heiland. Vortrag im Symposion des Initiativkreises Scharounschule in Marl am 1. September 2012.