Pferdsbroich

Naturschutzgebiet in Nordrhein-Westfalen

Der Pferdsbroich, manchmal auch Pferdebroich [sic!] genannt,[Anm. 1] ist ein unter Naturschutz stehendes Bruchwald-Gebiet (dialektal Broich, gesprochen Brooch) nahe Korschenbroich im Rhein-Kreis Neuss in Nordrhein-Westfalen.[2][3]

Pferdsbroich (Pferdebroich)

IUCN-Kategorie IV – Habitat/Species Management Area

Infotafel am Rande des Pferdsbroiches

Infotafel am Rande des Pferdsbroiches

Lage Korschenbroich, NRW, Deutschland
Fläche 36 ha
Kennung NE-009
Biotop: BK-4705-0058
WDPA-ID 164997
Geographische Lage 51° 14′ N, 6° 33′ OKoordinaten: 51° 13′ 30″ N, 6° 32′ 38″ O
Pferdsbroich (Nordrhein-Westfalen)
Pferdsbroich (Nordrhein-Westfalen)
Einrichtungsdatum 1987/1990[1]
Verwaltung Rhein-Kreis Neuss

Lage und Umgebung

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Der Pferdsbroich liegt zwischen dem Korschenbroicher Stadtteil Kleinenbroich (im Süden) und den Nachbarorten Kaarst-Vorst (im Osten) und Willich-Schiefbahn (im Nordwesten). Im Norden grenzt das Gebiet an die Landesstraße L 390 und die ehemals daneben verlaufende, inzwischen zurückgebaute Bahnstrecke Neuss–Viersen, noch etwas weiter nördlich verläuft die Autobahn A 52.

Im Westen liegt in einiger Entfernung der Regionalflugplatz Mönchengladbach, dessen geplanter Ausbau 2002/2003 unter anderem auch zur Vermeidung von vermehrten Störungen durch Fluglärm im Naturschutzgebiet Pferdebroich abgelehnt wurde.[4][5]

Parallel zur L390 zieht sich im Norden der Nordkanal entlang. Östlich der u.g. Baggerseen fließt der Jüchener Bach vorbei, der ein kurzes Stück weiter in den Nordkanal mündet.

 
Laufender Kiesabbau im Baggersee südlich des Pfersbroiches

Im Osten und Süden des Gebietes liegen zwei Baggerseen der Kaarster Seenplatte, aus denen von der Firma CEMEX (vormals Readymix) Kies und Sand als Baustoff gewonnen wird.[6] Der östliche See, Pferdsbroichsee oder Bressersee genannt, wurde nach Abschluss des Kiesabbaus (2011) als Naturraum gestaltet und ergänzt nun das benachbarte Naturschutzgebiet.[7] Neben dem großen Baggersee wurden einige kleinere, flache Tümpel als Laichgewässer für Fische und Lebensraum für Amphibien angelegt.[8] Mit dem südlichen See soll nach Ende der Auskiesung (geplant bis 2014) ähnlich verfahren werden.[9]

Das Naturschutzgebiet Pferdsbroich ist eingebettet in die Landschaftsschutzgebiete Jüchener Bachaue im Osten und Trietbachaue / Raderbroicher Busch / Hoppbruch im Westen.[10]

Der Pferdsbroich liegt am äußersten Rand des Einflussbereiches der Sümpfung (Grundwasserabsenkung) für den etwa 15 km weiter südlich liegenden Tagebau Garzweiler. Hieraus folgt aber nur eine geringfügige Absenkung der Wasserstände im Gebiet.[11] Gravierender wirkte sich auf die Feuchtigkeit die Eindeichung des Rheines[2] und der Kiesabbau aus.[8]

Biotopstruktur

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Der Pferdsbroich ist ein für die Region Niederrhein typisches Auwald-Gebiet in einer verlandeten Altstromrinne (niederrheinisch Kendel) des stark mäandrierenden und verwilderten Ur-Rheines.[1] Mit zunehmender Verlandung entstand im Laufe des Holozän in der Niederung ein Niedermoor aus Bruchwald und sumpfigen Gewässern.[2][4][12]

Am Rande des Au- und Bruchwaldes liegen einige extensiv landwirtschaftlich genutzte Feuchtwiesen, Wildäcker sowie die oben erwähnten Baggerseen.[1] Der Pferdsbroich bildet den Lebensraum für zahlreiche feuchtigkeitsliebende Tier- und Pflanzenarten, darunter auch einige gefährdete Arten:[13][14]

Der Baumbestand reicht je nach Feuchtigkeit von Walzenseggen-Erlenbruchwald an den nassesten Standorten über Pappel-, Traubenkirschen-Erlen-Eschenwald und Stieleichen-Hainbuchenwald bis hin zu teilweise aufgeforstetem Mischwald aus Esche, Linde, Ahorn und Eiche in den trockenen Bereichen.[3][1]

Zu den seltenen und gefährdeten Pflanzenarten zählen unter anderem Schlangenwurz, Sumpfdotterblume, Steife Segge, Hirse-Segge, Herbstzeitlose, Wasserfeder, Geflügeltes Johanniskraut, Fieberklee, Ähriges Tausendblatt, Großes Flohkraut, Gelbe Wiesenraute und Sumpf-Lappenfarn.[3]

Als ökologisch bedenklich wird die vorhandene Ansiedlung der Herkulesstaude angesehen.[1] Die Ausbreitung des für Menschen gefährlichen Neophyten wird bekämpft.[15]

Als Lebensraum für Tiere ist der Pferdsbroich vor allem als Amphibienstandort bedeutsam und schützenswert.[1] Deren Population war jedoch in den letzten Jahrzehnten aufgrund von Einflüssen durch den Kiesabbau, Sümpfung und natürliche Fluktuation stark schwankend.[8][2]

Anmerkungen

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  1. Der Name „Pferdebroich“ für das Naturschutzgebiet wurde wahrscheinlich irrtümlich vergeben. In Kartenwerken und sonstige offiziellen und historischen Quellen wie auch in den Medien und sogar auf der Infotafel zum Naturschutzgebiet vor Ort (siehe Bild) heißt das Gebiet stets „Pferdsbroich“. Anders als der Name es vermuten lässt, hat der Bruch tatsächlich wohl nichts mit Pferden zu tun, sondern der Name entstand aus der keltischen Bezeichnung Pert, was so viel wie Furt oder Brücke bedeutet (siehe Alfred Hunold: Das letzte Indogermanisch lebte noch lange – in der Umgebung von Korschenbroich: Über ein vermutetes Rückzugsgebiet der Eburonen am Niederrhein. BoD – Books on Demand, 2012, ISBN 978-3-8423-5882-9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).).
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Commons: Naturschutzgebiet Pferdsbroich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Naturschutzgebiet „Pferdsbroich“ (NE-009) im Fachinformationssystem des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen, abgerufen am 10. März 2017.
  2. a b c d Infotafel vor Ort
  3. a b c Naturschutzgebiet Pferdsbroich. Haus der Natur – Biologische Station im Rhein-Kreis Neuss e. V., archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Mai 2013; abgerufen am 2. Dezember 2013.
  4. a b Walter Normann: Raumverträglichkeitsstudie: Ausbau des Regionalflughafens Mönchengladbach. Raumverträglichkeitsstudie gemäß § 14 Abs. 3 LPlG. 17. Änderung des Gebietsentwicklungsplanes für den Regierungsbezirk Düsseldorf (GEP ’99) im Gebiet der Städte Mönchengladbach, Korschenbroich und Willich. Bezirksregierung Düsseldorf, März 2003 (Volltext [PDF]).
  5. Landschaftsbeirat ließ sich über die Pläne zur Flughafenerweiterung informieren: „Wir haben schon einmal Bedenken formuliert“. In: Neuß-Grevenbroicher Zeitung (NGZ). 15. März 2003 (Text online).
  6. Rheinkieswerk Kleinenbroich. KSV Kies & Splitt GmbH Rhein-Ruhr, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. März 2013; abgerufen am 2. Dezember 2013.
  7. Readymix will Auskiesungsflächen erweitern. In: Neuß-Grevenbroicher Zeitung. 26. Februar 2003 (Volltext im Online-Archiv).
  8. a b c Korschenbroich: Lebensraum für Erdkröten und Frösche. In: Neuß-Grevenbroicher Zeitung. 26. Juli 2010 (Volltext im Online-Archiv).
  9. Korschenbroich: Ein neuer See in Kleinenbroich. In: Neuß-Grevenbroicher Zeitung. 8. März 2011 (Volltext im Online-Archiv).
  10. Rhein-Kreis Neuss – Der Landrat. Amt für Entwicklungs- und Landschaftsplanung (Hrsg.): Landschaftsplan Teilabschnitt I, II, III, V, VI, inclusive Altverordnung der Bezirksregierung. Maßstab 1:25000. April 2009 (Online als PDF).
  11. H. Düllmann: Grundwasserproblematik im Stadtgebiet Korschenbroich – Konzeptvorschläge für langfristige Lösungen zur Abwendung von Gebäudeschäden. Gutachten im Auftrag der Stadt Korschenbroich. Korschenbroich/Aachen Mai 2001 (Volltext als PDF).
  12. Simon Hopf: Auf den Spuren der Eiszeiten. Reihe Streifzug Natur- und Landschaftserlebnisse im Rhein-Kreis Neuss, 4. Folge: Gletscher, der Rhein und eine alte Flussinsel. In: Rheinische Post. 11. August 2009 (Volltext im Online-Archiv der RP).
  13. Simon Hopf: Abenteuer im Pferdsbroich: Im tiefen Dickicht (= Streifzug Natur und Landschaftserlebnisse im Rhein-Kreis Neuss. 7. Folge). 28. August 2009 (Volltext im Online-Archiv).
  14. NGZ-„Streifzug“ durchs Pferdsbroich: Abenteuer im Bruchwald. Neuß-Grevenbroicher Zeitung, 28. August 2009, abgerufen am 2. Dezember 2013.
  15. Amt für Stadtplanung und Bauordnung der Stadt Korschenbroich (Hrsg.): Vorsicht Herkulesstaude!!! Informationsbroschüre. (Download als PDF).