Philipp II. von Nassau-Idstein

Graf von Nassau-Wiesbaden (1536-1566)

Graf Philipp II. von Nassau-Idstein, auch als "der Jungherr" bezeichnet (* 1516 in Idstein; † 3. Januar 1566 in Burg Sonnenberg), war Regent von Nassau-Wiesbaden-Idstein.

Epitaph von Philipp II. von Nassau-Idstein

Die Grafschaft Nassau-Idstein, teilweise und zeitweise auch als 'Nassau-Wiesbaden-Idstein'[1] bezeichnet gehörte dem Oberrheinischen Reichskreis an. Philipp II. gehörte dieser Grafenlinie an die vom Adolf I. gegründet wurde.

Philipp II. wurde im Jahre 1516 als Sohn von Philipp I. von Nassau-Idstein und dessen Ehefrau Adriana von Hennegau-Bergen (* 9. März 1495; † 27. Juni 1524) geboren.[2] Graf Philipp „der Jungherr“ (im Gegensatz zu seinem Vater, welcher als „der Altherr“ tituliert wurde) erhielt seine Erziehung in den Niederlanden, wo er auch seine Jugend verbrachte.

Philipp I. nahm hinsichtlich der Reformation eine eher passive Haltung ein, er selbst blieb zeitlebens katholisch. Seine Herrschaft teilte er unter den Söhnen Adolf und Philipp II. auf. Adolf erhielt den Amtsbereich Idstein,[3] Philipp den Amtsbereich Wiesbaden. Da jedoch Adolf noch vor seinem Vater starb, ging die Herrschaft Idstein an Philipp II. über, welcher in den letzten Regierungsjahren des Vaters bereits als Mitregent eingesetzt war. Den jüngsten Sohn Balthasar ließ der Altherr 1535 in den Deutschen Orden eintreten.

Nach dem Tod seines Vaters, Graf Philipps 'des Altherrn' von Nassau-Idstein, übernahm der Sohn Philipp 1558 die Gesamtregierung und führte nach Aufhebung des Idsteiner Stifts[4] die Reformation durch. Am 26. Juni 1553 tat Graf Philipp II. – bereits in seiner Zeit als Mitregent – den definitiven Schritt zur Durchsetzung der Reformation in Idstein mit der Berufung von Nikolaus Gompe (* 1514; † 1595) zum Predigeramt in Idstein.[5] Auch in Mosbach-Biebrich[6] war er bestrebt die Reformation durchzuführen, hier schien jedoch die Situation komplizierter zu sein. Kirchenrechtlich gehörte die Mosbacher Pfarrgemeinde zum Kloster Eberbach im Rheingau. Als Patronatsherr setzte der Abt von Eberbach den jeweiligen Pfarrer ein und bestimmte dadurch die religiöse (also katholische) Ausrichtung der Pfarrangehörigen. Jetzt versuchte jedoch Philipp II. die katholischen Zeremonien einzustellen und sich an den 1555 zu Augsburg vereinbarten Religionsfrieden zu halten.[7] Doch das Kloster von Eberbach war damit nicht einverstanden. In den nun folgenden Auseinandersetzungen drohte der Graf damit, den Zehnten von Mosbach einzubehalten. Da gab das Kloster nach, da es auf die Einnahmen aus Mosbach dringend angewiesen war. Der katholische Pfarrer wurde abgezogen und 1560 kam Johannes Lorsbach aus Oestrich im Rheingau als erster evangelischer Pfarrer nach Mosbach.[8]

Doch erst 1609 konnte die Reformation in der gesamten Grafschaft Nassau-Idstein(-Wiesbaden) durch die Einführung der Nassau-Saarbrückensche Kirchenordnung und Agende zu einem endgültigen Abschluss gebracht werden. Nassau-Idstein war damit ein lutherisches Territorium geworden, während der nördliche Nachbar Nassau-Dillenburg zu einem Vorreiter des reformierten Protestantismus wurde.

Philipp II. war unverheiratet, blieb ohne Nachkommen und starb am 3. Januar 1566 auf der Burg Sonnenberg. Seine sterblichen Überreste wurden in der ehemaligen Mauritiuskirche zu Wiesbaden bestattet. Die Herrschaft Wiesbaden übernahm sein jüngerer Bruder Balthasar[9] (die Herrschaft Idstein ist ihm bereits 1564 übertragen worden). Balthasar starb jedoch bereits zwei Jahre nach Philipps Tod. Es folgten noch zwei Regenten über Nassau-Idstein: Balthasars Sohn Johann Ludwig I. (* 1567; † 1596) und der Enkel Johann Ludwig II. (* 1596; † 1605). Mit diesem starben die Grafen der Linie Nassau-Idstein aus. Die Herrschaft wurde von der Nassau-Weilburg-schen Grafenlinie übernommen.

Literatur

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  • Friedrich Otto: Philipp I. (Graf zu Nassau-Idstein und Wiesbaden). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 26, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 13 f.
  • Biebrich am Rhein 874–1974. Chronik herausgegeben von Rolf Faber, Wiesbaden 1974 (184 Seiten).
  • Rolf Faber: Die Reformation in Mosbach-Biebrich. In: Biebricher Geschichtsblätter. Heft 1, Wiesbaden-Biebrich 1984.
  • Rolf Faber: Moskebach – Biebrich – Mosbach, 991–1991. Wiesbaden–Biebrich 1991 (120 Seiten).
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Einzelnachweise

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  1. Die Grafen von Nassau-Idstein hatten zwar nur ein kleines Herrschaftsgebiet, zu dem außer den Ämtern Idstein und Wiesbaden nur Anteile am gemeinschaftlichen Amt Nassau an der Lahn und einige Dörfer der Umgebung gehörten, doch waren von 1346 bis 1475 vier Söhne dieser Familie Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz: Gerlach von Nassau, Adolf I. von Nassau, Johann II. von Nassau, Adolf II. von Nassau (zit. in Biebrich am Rhein, S. 29; siehe auch Literatur).
  2. Aus dieser Ehe gingen sechs Kinder hervor, davon drei Söhne, die das Erwachsenenalter erreichten: Philipp (* 1516; † 1566), Adolf (* 1518; † 1556) und Balthasar (* 1520; † 1568)
  3. Im November 2015 wurde Idstein zur „Reformationsstadt Europas“ ernannt. (Grund: Gründung der „Nassauischen Union“ im Jahre 1817).
  4. Juristisch fand das Stift sein Ende als katholische Einrichtung bereits am 20. Juli 1553, als Graf Philipp II. die rechtliche und wirtschaftliche Selbständigkeit des Stiftes an sich zog.
  5. In Wiesbaden wurde die Reformation bereits 1543 eingeführt. Erster Pfarrer war Wolf Dentheners. Das Kloster Klarenthal wurde 1553 aufgelöst.
  6. Mosbach war einst ein eigenständiges Dorf, das in späterer Zeit in der Kleinstadt Biebrich aufgegangen ist. Biebrich existierte früher als selbstständige Kleinstadt und wurde am 1. Oktober 1926 zu Wiesbaden eingemeindet. Seither heißt der Stadtteil Wiesbaden-Biebrich.
  7. Ubi unus dominus, ibi una sit religio ‚Wo ein Herr ist, da sei auch eine Religion‘: d. h. wer die Herrschaft im Lande ausübt, bestimmt auch die Religionszugehörigkeit der Untertanen.
  8. Rolf Faber: Moskebach..., S. 30. (siehe Literatur)
  9. Nach dem Tod des Vaters trat Balthasar aus dem Deutschen Orden aus und heiratete am 9. Juni 1564 Gräfin Margarethe von Isenburg-Büdingen (* 1542; † 1613). Aus der Ehe ging der Sohn Johann Ludwig I. hervor.