Pjotr Iwanowitsch Ratschkowski

russischer Geheimagent

Pjotr Iwanowitsch Ratschkowski (russisch Пётр Иванович Рачковский; * 1853; † 1910) war Leiter der zaristischen Geheimpolizei Ochrana. Er steht im Verdacht, der Verfasser der Protokolle der Weisen von Zion zu sein oder sie in Auftrag gegeben zu haben.

Pjotr I. Rachkovsky

Tätigkeit

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Von 1884 bis 1902 leitete Ratschkowski die Auslandsabteilung der Geheimpolizei Ochrana, die ihren Sitz in Paris hatte. Er war hauptsächlich damit beschäftigt, die zahlreichen russischen Emigranten, die vor der Strafverfolgung ins Ausland geflohen waren, zu überwachen und zu bekämpfen. Zu diesem Zweck organisierte er ein weitgespanntes Netz von Spitzeln, das bis nach Russland selbst zurückreichte. Auch beeinflusste er französische Journalisten, damit sie positiv über das Zarenreich berichteten.[1]

Protokolle der Weisen von Zion

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1921 wurde Ratschkowski von der polnischen Gräfin Catherine Radziwill, die in New York im Exil lebte, als Initiator der Protokolle der Weisen von Zion genannt, die die Existenz einer jüdischen Weltverschwörung beweisen wollen. Sein Untergebener Matwei Golowinski soll sie in Paris in französischer Sprache verfasst haben. Auf diese Angaben stützte sich der französische Graf Alexandre du Chayla in seinen ebenfalls 1921 erschienenen Erinnerungen. Hier und während des Berner Prozess 1935 bezeugte er, dass Ratschkowski hinter der Fälschung stand.[2] Diese Entstehungsgeschichte der Protokolle, die viele Forscher für zutreffend halten,[3][4][5][6] wird in letzter Zeit von dem italienischen Literaturwissenschaftler Cesare G. De Michelis und dem deutschen Historiker Michael Hagemeister bezweifelt, die glauben, dass der Originaltext in Russland entstand.[7][8]

Einzelnachweise

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  1. Ben B. Fischer, Okhrana. The Paris Operations of the Russian Imperial Police, Diane Publ. Darby, PA 1999, S. 15
  2. Michael Hagemeister, The Protocols of the Elders of Zion. Between History and Fiction, New German Critique 103 (2008), S. 90 f. (online (PDF; 3,9 MB), Zugriff am 1. November 2011)
  3. Norman Cohn: „Die Protokolle der Weisen von Zion.“ Der Mythos der jüdischen Weltverschwörung. Elster Verlag, Baden-Baden 1998, S. 80 f. (deutsche Ausgabe zuerst 1969)
  4. Daniel Pipes, Verschwörung. Faszination und Macht des Geheimen, Gerling Akademie Verlag München 1998, S. 137.
  5. Wolfgang Wippermann, Agenten des Bösen. Verschwörungstheorien von Luther bis heute, be.bra. Verlag, Berlin 2007, S. 67.
  6. Helmut Reinalter, Die Weltverschwörer. Was sie eigentlich alles nie erfahren sollten, Ecowin, Salzburg 2010, S. 121.
  7. Michael Hagemeister, Der Mythos der „Protokolle der Weisen von Zion“. In: Ute Caumanns und Mathias Niendorf (Hrsg.), Verschwörungstheorien. Anthropologische Konstanten - historische Varianten, Fibre, Osnabrück 2001, S. 89–101
  8. Cesare G. De Michelis, The Non-Existent Manuscript. A Study of the Protocols of the Sages of Zion, University of Nebraska Press, Lincoln, NE, 2004
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