Pfaffendorf (Rietz-Neuendorf)

Ortsteil von Rietz-Neuendorf, Landkreis Oder-Spree, Brandenburg

Pfaffendorf (niedersorbisch Popojce) ist ein Ortsteil der Gemeinde Rietz-Neuendorf im Landkreis Oder-Spree im Land Brandenburg.

Pfaffendorf
Koordinaten: 52° 16′ N, 14° 10′ OKoordinaten: 52° 15′ 58″ N, 14° 9′ 46″ O
Höhe: 109 m ü. NHN
Fläche: 16,7 km²
Einwohner: 347 (1. Jan. 2012)[1]
Bevölkerungsdichte: 21 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 2001
Postleitzahl: 15848
Vorwahl: 033672
Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr
Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr

Geographische Lage

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Das Dorf liegt nördlich des Gemeindezentrums. Östlich ist der Ortsteil Sauen. Es folgen im Uhrzeigersinn die weiteren Ortsteile Görzig, Groß Rietz, Herzberg sowie Wilmersdorf. Zum Ort gehört der Wohnplatz Lamitsch, der sich südlich an den historischen Dorfkern anschließt, sowie der nördlich gelegene, bewohnte Gemeindeteil Kunersdorf. Pfaffendorf liegt auf der Beeskower Platte und besitzt einige Erhebungen wie den Scheuerberg, den Schwarzberg oder den Rodelberg. Der nordöstliche sowie der südwestliche Teil der Gemarkung ist bewaldet. Der verbleibende Teil wird überwiegend landwirtschaftlich genutzt.

Geschichte und Etymologie

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Bei archäologischen Grabungen wurden im Ort Pfaffendorf mittelalterliche Keramikreste gefunden, die auf eine frühe Besiedelung hinweisen. Urkundlich erwähnt wurde Pfaffendorf erst 1418. Der Name soll sich aus einer Sage ableiten, in der sich auf einer der Erhebungen um den Ort ein heiliger Hain befunden haben soll. Auf dem Gipfel dieses Ortes soll ein verhülltes Götzenbild gestanden haben, das bei Feierlichkeiten vom Pfaffen enthüllt wurde.[2] In den Jahren 1736 und 1737 errichteten Handwerker im Ort eine Dorfkirche. 1926 hatte Pfaffendorf 211 Einwohner.[3]

Der bewohnte Gemeindeteil Ort Kunersdorf wurde mehrere Jahrhunderte gesprägt durch ein Rittergut, teils mit Flächen in Lamitsch, welches seit etwa 1810 der Familie von Gersdorff gehörte, zuerst Christian Wilhelm von Gersdorff-Tauchritz (1777–1829).[4] Ihm folgte die beiden Landräte Paul Max von Gersdorff und dessen wohlhabender Sohn Edwin von Gersdorff (1846–1920), ebenso[5] Landrat des Kreises Beeskow-Storkow. Vor 1930 betrug die Betriebsgröße des Rittergutes Cunersdorf, so die damalige Schreibweise, 370 ha, und war zu jener Zeit verpachtet.[6] Letzter Vertreter der Familie als Gutsherr bis zur Bodenreform 1945/48[7] wurde der Oberst und Ritterschaftsrat Hans-Henning von Gersdorff (1886–1965).[8][9] Kunersdorf wurde 1945 aus Pfaffendorf ausgegliedert und gehörte seit dem 1. Juli 1950 wieder zur Gemeinde.

Am 1. April 1938 wurde die südlich von Pfaffendorf gelegene Nachbargemeinde Lamitsch eingemeindet. Dort bestanden ein 106 ha großes Gut im Besitz und unter Verwaltung der Familie Hans-Georg Schultze[10] und eine Molkerei in der Hand der Familie Roggatz.[11] Auf dem Hof der Familie Walter Niesche in Lamitsch wurden 1965 rund 2000 Silbermünzen aus dem Zeitraum zwischen 1270 und 1290 gefunden. Sie wurden wahrscheinlich im 13. und 14. Jahrhundert vergraben. Bei Bauarbeiten neben dem Wohnhaus sei man auf einen Tonkrug gestoßen, welcher sie hervorbrachte. Der Hof sei nie im Besitz einer anderen Familie gewesen – es handle sich also in gewisser Weise um einen Familienschatz. Die Münzen zeugen von einer möglichen früheren Besiedlung des Ortes. Das Ereignis ist als „mittelalterlicher Münzschatzfund von Pfaffendorf-Lamitsch“ nicht nur in die Geschichte des Ortes eingegangen, sondern erlangte auch überregionale Bedeutung.

2001 wurde der Ort nach Rietz-Neuendorf eingemeindet. 2018 feierte der Ort seine 600-Jahr-Feier.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Dorfkirche Pfaffendorf
  • Dorfkirche Pfaffendorf aus den Jahren 1736 und 1737
  • Dorfanger mit Dorfteich sowie Glockenstuhl mit Glocke aus dem Jahr 1593 in Lamitsch

Wirtschaft und Infrastruktur

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Wirtschaft

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Einige Landwirte haben sich zu einer Agrargenossenschaft zusammengeschlossen. Neben einigen Kleingewerbetreibenden existiert im Ort eine Werbeagentur.

Die Bundesstraße 168 führt in Nord-Süd-Richtung durch Pfaffendorf. Die Buslinie 403 verbindet den Ort mit Fürstenwalde/Spree und Beeskow.

Die Kreisbahn Fürstenwalde–Beeskow ist in diesem Abschnitt stillgelegt.

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Commons: Pfaffendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Müllers Großes Deutsches Ortsbuch 2012: Vollständiges Ortslexikon. 33. überarb. und erw. Ausg., Walter de Gruyter, Berlin und Boston 2012, S. 1080. ISBN 978-3-11-027420-2. Online/Detail
  2. Pfaffendorf, Hrsg. Kultur- und Heimatverein Pfaffendorf e. V., Lamitsch, Rietz-Neuendorf, abgerufen am 19. Februar 2024.
  3. Kreiskalender für den Kreis Beeskow-Storkow 1926, Hrsg. Kreisausschuss, Beeskow 1926, S. 72. Reprint: Klaus D. Becker, Potsdam 2021. ISBN 978-3-88372-335-8.
  4. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Teil A (Uradel). 1942. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft (DAG). Jahrgang 41, Justus Perthes, Gotha 1941, S. 176 f.
  5. Rudolf Martin: Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in Preußen, Verlag W. Herlet GmbH, Berlin 1912, S. 851. Online
  6. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts. in: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band VII, 4. Auflage, Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern GmbH, Leipzig 1929, S. 15.
  7. Enteignung Hans Hennig von Gersdorff, Gut Kunersdorf (Großgrundbes.); 1945-1948 (Akte), in: BLHA Potsdam, 250 B-St/Füwa 2042.
  8. Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler, Jürgen Thiedicke von Flotow, Walter von Hueck: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser A (Uradel), Band III, Band 15 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Glücksburg/Ostsee 1957, S. 206 f. ISSN 0435-2408
  9. Walter von Hueck: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser. A (Uradel), Band XV, Band 71 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg (Lahn) 1979, S. 180 f. ISSN 0435-2408
  10. Güter-Adressbuch der Provinz Brandenburg 1907, 1. Auflage, Hrsg. Paul Niekammer, Selbstverlag, Stettin August 1907, S. 16 f. Reprint: BoD Norderstedt, Klaus D. Becker Verlag, Potsdam 2022. ISBN 978-3-88372-376-1.
  11. Ernst Seyfert: Güter-Adressbuch der Provinz Brandenburg. Handbuch der Königlichen Behörden, 2. Auflage, in: Niekammer`s Güter-Adressbücher, Band VII, Reichenbach`sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, S. 18 f.