Peter Wolf (Mediziner)
Traugott Peter Wolf (* 21. Dezember 1938 in Winnenden) ist ein deutscher Neurologe, Epileptologe und Hochschullehrer. International ist er einer der führenden Epilepsiespezialisten. Im Jahre 2002 gründete er zusammen mit seiner Frau die gemeinnützige Prof. Dr. Peter & Jytte Wolf – Stiftung für Epilepsie, die zweite private Epilepsiestiftung Deutschlands.
Leben
BearbeitenWolf studierte Medizin in München, Wien und Heidelberg. Es folgten Facharztweiterbildungen in Neurologie und Psychiatrie ab 1966 in Heidelberg bei Paul Vogel, Dieter Janz und Walter von Baeyer sowie seine Promotion 1968 bei Walter Bräutigam über das Thema „Geschlechtswechsel bei Hermaphroditen“. 1973 ging er mit seinem Mentor Dieter Janz an die Freie Universität Berlin, wo er sich 1977 mit einer Abhandlung über „Psychosen bei Epilepsie“ habilitierte und 1979 zum Professor ernannt wurde. 1985 wurde er an die Epilepsieklinik Mara (heute Krankenhaus Mara) in Bethel (Bielefeld) berufen, die sich unter seiner Leitung zu einem Forschungszentrum für epileptische Erkrankungen mit neuen Abteilungen für Epilepsiechirurgie, Psychotherapie bei Anfallskrankheiten und Epilepsierehabilitation entwickelte.
Nach seinem altersbedingten Ausscheiden als Ärztlicher Leiter der Epilepsieklinik Mara ging er 2003 nach Dänemark als Professor für Neurologie mit Schwerpunkt Epilepsie an der Universitätsklinik Rigshospitalet in Kopenhagen (bis 2008). Parallel dazu arbeitete er als Oberarzt am Dänischen Epilepsiezentrum Filadelfia in Dianalund, dem er seit seiner Pensionierung 2014 als ehrenamtliches Mitglied der Forschungsgruppe weiter verbunden ist. In 2014 erhielt er eine Gastprofessur an der Universidade Federal de Santa Catarina in Florianópolis (Brasilien), der er seither als Mitglied des Postgraduiertenprogramms der Medizinischen Fakultät angehört. 2021 erhielt er eine Professur an der Abteilung für Neurologie des Universitätsklinikums Vilnius (Litauen).
Wolf ist verheiratet.
Wirken
BearbeitenSeit 1983 ist Wolf im Stiftungsrat der Stiftung Michael. 1996 gründete er die Europäische Epilepsie-Akademie (EUREPA), die sich in erster Linie der Entwicklung der Epileptologie besonders in Osteuropa, sowie dem französisch- und portugiesischsprachigen Afrika widmete. Durch die Akademie initiierte er das Fernstudienprogramm VIREPA der ILAE. Als ILAE-Präsident erklärte er Fortbildung zur ersten globalen Priorität der Organisation und rief 2007 die jährliche Ostsee-Sommerschule für Epilepsie (Baltic Sea Summer School – BSSSE) ins Leben, die er seither leitet. Ebenso ist er der jährlichen Lateinamerikanischen Sommerschule für Epilepsie (LASSE) in São Paulo eng verbunden.
Zusammen mit seiner Frau gründete er 2002 aus privaten Mitteln die Epilepsiestiftung Wolf.[1] Die Stiftung fördert Forschung, Bildung und Strukturverbesserungen und vergibt u. a. den jährlichen Dieter Janz-Preis[2] zur Förderung des epileptologischen Nachwuchses.
Ämter
- 1981–1989 Vorsitzender der Kommission für Klassifikation und Terminologie der International League against Epilepsy (ILAE)[3]
- 1987–1989 1. Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie (DGfE)
- 1994–1995 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie
- 1993–2001 Generalsekretär der ILAE
- 2005–2009 Präsident der ILAE
- 2009–2013 Past President der ILAE
Auszeichnungen (Auswahl)
Bearbeiten- 1982: Ambassador for Epilepsy der Internationalen Liga gegen Epilepsie (International League against Epilepsy, ILAE) und des Internationalen Büros für Epilepsie (International Bureau for Epilepsy, IBE)
- 2002: European Epileptology Award der ILAE
- 2009: Otfrid Foerster – Medaille der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie (DGfE)
- 2013: Romberg – Glas der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN)
- 2023: Lifetime Achievement Award der ILAE und IBE 2023
Wolf korrespondierendes Mitglied und Ehrenmitglied mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften im In- und Ausland.
Publikationen (Auswahl)
BearbeitenWolf ist Autor von rund 500 Publikationen über Epilepsie, die als Bücher oder in Fachzeitschriften erschienen sind.
- Geschlechtswechsel bei Hermaphroditen. Dissertation, Heidelberg 1968.
- Psychosen bei Epilepsie, ihre Bedingungen und Wechselbeziehungen zu Anfällen. Habilitationsschrift, Berlin 1976.
- Als Hrsg.: Epileptic Seizures and Syndromes, with Some of their Theoretical Implications. J. Libbey, London 1994.
- Mit S. Shorvon, u. a.: International League against Epilepsy 1909–2009. A Centenary History. Wiley-Blackwell, Oxford 2009.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Prof. Dr. Peter & Jytte Wolf – Stiftung für Epilepsie
- ↑ Susanne Fey: Zum Tod von Prof. Dieter Janz, Nachruf, epiKurier, Ausg. 1, 2017, abgerufen am 14. Februar 2025.
- ↑ Commission on Classification and Terminology of the ILAE (Hrsg.): Proposal for Revised Classification of Epilepsies and Epileptic Syndromes. In: Epilepsia. 30, 1989, S. 389–399.
Hochschullehrer (Universität Kopenhagen)
Personendaten | |
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NAME | Wolf, Peter |
ALTERNATIVNAMEN | Wolf, Traugott Peter (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Neurologe, Epileptologe und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 21. Dezember 1938 |
GEBURTSORT | Winnenden |