Pietro Valnegro (auch Peter Valnegro, * um 1665 (?) in Verna d’Intelvi; † 25. März 1639 in Graz[1]) war ein Stadtmaurer in Graz, Hofbaumeister und Architekt.

Mausoleum Kaiser Ferdinand II., Katharinenkirche
Schloss Eggenberg

Herkunft aus Verna im Val d’Intelvi. Dieses Tal war Heimat berühmter Baumeister-, Steinmetz- und Stuckateurfamilien. Aus dem kleinen Dorf Verna stammen u. a. die Bertoletti, Solari und Valnegra.

Ein jüngerer Bruder war Simon Valnegro, er wurde auch ein Baumeister in Graz. Pietro heiratete Maria, Nachkommen aus dieser Ehe waren (eine Auswahl) 1611 Franz, 1615 Johann Baptist und 1616 Johann Carl, mit Giovanni Pietro de Pomis, Hofmaler, als Taufpaten.

Nach Marias Tod ehelichte der Witwer am 30. September 1618 Frau Magdalena, Witwe des Domenico C. Sohn Paul aus erster Ehe verheiratete sich am 26. August 1629 mit Helena, Tochter des Hans Ludwig, gewester Verwalter zu Landsberg sel. mit Justina. Die Witwe Magdalena starb am 6. April 1641 in Graz.

Verwandtschaft

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Der Architekt Santino Solari wurde 1576 in Verna geboren, seine Eltern waren Cristoforo Solari und Margherita, geborene Valnegra.[2]

 
St. Johann und Paul Kirchlein
 
Bürgergasse 13, hofseitig Reste der Dominikanerinnenkirche
 
Alte Universität, Hofgasse

Obervorsteher der Maurerzunft in Graz

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1617 Bericht einer kirchlichen Visitation des Bischofs Jakob Eberlein von Seckau bei der Zunft der Maurer und Steinmetzen in Graz. Obervorsteher der Maurerpoliere war Petrus Wolnegra, bei den Steinmetzen Bernardus Coleti.[3][4]

Stadtmaurer und Hofbaupolier

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In Graz gab es kurz nach 1600 einen neuen Hofbaupolier.[5]

Werke in Graz

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St. Johann und Paul Kirche

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Die kleine Bergkirche in Graz, Bezirk Wetzelsdorf war verfallen, so wandte sich 1589 Erzherzogin Maria von Innerösterreich an den Admonter Abt Johann IV. Hoffmann mit der Mahnung, das Kirchlein in besseren Stand zu setzen. Die Kirche wurde durch Baumeister Pietro Valnegro erweitert. Zu diesem Zeitpunkt war er noch nicht zum Hofbaupolier ernannt.[6][7]

Ehem. Dominikanerinnenkirche und Kloster in der Bürgergasse 13

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Heute steht in der Bürgergasse 13 ein Wohnhaus, 1599 ließen die Dominikanerinnen ihre dort befindliche Kirche umbauen, dokumentiert ist u. a. Pietro Valnegro.[8]

Alte Universität

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Die Alte Universität wurde 1607–1609 nach Entwürfen von Pietro Valnegro erbaut.[9]

Mariahilferkirche

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Die Stifter der Mariahilferkirche, Erzherzog Ferdinand III. von Innerösterreich und Hans Ulrich von Eggenberg beauftragten den Architekten Giovanni Pietro de Pomis. Sein Schüler Hofbaupolier Pietro ValnegroDie leitete von 1607 bis 1611 die Bauarbeiten.[10][11]

Renaissancefestung Schlossberg

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Der Festungsbaumeister Domenico dell’Allio lebte seit ca. 1530 in der Steiermark, der Vater war Maurermeister in Radkersburg. Er modernisierte die Festungsanlage. Die Bauarbeiten wurden im 17. Jahrhundert unter Mitwirkung italienischer Baumeister und Architekten weitergeführt. Pietro Valnegro lieferte 1608 „Ausgestaltungen und Entwürfe.“[12]

Ehem. Hofpfennigmeisteramt in der Hofgasse 2

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Erzherzog Ferdinand kaufte 1604 das Haus in der Hofgasse 2 und ließ es 1621 durch seinen Hofbaumeister Peter Valnegro zum Hofpfennigmeisteramt umbauen.[13][14]

Schloss Eggenberg

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Nach de Pomis Ableben, führte der Festungsbaumeister Laurenz van de Sype die Bauarbeiten am Schloss Eggenberg weiter. Bis das Gebäude unter den Polieren de Pomis, Pietro Valnegro und Antonio Pozzo fertiggestellt wurde.[15]

Katharinenkirche und Mausoleum

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Am 6. März 1633 starb Giovanni Pietro de Pomis, der Erbauer des Mausoleums. Kaiser Ferdinand II. bestimmte in Wien als Nachfolger Hofbaupolier Pietro Valnegro, der den Bau 1638 zu Ende führte, wobei er Änderungen am obersten Turmgeschoß vornahm.[16] Er bezog 1635 ein jährliches Gehalt von 50 Gulden, im Jahr darauf 70 Gulden. Der Turm wurde um ein Geschoß und die Laterne erhöht. Als Kaiser Ferdinand II. 1637 im Grazer Mausoleum beigesetzt wurde, war der Außenbau der Katharinenkirche und des Mausoleums weitgehend vollendet.[17]

Bonaventurakapelle in der Mariahilfkirche

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Die Bonaventurakapelle war eine kaiserliche Taufkapelle neben der Sakristei in der Mariahilfkirche wurde von 1635 bis 1639 von Baumeister Peter Valnegro errichtet.[18]

Werke in der Steiermark

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Feldbach Wehranlage – Tabor

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Der Feldbacher Tabor waren befestigte Häuser, die um die Pfarrkirche von Feldbach errichtet wurden. Die drei Tore dieser Wehranlage („Grazer Tor“) baute Pietro Valnegro von 1621 bis 1627 mit dem Steinmetzen Giovanni Mamolo.[19]

Ehem Provianthaus in Bad Radkersburg

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Das Zeughaus wurde im Jahre 1588 mit dem Baumeister Karl Marbl zeitgleich mit einem Provianthaus errichtet. Die beiden Gebäude waren über Höfe baulich verbunden. Im Innenhof zeigen sich über zwei Geschoße toskanische Säulenarkaden. 1639 erfolgte ein Umbau mit Pietro Valnegro.[20][21]

Burg Neu-Gleichenberg in Bad Gleichenberg, Bezirk Feldbach

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Die Trauttmansdorff ließen die Festung Gleichenberg von Peter Valnegro ausbauen.[22]

Werk in Slowenien

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Schloss Freudenau Črnci, Foto 2022

Schloss Freudenau – Herrenhaus in Črnci

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Die Geschichte der Barockarchitektur in Slowenien beginnt mit dem Herrenhaus Črnci im frühen 17. Jahrhundert. Das Schloss Freudenau dokumentiert auf slowenischem Boden die neue barocke Stilrichtung. Am Bau war mehrere Jahre lang der italienischstämmige Baumeister Pietro Valnegro bzw. Peter Vläneger aus Graz († 1639) beteiligt, der nach 1625 auch mit dem Bau des Rittergutes Eggenberg in Graz verbunden war.[23]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Matriken Grazer Stadtpfarrkirche Hl. Blut, Sterbebuch II. 1635–1641, S. 188, 1639 Ist bestattet worden der ehrenfeste und fürnembe Meister Peter Valnegro, Hofbaumeister und Bürger allhier, bei den Franziskanern.
  2. Süddeutscher Barock Santino Solari (1576 - 1646) (PDF; 0,8 MB), auf sueddeutscher-barock.ch
  3. Coletti, Bernhard. In: Artisti Italiani in Austria, Universität Innsbruck
  4. Die kirchliche Visitation des Bischofs Jakob Eberlein von Seckau in den Salzburger Pfarren des Herzogtums Steiermark 1617–1619. In: Hannes Naschenweng (Bearb.), Quellen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark, 2015. Visitationen 1617.(PDF, auf hlk.steiermark.at)
  5. Rochus Kohlbach, Steirische Baumeister. Grazer Domverlag, Graz 1961.
  6. Die St. Johann-und-Paul Kirche und das Gemälde der Schutzmantelmadonna. In: Angelika Hausegger, Geschlecht, Macht und die Gestaltung des öffentlichen Raumes in der Habsburgermonarchie und im Osmanischen Reich. Diplomarbeit Karl Franzens Universität Graz, 2015. S. 56. (PDF)
  7. Schweigert: Dehio Graz. S. 252.
  8. Schweigert: Dehio Graz. S. 31.
  9. Schweigert: Dehio Graz. S. 61.
  10. Zsuzsa Barbarics-Hermanik, Die Geschichte der Mriahilferkirche und des Minoritenklosters.Österreichische Akademie der Wissenschaften (Online auf oeaw.ac.at)
  11. Schweigert: Dehio Graz. S. 158, 161
  12. Zsuzsa Barbarics-Hermanik, Die Renaissancefestung auf dem Grazer Schlossberg ... Universität Graz. In: Der Grazer Schlossberg. Historisches Jahrbuch der Stadt Graz Bd. 49/50 (2019/2020), S. 93–128. (PDF)
  13. Graz-Deutschordenshaus. In: burgen-austria.com. Private Website von Martin Hammerl;
  14. Schweigert: Dehio Graz. S. 78.
  15. Schweigert: Dehio Graz. S. 242.
  16. Graz Mausoleum. In: Erich Hubala, Die Kunst des 17. Jahrhunderts (= Propyläen Kunstgeschichte. S. 285, Nr. 326a. Band 9), Berlin 1970
  17. Schweigert: Dehio Graz. S. 24, 25.
  18. Bildindex Bonaventurakapelle
  19. Mamolo Giovanni. In: Artisti Italiani in Austria, Universität Innsbruck
  20. Marmoro Francesco. In: Artisti Italiani in Austria, Universität Innsbruck Valegro !
  21. Ehem. Provianthaus. in: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Steiermark (ohne Graz). Bearbeitet von Kurt Woisetschläger, Peter Krenn, Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1982, ISBN 3-85028-439-5. S. 39.
  22. Gleichenberg Neu-Gleichenberg. In: burgen-austria.com. Private Website von Martin Hammerl;
  23. Schloss Freudenau
  24. Horst Schweigert, Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Graz. Verlag Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., Horn/Wien 1979, ISBN 978-3-85028-401-1.