Paula O. Jakobi

amerikanische Frauenrechtlerin und Dramatikerin

Paula Owen Jakobi (20. Juni 1870 in Stuttgart, Königreich Württemberg12. Juli 1960 im Bundesstaat New York; geboren als Paula Oberndorf[1])[2] war eine amerikanische Frauenrechtlerin und Dramatikerin.

Paula O. Jakobi

Beruflicher und aktivistischer Werdegang

Bearbeiten

Jakobi war eine der führenden Frauenrechtlerinnen in New York City und gehörte der National Woman’s Party an. Sie organisierte 1914 eine Veranstaltung im Cooper Union-College, bei der Lincoln Steffens, Zona Gale, Edna Ferber und viele andere Autorinnen und Autoren, die sich für das Frauenwahlrecht einsetzten, Lesungen abhielten und Bücher mit Autogrammen für die Sache verkauften.[3][4] Jakobi beschäftigte sich mit der Gefängnisreform in der Frauenerziehungsanstalt von Massachusetts in Framingham und publizierte über das Leben mittelloser Frauen.[5] Außerdem war sie drei Jahre lang Opernkritikerin für eine New Yorker Zeitung.[6]

Jakobi war Mitglied von Heterodoxy, einem feministischen Club in Greenwich Village. Gemeinsam mit dessen Gründerin Marie Jenney Howe, schrieb sie einen satirischen Einakter, Telling the Truth at the White House (1917), der auf den Protesten gegen das Wahlrecht in Washington D. C. basierte.[7] Einige Monate nach Veröffentlichung des Stücks wurde Jakobi im November 1917 verhaftet, als sie vor dem Weißen Haus protestierte; sie wurde zu dreißig Tagen im Occoquan Workhouse verurteilt. In Occoquan verweigerte sie das Essen und wurde von den Gefängnisbeamten zwangsernährt.[8] Sie schilderte die Haft mit drastischen Worten, die in der damaligen Wahlrechtsliteratur und noch Jahrzehnte später zitiert wurden:

Es gab kein Licht in dem Raum, nur eines auf dem Gang. In jede Zelle wurden drei von uns gesteckt. In jedem Raum gab es ein Einzelbett und eine Matratze auf dem Boden. Die Böden waren schmutzig, ebenso die Decken. Morgens wurden wir grob aufgefordert, aufzustehen. Wir hatten keine Möglichkeit, uns zu waschen. Ohnmächtig, krank und erschöpft wurden wir vor den Aufseher bestellt. Es war acht Uhr und wir hatten seit dem Vortag um zwölf Uhr nichts mehr gegessen. Man hatte uns nichts angeboten.[9][10][11]

Jakobi schrieb weitere Kurzstücke, darunter The President (1921), Poet of His People (1917), Donna Juanna (mit Marie Jenney Howe, 1917), The Dragon's Tooth (1917), Chinese Lily (1915, spielt in einem Frauengefängnis) und And Ye Gave Me a Stone (1915).[12][13]

Im Alter von achtzig Jahren schrieb Jakobi als weiteres Stück The Adamses (1952) über Sharecropper, das vom Hedgerow Theatre bei Philadelphia aufgeführt wurde.[14]

Persönliches Leben

Bearbeiten

Owen wurde als Paula Oberndorf 1870 als Tochter amerikanischer Eltern in Stuttgart geboren.[1] Paula Owen heiratete den Industriellen Leo C. Jakobi (geboren 1863). Sie hatten zwei Töchter, Audrey und Ruth. Im Jahr 1904 wurde Paula O. Jakobi nach langer Trennung verwitwet, als ihr Mann Leo durch Suizid starb.[15][16] Sie lebte zuletzt in Bay Shore, Islip im Bundesstaat New York[17] und verstarb am 12. Juni 1960 im Alter von 90 Jahren.[2]

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Hauptstaatsarchiv Stuttgart, J 386 Bü 533, 215 Ausdrucke/ Stuttgart, Bild 182
  2. a b Paula O. Jakobi (1870–July 12, 1960). In: Turning Point Suffragist Memorial. April 2015, abgerufen am 6. September 2019 (englisch).
  3. "Literary Lights are Lined Up for Votes," New York Tribune (January 11, 1914): 9.
  4. "Suffragists Told to Use Dynamite," New York Tribune (January 13, 1914): 4.
  5. Paula Jakobi, "The Lodging-House," The Outlook (April 21, 1915): 936-938.
  6. "Contributors to the November Forum," The Forum 54(1915): 771.
  7. Mary Chapman and Angela Mills, eds., Treacherous Texts: U. S. Suffrage Literature 1846-1946 (Rutgers University Press 2011): 275. ISBN 0-8135-4959-0
  8. Noelia Hernando Real, "A Luncheon for Suffrage: Theatrical Contributions of Heterodoxy to the Enfranchisement of the American Woman," Revista de Estudios Norteamericanos 15(2012): 83.
  9. Inez Haynes Gilmore, The Story of the Women's Party (Harcourt Brace 1921): 275-278.
  10. Caroline Katzenstein, Lifting the Curtain: The State and National Woman Suffrage Campaigns in Pennsylvania as I Saw Them (Dorrance 1955): 252.
  11. Katie Marsico, Women's Right to Vote: America's Suffrage Movement (Benchmark Books 2010): 42. ISBN 0-7614-4980-9
  12. Paula Jakobi, "Chinese Lily," The Forum 54(November 1915): 551-566.
  13. Paula Jakobi, "And Ye Gave Me a Stone," The Outlook (1915): 151-153.
  14. "Hedgerow Theater Features Negro Cast," Jet (April 3, 1952): 64.
  15. "Melancholy Patient Suicide; Leo Jakobi Shoots Himself at Home of His Physician," New York Times (July 26, 1904): 14.
  16. "Leo Jakobi's Will Filed," New York Times (July 28, 1904): 14.
  17. New York State, U.S., Death Index, 1957-1970, abgerufen über Ancestry (englisch; kostenpflichtige Mitgliedschaft erforderlich).