Pavlos Rodokanakis

griechischer Maler

Pavlos Rodokanakis (griechisch Παύλος Ροδοκανάκης, italienisch Paolo Rodocanachi; * 29. Mai 1891 in Genua; † 16. Mai 1958 ebenda) war ein in Italien geborener und dort auch weitestgehend tätiger griechischer Maler.

Rodokanakis kam 1891 in Genua auf die Welt und entstammte einer weitläufigen wohlhabenden Familie.[1]

Seine künstlerische Ausbildung begann er als Schüler von Giuseppe Pennasilico (1861–1940) in seiner Geburtsstadt.[2] Später studierte er Malerei bei Giulio Bargellini (1875–1936) und Grafik bei Vittorio Grassi (1878–1958) an der Accademia di Belle Arti di Roma (Akademie der schönen Künste Rom).[3]

1911 debütierte Rodokanakis bei einer Ausstellung der Società Promotrice di Belle Arti (Gesellschaft zur Beförderung der schönen Künste) in Genua.[2] Später siedelte er nach Griechenland über, dem Land seiner Eltern.[1] Aufgrund dortiger kriegerischer Auseinandersetzungen im Zuge des Ersten Weltkrieges verschlug es ihn als Soldat und als Teil eines nach Deutschland verlegten Armeekorps 1916 nach Görlitz.[4] Wenngleich er dort für etwa zwei Jahre lediglich in einem Barackenlager lebte, gelang es ihm, künstlerisch produktiv zu sein. Seine Bemühungen, sich als Maler zu profilieren, mündeten im Sommer 1918 in einer Einladung nach München. Im dortigen Glaspalast konnte er an der jährlichen Kunstausstellung teilnehmen.[5] Dieser Erfolg führte dazu, dass man im November desselben Jahres auch in der Stadthalle Görlitz eine Ausstellung von mehr als 50 seiner Werke veranstaltete, die eine ausgesprochen gute Resonanz erfuhr.[1]

Nach seiner Rückkehr nach Griechenland schloss sich Rodokanakis der 1917 gegründeten Künstlergruppe Omada Tehni an. Dies ermöglichte ihm die Beteiligung an einer Kunstausstellung in Paris 1919, die zeitgenössische griechische Kunst präsentierte. Diese bedeutende Schau wurde vom damaligen griechischen Premierminister Eleftherios Venizelos persönlich eröffnet, der sich zu Friedensverhandlungen in der französischen Hauptstadt aufhielt.[6] Im selben Jahr fand eine Einzelausstellung einiger Werke des Malers in den Räumen der Athener Tageszeitung Eleftheros Typos statt.[3]

Im Zuge des Griechisch-Türkischen Krieges nahm Rodokanakis zwischen 1921 und 1922 gemeinsam mit den Künstlern Spyros Papaloukas (1892–1957) und Periklis Vyzantios (1893–1972) als offizieller Kriegsmaler an einem antitürkischen Feldzug teil. Das in dieser Zeit entstandene und kurzzeitig ausgestellte Werk der drei wurde aufgrund der Kriegshandlungen in Smyrna und dem dortigen Großbrand 1922 allerdings vollständig vernichtet.[3]

1923 verließ Rodokanakis Griechenland endgültig und siedelte in seine Geburtsstadt Genua über.[3] In Italien gelang es ihm, sich als bedeutender Maler zu etablieren.[7] In den Folgejahren fanden dort einige Ausstellungen statt, bei denen entweder ausschließlich sein Werk präsentiert wurde oder man seine Arbeiten gemeinsam mit denen anderer Künstler zeigte. So war er 1935, 1939, 1948 und 1952 etwa bei den viel beachteten nationalen Ausstellungen der Quadriennale in Rom vertreten.[8] Besondere Aufmerksamkeit fand seine Teilnahme bei der Biennale in Venedig in den Jahren 1934, 1940 und 1948, bei denen er entweder Griechenland oder seine Wahlheimat Italien repräsentierte.[3][9]

Rodokanakis war mit der Übersetzerin und Schriftstellerin Lucia Rodocanachi (1901–1978), geborene Morpurgo, verheiratet.[10][11]

1958 verstarb der Maler in Genua.

Das Œuvre von Rodokanakis ist vor allem von Landschaftsdarstellungen aber auch Figurenbildern geprägt. Unübersehbar sind Anlehnungen an den Symbolismus und den Art nouveau, vor allem bei seinem Frühwerk. Viele Arbeiten haben eine impressionistische Note.[3]

Typisch für seinen Malstil ist eine stimmungsvolle, bisweilen wenig deckende und mit leichtem Pinselstrich aufgetragene Farbgestaltung.

Arbeiten von ihm werden unter anderem in der Nationalgalerie in Athen, im Museum der Stadt Athen, in der A. G. Leventis Galerie in Nicosia und in der Galleria Nazionale d’Arte Moderna in Rom aufbewahrt.[3][12][2]

Ehrungen

Bearbeiten

In Arenzano, eine Stadt bei Genua, trägt ein Platz den Namen des Künstlers.[13]

Literatur

Bearbeiten
  • Rodocanachi, Paolo. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 4: Q–U. E. A. Seemann, Leipzig 1958, S. 85 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
  • Emmanuel Bénézit (Begründer): Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs […]. Paris 1999.
  • Gerassimos Alexatos: Die Griechen von Görlitz 1916–1919. Berlin 2018, ISBN 978-3-7329-0414-3.
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b c Gerassimos Alexatos: Die Griechen von Görlitz 1916–1919, Berlin 2018, ISBN 978-3-7329-0414-3, S. 67.
  2. a b c Rodocanachi, Paolo. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 4: Q–U. E. A. Seemann, Leipzig 1958, S. 85 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
  3. a b c d e f g Nationalgalerie: Rodokanakis Pavlos (Memento des Originals vom 19. Februar 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nationalgallery.gr, abgerufen am 17. Februar 2020.
  4. MDR: Die Griechen von Görlitz "Χαίρετε" - "Seid gegrüßt!", abgerufen am 17. Februar 2020.
  5. Münchener Künstlergenossenschaft und Secession (Hrsg.): Münchener Kunst-Ausstellung 1918 im Königlichen Glaspalast, offizieller Katalog, München 1918, S. 55.
  6. Byzantinisches Museum: “TECHNI GROUP” 100 YEARS The first Greek Modernists And Eleftherios Venizelos, abgerufen am 18. Februar 2020.
  7. Gerassimos Alexatos: Die Griechen von Görlitz 1916–1919, Berlin 2018, ISBN 978-3-7329-0414-3, S. 68.
  8. ArBiQ: Paolo Rodocanachi, abgerufen am 17. Februar 2020.
  9. Greece at Venice Biennale: The Greek Pavilion, Stand 2011, abgerufen am 18. Februar 2020.
  10. Guido Bonsaver: Elio Vittorini: The Writer and the Written, Leeds 2000, ISBN 978-1-902653-14-3, S. 24.
  11. Franco Contorbia: Lucia Rodocanachi. le carte, la vita, Florenz 2006, ISBN 8860320267.
  12. Nikias: Rodokanakis Pavlos, abgerufen am 17. Februar 2020.
  13. Google Maps: [1], abgerufen am 13. Juli 2020.