Peter Welz (Videokünstler)

deutscher Videokünstler

Peter Welz (* 1. Dezember 1972 in Lauingen) ist ein deutscher Installations- und Videokünstler.

Peter Welz (2013)
„Whenever on on on nohow on | airdrawing“, eine Zusammenarbeit zwischen Peter Welz und dem amerikanischen Choreographen William Forsythe

Peter Welz zählt zu den aufstrebenden Künstlern der Berliner Kunstszene. Seine künstlerischen Arbeiten sind einerseits bekannt für ihre kinetischen, skulpturalen und installativen Versuchsanordnungen, andererseits spielt das minimale Filmische eine zentrale Rolle. Neben Fragen an den Status des Bildes, dem Skulpturalen und der Frage nach dem Verhältnis von Bild und Raum sind es in jüngster Zeit besonders Aspekte des Figürlichen, die seine Arbeiten prägen. Welz’ künstlerisches Schaffen spiegelt auch seine Auseinandersetzung mit Samuel Beckett wider. Bekannt wurde er zudem durch eine fünfteilige Videoinstallation, die in enger Zusammenarbeit mit dem Choreographen William Forsythe entstand.

Im Jahr 2020 war Welz als einer von 117 in Berlin lebenden Künstlern in der Ausstellung Studio Berlin des Techno-Clubs Berghain mit dem Werk Fuck Your Loneliness vertreten.[1]

Werke von Peter Welz befinden sich u. a. in der Sammlung Goetz[2], der Sammlung Falckenberg[3], in der Sammlung des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt am Main.[4] und im Pariser Centre Pompidou.[5]

Studium und Lehre

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Peter Welz wurde am National-College of Art and Design (Dublin), am Chelsea College of Art and Design (London) und an der Cooper Union (New York) ausgebildet.[6] Er führte Lehrtätigkeiten an der Hochschule für Technik Stuttgart (Fakultät für Architektur – Bachelor), der Università IUAV di Venezia Venedig (Fakultät für Film und Architektur – Master) sowie der Virginia Commonwealth University Qatar[7] (Fakultät für Experimentalfilm, Video und Installation) durch.[8]

Stipendien

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Peter Welz erhielt seit 2003 neun Stipendien / Künstlereresidenzen weltweit. Dazu zählen unter anderem das Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung Berlin (2003)[9], die Künstlerresidenz in der Villa Aurora Los Angeles (2012)[10] oder die Künstlerresidenz im Casa degli Artisti Mailand[11] (2020/2022).[12]

Werke (Auswahl)

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Porträt 1:retranslation | final unfinished portrait [Francis Bacon] | figure inscribing a figure

Das Porträt #1 „retranslation | final unfinished portrait [Francis Bacon] | figure inscribing a figure“ wurde in der Ausstellung „Corps étrangers“ im Musée du Louvre präsentiert. Peter Welz und William Forsythe untersuchen darin die bewegte menschliche Figur und ihre Beziehung zum Raum mit einer Installation, die Videoprojektionen, Zeichnung und Malerei vermischt. Die Inspiration für das Porträt bildete Francis Bacons letztes unvollendetes Selbstporträt.[13]

Porträt 2: Casa Malaparte

Das “Casa Malaparte” ist Peter Welz zweites Porträt. Curzio Malaparte’s Haus definiert sich als sein architektonisches Portrait: "Ein Haus wie ich: traurig, hart und streng" („casa come me:„triste, dura, severa“). Durch den darin enthaltenen Dialog zwischen zwei architektonischen Ikonen, dem Barcelona-Pavillon und dem Casa Malaparte, bildet es kein klassisches Porträt ab. Der Installationsansatz verwandelt die Architektur in ein skulpturales Mittel für die Projektion und vermittelt zwischen den beiden Gebäuden, wodurch diese miteinander in Resonanz treten und einander kommentieren.[14]

Porträt 3: Outtake | Monica Vitti

Das dritte Porträt „Outtake | Monica Vitti “ ist ein Hybridwerk zwischen einer architektonischen Skulptur und einer Videoinstallation. Es ist dem Regisseur Michelangelo Antonioni gewidmet. Dessen erster Farbfilm „Desserto Rosso“ handelt von einer Frau, die versucht, in der modernen Welt kultureller Neurosen und existentieller Zweifel zu überleben. Die durch Monica Vitti verkörperte Frau ist Bestand des Porträt 3. Die projizierte Videosequenz konzentriert sich auf einen sehr entscheidenden Moment von Red Desert, als Monica Vitti aufgefordert wird zu weinen. Es ist der verletzlichste, privateste und machtloseste Moment und der Punkt, an dem sich die fiktive Realität mit der tatsächlichen überschneidet. Für die Projektion verwendet Peter Welz ein skulpturales und architektonisches Element aus Stahl, das in der modernen Architektur häufig als räumliches Element verwendet wird.[15]

Porträt 4: AA Bronson

AA Bronson, ein kanadischer Künstler, Kurator und Mitbegründer des Künstlerkollektivs General Idea, ist das Element des vierten Porträts von Peter Welz. Bronson, der alleine in einem undefinierten Raum steht, wird die von zwei synchronisierten Kameras auf kreisrunden Kameraschienen umkreist. Gelegentlich hört man Schritte und das Surren der Kameras. Die beiden Sequenzen werden auf zwei monumentale Leinwände projiziert, die schräg im Ausstellungsraum positioniert sind. Die unterschiedlichen Perspektiven der Kameras werden im Verhältnis zueinander verstanden, sie laufen zusammen und verschränken sich. Die zentrale Inszenierung einer einzelnen Figur ohne Erzählung oder szenische Einbettung erinnert an Andy Warhols Screen Tests. Welz folgt bewusst dieser Tradition und entwickelt dabei eine eigene ästhetische und methodische Herangehensweise.[16]

Porträt 5: Douglas Gordon

Porträt 5 „Douglas Gordon | take 02“ wurde 2021 in Gordons Studio mit zwei iPhones aufgenommen. Die beiden synchronisierten Sequenzen der Hände sind gegenüber im Raum positioniert, greifen zueinander und überbrücken den fragmentierten Körper, bilden eine Choreography meist in einem unkontrollierten Dialog miteinander, klatschen manchmal in die Luft oder schlagen auf den Studioboden. Der Ton betont die Performance auf verstörende Weise. Das Porträt wurde im Casa degli Artisti in Mailand ausgestellt.[17]

Ausstellungen (Auswahl)

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Werke in öffentlichen Sammlungen (Auswahl)

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Auszeichnungen und Preise

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  • 2006: Förderpreis Gasag[32], financial grant, Berlin, Deutschland.
  • 2007: AICA Awards[33], 2nd best thematic museum show Boston-area, MIT List Visual Art Center, USA.

Literatur

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  • Carsten Ahrens (Hrsg.): Peter Welz | Weserburg | Museum für Moderne Kunst. Ausstellungskatalog. Heidelberg 2010, ISBN 978-3-86828-140-8.
  • Peter Welz: TO UNSAY. Ausstellungskatalog. Goslar 2005, DNB 977266141.
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Anmerkungen

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  1. Daniel Völzke: Was Corona uns genommen hat. Monopol, 8. September 2020, abgerufen am 9. Mai 2023.
  2. http://www.sammlung-goetz.de/
  3. http://www.sammlung-falckenberg.de/
  4. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 19. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mmk-frankfurt.de
  5. https://www.centrepompidou.fr/en/ressources/oeuvre/cnAgb9b/
  6. Biography. In: Peter Welz. Abgerufen am 17. Februar 2024 (englisch).
  7. VCUarts Qatar - Film and Design Minor Courses. (PDF) In: VCU Qatar. Virginia Commonwealth University, abgerufen am 17. Februar 2024 (englisch).
  8. Teaching. In: Peter Welz. Abgerufen am 17. Februar 2024 (englisch).
  9. EHF-Stipendiatinnen und Stipendiaten. Konrad-Adenauer-Stiftung e. V., abgerufen am 17. Februar 2024.
  10. Villa Aurora Stipendiaten. Villa Aurora & Thomas Mann House e. V., abgerufen am 17. Februar 2024.
  11. Peter Welz. Casa degli Artisti, abgerufen am 17. Februar 2024 (italienisch).
  12. Scholarships. Peter Welz, abgerufen am 17. Februar 2024 (englisch).
  13. Retranslation | final unfinished portrait (Francis Bacon) | figure inscribing a figure | [take 02]. Peter Welz, abgerufen am 6. Juli 2024 (englisch).
  14. Casa Malaparte | an architectural portrait. Peter Welz, abgerufen am 6. Juli 2024 (englisch).
  15. Portrait #3 [out-take | monica vitti | sculpture]. Peter Welz, abgerufen am 6. Juli 2024 (englisch). @1@2Vorlage:Toter Link/peterwelz.com (Seite dauerhaft nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juli 2024. Suche in Webarchiven)
  16. Portrait #4 [AA Bronson]. Peter Welz, abgerufen am 6. Juli 2024 (englisch).
  17. Portrait #5 [Douglas Gordon | reaching]. Peter Welz, abgerufen am 6. Juli 2024 (englisch).
  18. [1] Website Galerie Crone, aufgerufen am 23. März 2014.
  19. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 22. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.galleriafumagalli.com Website Galleria Fumagalli, aufgerufen am 7. Dezember 2014.
  20. [2] Website Weserburg | Museum für moderne Kunst , aufgerufen am 7. Dezember 2014.
  21. http://www.performance-exposition.com/en/exposition.
  22. https://peterwelz.com/
  23. 2021 Peter Welz. super bien, abgerufen am 17. Februar 2024.
  24. #saymaybe. Die Möglichkeit einer Insel, abgerufen am 17. Februar 2024.
  25. Group Show: Bet Alpha. Dvir Gallery, abgerufen am 17. Februar 2024.
  26. Peter Welz. Centre Pompidou, abgerufen am 17. Februar 2024.
  27. WORKS FROM THE COLLECTION OF MMK. Museum für Moderne Kunst, abgerufen am 17. Februar 2024.
  28. Whenever on on on nohow on/airdrawing. GAM - Galleria Civica d'Arte Moderna e Contemporanea di Torino, abgerufen am 17. Februar 2024 (italienisch).
  29. Still / cut out / single side / AA Bronson. Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, abgerufen am 17. Februar 2024.
  30. PETER WELZ INSTALLATIONS FROM 25 YEARS OF THE FALCKENBERG COLLECTION. Deichtorhallen Hamburg GmbH, abgerufen am 17. Februar 2024.
  31. PETER WELZ. Galleria Fumagalli, abgerufen am 17. Februar 2024.
  32. -Fold - Peter Welz. (PDF) Fold, abgerufen am 17. Februar 2024 (englisch).
  33. THE 2007 AICA AWARDS 0. Big Red & Shiny, Inc, 1. März 2007, abgerufen am 17. Februar 2024 (englisch).