Phoenix Mecano

Schweizer Unternehmen

Die Phoenix Mecano AG mit Sitz in Stein am Rhein ist ein international tätiges Schweizer Technologieunternehmen in den Bereichen der Gehäusetechnik und industriellen Komponenten. Das Unternehmen stellt technische Gehäuse, Elektronikbauteile, Verstellmotoren und Systemintegrationen her. Phoenix Mecano beschäftigt rund 7'000 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2023 einen Umsatz von 783,1 Millionen Euro.[1] Das Unternehmen ist an der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange kotiert.[2]

Phoenix Mecano AG

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Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN CH1261338102
Gründung 1975
Sitz Stein am Rhein, Schweiz Schweiz
Leitung
  • Benedikt Goldkamp
    (VR-Präsident)
  • Rochus Kobler
    (CEO)
  • René Schäffeler
    (CFO)
  • Ines Kljucar
    (CCO)
  • Lothar Schunk
    (COO)
Mitarbeiterzahl ca. 7'000
Umsatz 783,1 Mio. Euro[1]
Branche Elektronikzulieferer
Website phoenix-mecano.com
Stand: 31. Dezember 2023

Geschichte

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Hauptsitz von Phoenix Mecano
 
Pick-to-light-Arbeitsplatz
 
Aluminiumgehäuse

Gründung und Börsengang

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Das Unternehmen wurde 1975 unter dem Namen Phoenix Maschinentechnik AG gegründet. Das erste Tätigkeitsgebiet umfasste die Herstellung und den Vertrieb technischer Gase für die Schweissindustrie. Über das Gas kam das Unternehmen zum Schweissbrenner und befasste sich fortan damit. 1976 stieg das Unternehmen in den Bereich für Gehäuse für elektronische Geräte ein. Im selben Jahr übernahm Phoenix seinen schärfsten Wettbewerber.[3][4]

Durch die Übernahme des Unternehmens Hartmann, das elektrotechnische Bauteile herstellt, stärkte das Unternehmen seine Position als Anbieter von Komponenten für die Industrieelektronik.[3] 1986 wurde der Firmenname in Phoenix Mecano AG abgeändert.

1988 folgte der Börsengang.[5][6] Zu dieser Zeit war Phoenix Mecano vorwiegend in der Herstellung von Gehäusetechnik, mechanischen und elektromechanischen Komponenten tätig.[4]

Ausweitung der Geschäftsaktivitäten

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In den Jahren nach dem Börsengang beschäftigte sich das Unternehmen verstärkt mit Nebenprodukten, die von Entwicklern, Ingenieuren und Maschinenbauern nicht als strategisch betrachtet wurden. Dadurch übernahm Phoenix Mecano die Rolle eines Outsourcing-Partners. In den 1990er Jahren lagerte die Industrie zunehmend komplexere Komponenten und Subsysteme aus, was Phoenix Mecano als Zulieferer die Möglichkeit bot, einen grösseren Anteil an der Wertschöpfung zu übernehmen. Weiter begann das Unternehmen, Märkte ausserhalb des Maschinenbaus und der Industrieelektronik zu bedienen.[7] Das Geschäft wurde um die Märkte Lifestyle-Möbel, Medizintechnik, Öl & Gas sowie Solartechnik erweitert. 1996 stieg Phoenix Mecano zudem in den Markt in China ein[8] und 1998 wurde eine Produktionsstätte in Tunesien erworben.[9]

In den 2000er Jahren folgten Übernahmen in Italien und Frankreich.[10] Durch diese wurde der Geschäftsbereich der Gehäusetechnik ausgeweitet.[11] 2014 wurde das Unternehmen Redur übernommen und die Geschäftstätigkeit um den Bereich Messwandler und Transformatoren erweitert.[12]

Neuere Entwicklungen

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Zum 1. Januar 2021 wurde unter dem Namen DewertOkin Technology Group ein eigener Geschäftsbereich gebildet, im Hinblick auf einen möglichen Teilbörsengang in China.[8][13] Damit änderte Phoenix Mecano 2021 die Spartenstruktur in die drei Sparten Enclosure Systems, Industrial Components und DewertOkin Technology Group.[13] 2022 wurden die Geschäftsaktivitäten gestrafft und sämtliche Anteile an der Phoenix Mecano Digital Elektronik GmbH sowie der Phoenix Mecano Digital Tunisie an die Schweizer Cicor verkauft.[14][15]

2023 setzte Phoenix Mecano die Weiterentwicklung der Sparte Industrial Components fort und veräusserte die Geschäftseinheit Rugged Computing an die Kontron-Gruppe.[16]

Ebenfalls 2023 eröffnete Phoenix Mecano in China nach einer Bauzeit von fünf Jahren einen neuen Industriepark auf einer Fläche von 15 ha. Dieser wurde gleichzeitig der neue Hauptsitz der Sparte DewertOkin Technology Group und ersetzte fünf davor bestehende Fertigungsstätten. Für den Industriepark investierte Phoenix Mecano knapp 100 Millionen Schweizer Franken.[17][18]

Unternehmensstruktur

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Die Phoenix Mecano AG mit Sitz in Stein am Rhein ist Teil der Phoenix-Mecano Gruppe. Die Unternehmensgruppe erzielte im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von 783,1 Millionen Euro.[1] Präsident des Verwaltungsrates ist Benedikt Goldkamp, die Geschäftsleitung haben Rochus Kobler, René Schäffeler, Ines Kljucar und Lothar Schunk inne.[19][20]

Seit 1988 ist Phoenix Mecano an der Schweizer Börse notiert. Die Gründerfamilie Goldkamp hält eine Beteiligung von 34,6 %.[21]

Standorte und Tochtergesellschaften

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Die Gruppe ist international aktiv. Ihre wichtigsten Produktionsstätten und Entwicklungszentren liegen in Deutschland, Ungarn, Tunesien, Indien und China.[22] Phoenix Mecano ist in der Schweiz an zwei Standorten präsent. In Stein am Rhein befindet sich der Hauptsitz der Holding sowie die Phoenix Mecano Solutions AG, welche die Produkte der verschiedenen Tochtergesellschaften in der Schweiz vertreibt. In Kloten hat die Phoenix Mecano Management AG ihren Sitz, von wo aus die Gruppe verwaltet wird.[23]

Weiterhin gehören zur Phoenix-Mecano Gruppe unter anderem die deutschen Tochtergesellschaften Rose Systemtechnik, Bopla Gehäuse Systeme, RK Rose + Krieger, Redur und PTR Hartmann.[24]

Tätigkeitsgebiete

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Die Phoenix Mecano-Gruppe ist in drei Sparten unterteilt: Enclosure Systems, Industrial Components und DewertOkin Technology Group.[25] Zu der Sparte Enclosure Systems gehören Industrie- und Elektronikgehäuse aus Aluminium, Edelstahl und Kunststoffen.[26] Die Sparte Industrial Components beinhaltet Komponenten und Systeme zur modularen Automatisierung und industriellen Digitalisierung samt Softwareentwicklung zur Digitalisierung von Produktionsprozessen.[27] Die DewertOkin Technology Group mit Hauptsitz in Jiaxing, Zhejiang, China, ist tätig in der Herstellung von Antriebs-, System- und Beschlagtechnik für elektrisch verstellbare Komfort- und Pflegemöbel. Das Unternehmen betreibt Produktionsstandorte in Europa, Nordamerika und Asien.[8][28][29]

Produkte

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Die Gehäuse-Produkte finden in diversen Industriezweigen Anwendung, während die explosionsgeschützten Gehäuse in Bereichen eingesetzt werden, in denen explosionsgefährdete Atmosphären auftreten.[30] Weiterhin zählen zu diesem Bereich Produkte wie ergonomische Arbeitsplatzsysteme, Panel-PCs, Industrie-PCs und Industriemonitoren, Folientastaturen, Kurzhubtaster und Touchscreens.[26] Zu den Produkten der Sparte Industrial Components gehören Lineareinheiten, Rohrverbinder, Ringkerntransformatoren, Codierschalter, induktive Bauelemente und Steckverbinder sowie Strommesssysteme, Transformatoren und Messwandler.[22][27] Die Antriebs-, System- und Beschlagtechnik der Gruppe findet Anwendung in intelligenten Möbeln im Wohn- und Pflegebereich wie Relaxsofas, Ruhesessel, Kinositze, Massagesessel und höhenverstellbare Schreibtische sowie in Kranken- und Pflegebetten.[29][31]

Nachhaltigkeit

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Seit 2022 veröffentlicht Phoenix Mecano jährlich einen Nachhaltigkeitsbericht, welcher die Massnahmen der Unternehmensgruppe festhält; die Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, den CO2-Ausstoss bis 2050 ganz zu vermeiden. Darüber hinaus sind die Produkte von Phoenix Mecano auf die Digitalisierung, Automatisierung und Dekarbonisierung ausgerichtet und finden beispielsweise Anwendung in der Wasserstoff-Industrie oder der Elektromobilität.[22]

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Einzelnachweise

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  1. a b c Geschäftsbericht 2023. In: Phoenix Mecano. Abgerufen am 22. Oktober 2024.
  2. Phoenix Mecano. In: SIX Group. Abgerufen am 22. Oktober 2024 (deutsch).
  3. a b Georges de Bréguy: Phönix aus der Asche. In: Handelszeitung. 31. Januar 2001, S. 47.
  4. a b Alice Baumann: Wir sind schlank und daher schnell. In: Handelszeitung. 5. Juli 2000, S. 29.
  5. Phoenix-Mecano an der Zuercher Boerse gehandelt. In: Handelsblatt. 7. Dezember 1988, S. 27.
  6. Phoenix-Mecano 1988 erfolgreich. In: Handelsblatt. 1. März 1989, S. 20.
  7. Geschichte. In: Phoenix Mecano. Abgerufen am 22. Oktober 2024 (deutsch).
  8. a b c Phoenix Mecano plant Börsengang in Shanghai. In: Schaffhauser Nachrichten. 24. November 2020.
  9. H. Richenberger: Beschleunigte Globalisierung von Phoenix Mecano. Elektrotechnische Komponenten als Wachstumsträger. In: Neue Zürcher Zeitung. 14. Mai 1998, S. 29.
  10. Preiskrieg drückt Margen von Phoenix Mecano. In: Handelsblatt. 8. Mai 2001, S. 17.
  11. Phoenix Mecano wird zum Telekom-Zulieferer. In: Handelsblatt. 8. August 2000, S. 16.
  12. Phoenix Mecano kauft zu. In: Neue Zürcher Zeitung. 25. Juni 2014, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 22. Oktober 2024]).
  13. a b Daniel Thüler: Phoenix Mecano ist gut ins 2021 gestartet. In: Schaffhauser Nachrichten. 22. April 2021.
  14. Phoenix Mecano verkauft Anteile. In: Schaffhauser Nachrichten. 16. November 2022.
  15. Cicor schliesst Kauf zweier Geschäftseinheiten von Phoenix Mecano ab. In: Finanz und Wirtschaft. 23. Januar 2023, abgerufen am 22. Oktober 2024.
  16. Phoenix Mecano trennt sich von Geschäftseinheit Rugged Computing. In: FuW. 28. August 2023, abgerufen am 22. Oktober 2024.
  17. Phoenix Mecano eröffnet in China einen Industriepark. In: Schaffhauser Nachrichten. 17. November 2023.
  18. Karim Serrar: Phoenix Mecano: Was kommt nach der Super-Dividende für 2023? In: Schweizer Aktien. 5. Juni 2024, abgerufen am 22. Oktober 2024 (deutsch).
  19. Sesselwechsel. In: Handelszeitung. 13. Juni 2013, S. 20.
  20. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung. In: Phoenix Mecano. Abgerufen am 22. Oktober 2024 (deutsch).
  21. Giorgio V. Müller: Phoenix Mecano im Aufwind. In: Neue Zürcher Zeitung. 11. August 2021, S. 27.
  22. a b c Karim Serrar: Phoenix Mecano: Nachhaltige Transformation durch Mega-Trends. In: Schweizer Aktien. 15. Mai 2023, abgerufen am 22. Oktober 2024 (deutsch).
  23. Firmenprofil. In: Phoenix Mecano. Abgerufen am 22. Oktober 2024 (deutsch).
  24. Standorte weltweit. In: Phoenix Mecano. Abgerufen am 22. Oktober 2024 (deutsch).
  25. Phoenix Mecano steigert Umsatz im 2023. In: Schaffhauser Nachrichten. 25. April 2024.
  26. a b Enclosure Systems. In: Phoenix Mecano. Abgerufen am 22. Oktober 2024 (deutsch).
  27. a b Industrial Components. In: Phoenix Mecano. Abgerufen am 22. Oktober 2024 (deutsch).
  28. Der Westen darf Peking nicht isolieren. In: Neue Zürcher Zeitung. 12. Juni 2024, S. 17.
  29. a b DewertOkin Technology Group. In: Phoenix Mecano. Abgerufen am 22. Oktober 2024 (deutsch).
  30. Ex Equipment von Rose. In: Rose Systemtechnik GmbH. Abgerufen am 22. Oktober 2024 (deutsch).
  31. Samuel Emch: Das Beispiel Phoenix Mecano – China wirbt am WEF um neue Investitionen aus dem Westen. In: Schweizer Radio und Fernsehen. 16. Januar 2024, abgerufen am 22. Oktober 2024.